Neue Studie zu Zoom-Fatigue Sind Online-Meetings wirklich anstrengender?
25.09.2025, 11:18 Uhr Artikel anhören
Erschöpfen Online-Meetings mehr als Treffen in Präsenz?
(Foto: IMAGO/photothek)
Während der Covid-Pandemie klagten viele über die Erschöpfung durch Online-Meetings. Doch eine aktuelle Studie findet keine Anzeichen mehr für das Phänomen "Zoom-Fatigue". Die Forschenden haben eine Vermutung, was den Wandel erklären könnte.
In der Corona-Pandemie florierte das Homeoffice - Meetings und Konferenzen wurden überwiegend virtuell abgehalten. Doch das brachte ein Phänomen mit sich, das als "Zoom Fatigue" bezeichnet wurde: Online-Meetings mit Videokonferenz-Tools wie Zoom, Teams oder Google Meet erschöpften die Teilnehmer. Als mögliche Gründe galten unter anderem die dauerhafte Konzentration auf Gesichter und Stimmen sowie die fehlende Bewegung zwischen Meetings.
Auch heute sind Videokonferenzen noch Teil des Arbeitslebens. Doch existiert das Phänomen "Zoom-Fatigue" immer noch? Nein, sagt Juniorprofessorin Hadar Nesher Shoshan von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz (JGU). "Während des Lockdowns stimmte das." In einer aktuellen Studie haben sie und ein Kollege jedoch herausgefunden, dass unter heutigen Bedingungen Online-Meetings nicht erschöpfender sind als Präsenz-Meetings. Die Ergebnisse der Studie wurden im "Journal of Occupational Health Psychology" veröffentlicht.
"Nicht erschöpfender als Präsenz-Meetings"
Das Team hatte mithilfe von 125 Probanden untersucht, wie erschöpfend Online-Meetings im Vergleich zu Präsenz-Meetings wirken. Sie stellten Fragen zur Häufigkeit von Online- und Präsenzmeetings sowie dem Erschöpfungslevel. Insgesamt sammelten die Forschenden auf diese Weise Informationen zu 945 Meetings, 62 Prozent davon Online-Meetings.
"Im Vorfeld hatten wir die Hypothese aufgestellt, dass es nach wie vor eine 'Zoom-Fatigue' gibt", so Shoshan - schließlich seien alle bisherigen Studien zu diesem Ergebnis gekommen. "Wir fanden jedoch nichts. Nach unseren Ergebnissen sind Online-Meetings nicht erschöpfender als Präsenz-Meetings." Bei Online-Meetings, die kürzer als 44 Minuten sind, gelte sogar, dass sie weniger erschöpfend seien als Treffen in Präsenz.
Online-Meetings mit Lockdown assoziiert?
Doch wie kommt es zu der Diskrepanz zwischen der neuen Studie und den bisherigen? Laut Shoshan ist der Grund, dass ihre Untersuchung auf aktuell erhobenen Daten basiert, während für die anderen Studien Angaben verwendet wurden, die während der Covid-Pandemie zusammengetragen wurden.
"Die Gründe für die 'Zoom-Fatigue' scheinen eher in der pandemischen Situation als in den Online-Treffen zu liegen", sagt die Forscherin. "Online-Meetings mussten sozusagen als Projektionsfläche herhalten, da sie eng mit dem Lockdown in Verbindung gebracht wurden: Die Menschen vermissten ihr altes Leben, ihre sozialen Kontakte, und verloren den Spaß an der Arbeit", vermutet Shoshan.
Die Untersuchung unterstreiche, wie wichtig es sei, Untersuchungsergebnisse der Sozialwissenschaften in die jeweiligen historischen Gegebenheiten einzuordnen.
Quelle: ntv.de, kst