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Warnung vor Antibiotika-Einsatz Schweine übertragen resistente Keime auf Menschen

Schätzungen zufolge werden zwei Drittel aller Antibiotika für Nutztiere verwendet.

Schätzungen zufolge werden zwei Drittel aller Antibiotika für Nutztiere verwendet.

(Foto: picture alliance / Countrypixel)

In vielen Mastbetrieben werden massiv Antibiotika eingesetzt. Das fördert die Entstehung multiresistenter Keime. Ein Forschungsteam untersucht in einer Studie die Übertragung dieser "Superbugs" von Tier auf Mensch - und schlägt Alarm.

Schweine können gefährliche, mulitresistente Keime auf den Menschen übertragen. Das geht aus einer neuen Studie der Universität Kopenhagen und dem Statens Serum Institut in Dänemark hervor, über die der "Guardian" berichtet. Die Entdeckung unterstreicht demnach die Befürchtung, dass der intensive Einsatz von Antibiotika in landwirtschaftlichen Betrieben zur Ausbreitung resistenter Erreger, sogenannter "Superbugs" führt.

Der Fokus der Studie lag auf dem Erreger Clostridioides difficile, welcher einer der am häufigsten vorkommenden Krankenhauskeime ist und Durchfallerkrankungen auslöst, die für Risikogruppen lebensgefährlich werden können. "Unser Ergebnis weist darauf hin, dass C difficile ein Reservoir antimikrobieller Resistenzgene ist, die zwischen Tieren und Menschen ausgetauscht werden können", sagte Studienleiterin Semeh Bejaoui laut "Guardian" bei der Vorstellung der Ergebnisse auf dem Europäischen Kongress für Mikrobiologie und Infektionskrankheiten in Lissabon am Sonntag.

Für die Studie untersuchten die Forschenden die Häufigkeit von C difficile bei Schweinen und verglichen die Ergebnisse mit Daten von dänischen Krankenhauspatientinnen und -patienten. Die Proben wurden dabei mithilfe von DNA-Sequenzierung auf eine mögliche Arzneimittelresistenz untersucht. "Wir haben herausgefunden, dass die in Schweinen isolierten Stämme genetisch identisch mit denen waren, die im gleichen Zeitraum bei Menschen gefunden wurden", wird Bejaoui zitiert.

Zwar müsse noch eindeutig nachgewiesen werden, dass die Stämme von Schweinen auf den Menschen übertragen wurden. Aber die Studie mache deutlich, dass Betriebe, die Antibiotika verwenden, eine Quelle für resistente Stämme seien. Diese werden letztendlich Menschen infizieren, hieß es.

Übertragung über das Fleisch

Der Einsatz von Antibiotika in der Tiermast ist umstritten. Schätzungen zufolge werden zwei Drittel aller Antibiotika weltweit für landwirtschaftliche Nutztiere verwendet. In Mastbetrieben würden immer noch auch gesunde Tiere über Futter oder Wasser mit Antibiotika behandelt, wenn es in dem Stall kranke Tiere gebe, so der Grünen-Politiker Martin Häusling. Über das Fleisch können resistente Keime schließlich zum Menschen gelangen.

Je mehr ein Antibiotikum eingesetzt wird, desto eher setzen sich resistente Erreger durch. Das wird zunehmend zum Problem. Laut der EU-Kommission sterben jedes Jahr rund 33.000 Menschen in der EU, weil Antibiotika bei ihnen nicht mehr anschlagen. Pläne, den Antibiotika-Einsatz bei Tieren zu beschränken, scheiterten im vergangenen Jahr vor dem EU-Parlament.

"Die Studie liefert weitere Beweise für den evolutionären Druck, der mit der Verwendung von Antibiotika in der Tierhaltung verbunden ist", so Bejaoui laut "Guardian". "Diese alarmierende Entdeckung deutet darauf hin, dass sich Antibiotikaresistenzen weiter ausbreiten können als bisher angenommen, und bestätigt die Verbindungen in der Resistenzkette, die von Nutztieren zum Menschen führt."

Quelle: ntv.de, mdi

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