Gefahr durch helle Nächte Studie: Licht in der Nacht erhöht massiv das Herzinfarktrisiko
28.10.2025, 15:51 Uhr Artikel anhören
Wer sein Herz schützen will, sollte laut einer Studie so dunkel wie möglich schlafen.
(Foto: picture alliance / Zoonar)
Nächtliches Licht schadet offenbar dem Herz: Eine neue Studie zeigt, dass Menschen, die nachts häufiger Helligkeit ausgesetzt sind, deutlich öfter Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Herzschwäche entwickeln. Selbst schwaches Licht im Schlafzimmer kann demnach zum Risiko werden.
Straßenlaternen, Handydisplays, Standby-Leuchten: Künstliches Licht stört den Schlaf. Doch offenbar leidet nicht nur die Nachtruhe. Eine internationale Forschungsgruppe hat nun erstmals nachgewiesen, dass nächtliche Lichtexposition auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzschwäche deutlich erhöht.
Die Forschenden aus Australien, den USA und Großbritannien untersuchten für ihre Studie, die im Fachjournal "Jama Network Open" erschienen ist, rund 89.000 Erwachsene, die zu Beginn alle herzgesund waren. Die Teilnehmenden trugen eine Woche lang einen Lichttracker am Handgelenk, der jede Minute die Helligkeit aufzeichnete. Insgesamt kamen dabei mehr als 13 Millionen Stunden Messdaten zusammen. Anschließend wurden die Probanden medizinisch begleitet.
Nächtliches Licht als Risikofaktor
Nach fast acht Jahren Beobachtungszeit zeigte sich: Personen, die nachts besonders viel Licht ausgesetzt waren, hatten ein deutlich erhöhtes Risiko für verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen. So stieg das Risiko für Herzinfarkte um knapp 50 Prozent, für eine Herzinsuffizienz sogar um 56 Prozent. Auch Schlaganfälle und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen traten rund 30 Prozent häufiger auf.
Diese Zusammenhänge blieben auch dann bestehen, wenn Faktoren wie Bewegung, Rauchen, Ernährung, Schlafdauer, sozioökonomischer Status oder Vorerkrankungen berücksichtigt wurden. Besonders stark fiel der Effekt bei Frauen und jüngeren Menschen aus.
"Bisher gab es kaum präzise Daten darüber, wie sich individuelles Lichtverhalten auf die Herzgesundheit auswirkt", sagt Studienleiter Daniel T. Windred von der Universität Flinders im australischen Adelaide. "Unsere Ergebnisse zeigen nun, dass nächtliches Licht nicht harmlos ist - es scheint ein unabhängiger Risikofaktor zu sein."
Melatonin könnte eine Rolle spielen
Doch warum belastet Licht beim Schlafen das Herz? Wahrscheinlich spielt das Hormon Melatonin eine zentrale Rolle, vermuten die Forschenden. Es wird normalerweise in der Dunkelheit ausgeschüttet und steuert unseren Tag-Nacht-Rhythmus. "Licht zur falschen Zeit kann die Melatoninproduktion verzögern oder unterdrücken und damit den biologischen Rhythmus aus dem Takt bringen", erklärt der schwedische Schlafforscher Jonathan Cedernaes von der Universität Uppsala in einem begleitenden Kommentar. Das könne langfristig Entzündungsprozesse, Blutzuckerregulation und Gefäßfunktionen beeinträchtigen - und damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen.
Frühere Studien hätten zudem gezeigt, dass helles Raumlicht im Schlafzimmer den Puls erhöhe, die Tiefschlafphasen verkürze und die Insulinsensitivität verschlechtere. "Unsere innere Uhr ist evolutionär darauf programmiert, nachts Dunkelheit zu erleben", so Cedernaes. "Wenn wir diese natürliche Dunkelphase immer wieder stören, sendet das widersprüchliche Signale an Stoffwechsel, Hormonhaushalt und Kreislauf."
Tageslicht als Schutzfaktor
Interessanterweise zeigte sich in der aktuellen Studie auch ein umgekehrter Zusammenhang: Menschen, die tagsüber viel natürliches Licht abbekamen, hatten ein geringeres Risiko für bestimmte Herzkrankheiten. Wer regelmäßig dem Tageslicht ausgesetzt war, entwickelte seltener koronare Herzkrankheiten, Schlaganfälle oder Herzschwäche - allerdings verschwand dieser Effekt, sobald Lebensstilfaktoren mit eingerechnet wurden.
Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, braucht es laut Forschenden noch weitere Untersuchungen, um einen Kausalzusammenhang zwischen nächtlichem Licht und Herzkrankheiten sicher zu beweisen. Dennoch liefere ihre Untersuchung den bisher stärksten Hinweis darauf, dass nächtliches Licht ein ernst zu nehmender Risikofaktor sein könnte, schreiben die Autoren.
Für Studienleiter Windred ist die Botschaft klar: "Wer sein Herz schützen will, sollte das Schlafzimmer so dunkel wie möglich halten - keine Displays, keine Standby-Leuchten, keine Straßenbeleuchtung durchs Fenster." Und auch Experte Cedernaes ist überzeugt: "Wenn wir die Nacht wieder zur Nacht machen, gewinnt unser Herz möglicherweise ein paar Schläge mehr."
Quelle: ntv.de, hny