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Beengte Wohnverhältnisse Stadtforscher: Pandemie verstärkt Trend zur Stadtflucht

Die Pandemie sei "ein Trendbeschleuniger von Dezentralisierungsprozessen in das Umland der Großstädte", sagt Stadtforscherin Münter.

Die Pandemie sei "ein Trendbeschleuniger von Dezentralisierungsprozessen in das Umland der Großstädte", sagt Stadtforscherin Münter.

(Foto: picture alliance/dpa)

Während der Corona-Pandemie spielt das Zuhause eine große Rolle - dort wird plötzlich nicht mehr nur gewohnt, sondern auch gearbeitet und gelernt. Dies hinterlässt Spuren in der Wahl des Wohnstandorts, sagen Experten. Ländlichere Räume werden wieder attraktiver.

Stadt oder Land? Bei der Wahl des Wohnstandorts hat die Corona-Pandemie ihre Spuren hinterlassen, sagen Experten des Instituts für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) in Dortmund. Suburbane und ländliche Räume werden demnach wieder attraktiver, fassen die ILS-Forscher Angelika Münter, Lisa Garde und Frank Osterhage die Debatte in der aktuellen Ausgabe von "ILS Impulse" zusammen.

"Als Schulen und Kitas geschlossen waren und das Arbeiten nach Möglichkeit von zu Hause aus erfolgen sollte, war die Wohnung nicht mehr nur Wohnort, sondern auch Lern-, Betreuungs- und Arbeitsort. Damit änderten sich auch die Ansprüche etwa in Bezug auf die Wohnfläche oder Zimmerzahl", sagt Münter laut einer Mitteilung. Wohnwunschbefragungen, die während der Pandemie durchgeführt wurden, kommen demnach zu dem Ergebnis, dass tendenziell ein "kleinerer" oder ländlicherer Wohnort gewünscht wird. Ob dieser Wunsch schlussendlich auch in einem Umzug mündet, lasse sich empirisch noch nicht abschließend sagen - auch weil verschiedene Faktoren bei Wohnortwechseln eine Rolle spielten.

"Corona hat vor allem mit Blick auf das Homeoffice Entwicklungen im Zeitraffer bewirkt", so Münter. "Wer gar nicht oder nur an wenigen Tagen im Monat ins Büro kommen muss, kann auch längere Pendelzeiten in Kauf nehmen." Die Digitalisierung der Arbeitswelt ermöglicht in diesen Fällen einen Wohnort im Umland der Städte oder auch darüber hinaus. "Die Pandemie ist damit ein Trendbeschleuniger von Dezentralisierungsprozessen in das Umland der Großstädte und vielleicht sogar bis an gut angebundene Orte im ländlichen Raum", sagt die Stadtforscherin.

Von weiteren Krisen beeinflusst

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Die Forschenden verweisen darauf, dass räumliche Entwicklung von einer Vielzahl von Trends abhängig ist. Die durch die Pandemie angestoßenen Veränderungen würden mittlerweile durch weitere Krisen überlagert, die ebenfalls auf Wohnstandortentscheidungen einwirken, wie die gestiegenen Energie- und Mobilitätskosten.

"Es ist kaum möglich, die Wirkungen einzelner Einflussfaktoren, wie die der Pandemie, auf die Raumentwicklung von anderen neuen, teils krisenhaft wirkenden sowie seit langem zu beobachten Einflussfaktoren zu isolieren", so Münter. Corona habe aber vor allem die Bedeutung der Digitalisierung für die Raumentwicklung gezeigt. "Ob jemand in der Stadt oder auf dem Land lebt, wird für Menschen mit einem Homeoffice-Beruf weniger relevant."

Quelle: ntv.de, kst

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