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Erschreckende Aufwärtstrends So viele Menschen sterben in den USA durch Schusswaffen

Nach einer Massenschießerei bei Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahrsfest in Monterey Park (Kalifornien) sterben elf Menschen - nur eine von zahlreichen Tragödien dieser Art in den USA.

Nach einer Massenschießerei bei Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahrsfest in Monterey Park (Kalifornien) sterben elf Menschen - nur eine von zahlreichen Tragödien dieser Art in den USA.

(Foto: REUTERS)

In trauriger Regelmäßigkeit erschüttern Amokläufe mit vielen Toten und Verletzten die USA. Zuletzt sterben in Kalifornien bei zwei Massenschießereien mehr als ein Dutzend. Ein Ende der Schusswaffen-Epidemie ist nicht in Sicht - im Gegenteil.

Von gleich mehreren Massenschießereien mit vielen Toten werden die USA bereits im Januar des neuen Jahres 2023 erschüttert. In Südkalifornien eröffnete ein Schütze am Rande einer Feier zum chinesischen Neujahrsfest in einer Tanzhalle das Feuer. Zehn Menschen starben an dem Tatort in Monterey Park, ein weiteres Opfer erlag später im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Nur zwei Tage nach der Bluttat Monterey Park erschoss offenbar ein Farm-Arbeiter in Kalifornien sieben seiner Kollegen.

Waffengewalt und tödliche Angriffe dieser Größenordnung gehören in den USA zur traurigen Normalität. In den USA kamen in den vergangenen beiden Jahren mehr als 20.000 Menschen durch Schusswaffen bei Unfällen, Morden und Amokläufen ums Leben, Suizide nicht mit eingerechnet. Der jüngste Höhepunkt war das Jahr 2021 mit rund 21.000 Todesfällen. Der Trend ist seit einigen Jahren wieder steigend, im Jahr 2014 lag die Zahl mit rund 12.400 Schusswaffen-Opfern deutlich niedriger. Die Zahl der Suizide durch Schusswaffen stieg von 2014 bis 2019 auf fast 24.000 - sie machen damit mehr als die Hälfte der Gesamtzahl aller Todesfälle durch Schusswaffen aus.

Schon lange ist die Zahl der Schusswaffen-Toten in den USA ungewöhnlich hoch für ein Land mit hohem Entwicklungsstand: Wie ein Studie aus dem Jahr 2018 ermittelte, gab es in den Vereinigten Staaten 2016 mehr als 10 Todesfälle pro 100.000 Einwohner in Zusammenhang mit Schusswaffen, Suizide eingeschlossen. Das waren mehr als zehnmal so viele wie in Deutschland (0,9) im selben Jahr. Noch niedriger war der Wert im Vereinigten Königreich (0,3) und Japan (0,2), etwas höher in Österreich (2,1) und der Schweiz (2,8).

Allerdings gibt es auch innerhalb der USA je nach Region Unterschiede bei der Anzahl der Schusswaffen-Toten: Wie die Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention (CDC) ermittelt haben, sind vor allem die konservativ geprägten Südstaaten und weitere ländlich geprägte Bundesstaaten im Mittleren Westen betroffen. Im südlichen US-Bundesstaat Mississippi etwa starben 2020 mehr als 28 Menschen pro 100.000 Einwohner durch Schusswaffen - im Bundesstaat Massachusetts im Nordosten der USA waren es hingegen nur 3,7.

In den USA gibt es zuletzt zudem einen besorgniserregenden Trend zu Amokläufen: In der Statistik tauchen diese unter "Mass-Shootings" auf und bezeichnen Vorfälle mit Schusswaffen, bei denen es mehr als vier Verletzte oder Todesopfer gibt. Laut der Nichtregierungsorganisation "The Gun Violence Archive" hat sich die Zahl der Mass-Shootings in den USA seit 2014 mehr als verdoppelt. Im Jahr 2021 erreichte sie mit 690 ihren vorläufigen Höhepunkt - im Schnitt waren das fast zwei schwere Schießereien pro Tag. Im Folgejahr waren es mit 647 Attacken nur etwas weniger.

Einige der verheerendsten Amokläufe in der Geschichte der USA fallen zudem in die vergangenen zehn Jahre. Am schwerwiegendsten war die Attacke in Las Vegas im Jahr 2017, bei der mehr als 50 Menschen getötet und rund 500 verletzt wurden. Eine besonders blutigen Angriff gab es zudem 2016 in Orlando im US-Bundesstaat Florida, wo ein Schütze 49 Menschen tötete und 53 verletzte. Vergangenes Jahr sorgte der Amoklauf an einer Grundschule in der Kleinstadt Uvalde im US-Bundesstaat Texas für Entsetzen: 19 Schulkinder und zwei Lehrerinnen wurden dabei erschossen.

Die Ursachen für die vielen tödlichen Schusswaffen-Vorfälle in den USA sind umstritten. Oft wird die hohe Verbreitung und der einfache Zugang zu Pistolen und Gewehren als Grund genannt. Laut dem Schweizer Forschungsprojekt Small Arms Survey kursierten im Jahr 2018 mehr als 390 Millionen Schusswaffen in den USA, im Schnitt 120 pro 100 Menschen. Zum Vergleich: In Deutschland waren es knapp 16 Millionen Schusswaffen, etwa 20 je 100 Einwohner. In Österreich kommen rund 30 Schusswaffen auf 100 Einwohner, in der Schweiz rund 28.

Zudem nahm die Zahl der Waffenbesitzer in den USA zuletzt deutlich zu. Laut einer weiteren Studie wurden zwischen Januar 2019 und April 2021 rund 7,5 Millionen Erwachsene in den USA zum ersten Mal Waffenbesitzer. Dies wiederum brachte 11 Millionen Menschen in Kontakt mit Schusswaffen in ihren Wohnungen, darunter 5 Millionen Kinder. Ungefähr die Hälfte aller neuen Waffenbesitzer waren Frauen. In der bewaffneten Gewaltkriminalität handelt es sich bei den Tätern jedoch überwiegend um Männer.

Quelle: ntv.de

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