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Wasser ist so warm wie nie Meer vor Florida wird zur Badewanne

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Mit Abkühlung hat das Baden an Floridas Stränden nichts mehr zu tun.

Mit Abkühlung hat das Baden an Floridas Stränden nichts mehr zu tun.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Die Temperatur im Süden der USA steigt derzeit auf Rekordhöhe - nicht nur an Land, sondern auch im Meer. Das Wasser vor Floridas Küste erhitzt sich zum Teil auf über 35 Grad. Das hat fatale Auswirkungen auf Mensch und Natur.

Es ist heiß in den USA: Eine rekordverdächtige Hitzewelle rollt derzeit über die südlichen Bundesstaaten und lässt die Thermometeranzeige auf über 37 Grad Celsius steigen. So erleben weite Teile Floridas seit Juni viele Hitzerekorde. Zuletzt warnten Meteorologen bis zum Ende der Woche vor Temperaturen, die sich aufgrund der Luftfeuchtigkeit wie 43 Grad anfühlen werden. Selbst das umliegende Meer bringt keine Abkühlung. Denn auch das Wasser hat sich so stark erhitzt wie nie - und gleicht nun eher einer Badewanne.

Eine Boje der US-Wetterbehörde NOAA maß am Montagabend in der Nähe von Johnson Key in Florida 36,1 Grad. Eine andere Boje hatte am Vortag nahe Vaca Key eine Temperatur von fast 35 Grad registriert. Das seien "geradezu schockierende" Temperaturen, schreibt der Meteorologe und Journalist Bob Henson auf Twitter. "Normalerweise liegen die Temperaturen im oberen 20-Grad-Bereich", twittert Jeff Berardelli, Meteorologe und Klimaexperte. Aktuell sei es aber "kochend heiß". Die Meerestemperaturen sind so hoch, dass sie sogar die Farbskala auf einigen Wetterkarten sprengen. Die Skalierung geht meist nur bis 32 Grad Celsius.

Tropennächte und Hurrikane

"Solch hohe Wassertemperaturen wären zu jeder Jahreszeit beeindruckend, aber sie treten zu einem Zeitpunkt auf, zu dem das Wasser bereits ziemlich warm ist - und bringen es auf echte Badewannenbedingungen, die wir selten sehen", sagt Brian McNoldy von der Universität von Miami der "Washington Post". Für die Menschen an Land hat das direkte Konsequenzen: Das ungewöhnlich warme Wasser erhöht die Luftfeuchtigkeit. Dadurch gibt es kaum eine Abkühlung der Temperaturen in der Nacht.

Doch nicht nur die Gefahr von Tropennächten steigt. Das warme Meer macht auch Hurrikane immer wahrscheinlicher, warnen Experten wie McNoldy. Die tropischen Stürme können sich bereits ab einer Wassertemperatur von 26 Grad bilden. Das warme Ozeanwasser verdunstet, kondensiert und bildet Wolken und Niederschläge. Dabei wird latente Wärmeenergie freigesetzt, die den Sturm ernährt. US-Hurrikan-Meteorologen haben ihre Prognosen für diese Saison als Reaktion auf die steigenden Meerestemperaturen bereits angepasst. Sie sagen inzwischen deutlich mehr Hurrikane voraus.

Katastrophale Folgen für Korallen

Die ungewöhnlichen Wassertemperaturen gefährden zudem die Korallen vor der Küste Floridas. Man werde es wohl "mit einer schlimmen Bleiche zu tun haben", sagte die Wissenschaftlerin Liv Williamson vom Coral Reef Futures Lab der Universität von Miami der Nachrichtenagentur AP. Die Wahrscheinlichkeit einer großen Bleiche an vielen Riffen entlang der Pazifikinseln am Äquator bis nach Florida betrage 90 Prozent.

"Wir haben erst Juli, die Hitze wird sich noch weiter aufstauen und die Korallen werden gezwungen sein, viel länger als normal mit gefährlich warmen Bedingungen zurechtzukommen", erklärte Williamson. "Wir erhalten bereits Berichte über Bleiche aus Belize, was so früh im Sommer sehr alarmierend ist."

Wenn kein Wind weht

Meteorologe Berardelli führt die starke Erwärmung der Meeresoberfläche auf ungewöhnlich schwache Winde seit Ende Mai sowie auf den Hitzedom zurück: "Normalerweise weht in Florida eine angenehme Brise aus dem [Südosten]", twittert er. Diese bleibe in diesem Sommer aber weitestgehend aus. "Das Wasser erwärmt sich unter dieser Windstille!" Durch zu schwache Winde könne tieferes, kälteres Wasser nicht an die Oberfläche gelangen, wodurch sich die Meeresoberfläche schneller erwärmte.

Die heißen Gewässer um Florida stehen Experten zufolge im Zusammenhang mit dem menschengemachten Klimawandel und der rekordverdächtigen Hitze der Ozeane weltweit. Etwa 40 Prozent der Weltmeere sind mit einer Hitzewelle konfrontiert, berichtet die NOAA. Das sei der höchste Prozentsatz seit Beginn der Aufzeichnungen. Bis September könnte demnach sogar mehr als die Hälfte der Weltmeere betroffen sein.

Quelle: ntv.de

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