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Für Menschen gefährlich Heartland-Viren in Zecken nachgewiesen

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Eine Einzelstern-Zecke

(Foto: imago images/Clarence Styron)

Seit der Corona-Pandemie ist die Aufmerksamkeit gegenüber krankmachenden Viren gestiegen. US-Forscher weisen deshalb auf ein zirkulierendes Virus hin, das erst seit 2009 bekannt ist. Sie wollen keine Panik machen, sondern dem Erreger einen Schritt voraus sein, bevor er zu einem ernsten Problem werden könnte.

Das für Menschen potenziell tödliche Heartland-Virus zirkuliert in Zecken in Georgia. Das haben Forschende der Emory University mithilfe genetischer Analysen von Virusproben herausgefunden. Das Team um Professor Gonzalo Vazquez-Prokopec liefert mit seinen Forschungsergebnissen auch den Beweis dafür, dass das Heartland-Virus von einem Organismus zum anderen übertragen werden kann.

Für die Untersuchungen haben die Forscherinnen und Forscher fast 10.000 Einzelstern-Zecken (Amblyomma americanum) unter die wissenschaftliche Lupe genommen. Die Forschenden achteten darauf, dass die Zecken der Untersuchung von verschiedenen Orten stammten und zu verschiedenen Zeiten gesammelt wurden. Sie fanden das Heartland-Virus bei rund jeder 2000. Zecke. Die positiven Proben wurden in einem weiteren Schritt genetisch untersucht.

Virus erstmals 2009 entdeckt

"Heartland ist eine aufkommende Infektionskrankheit, die nicht gut verstanden wird", sagt der Leiter der Studie Vazquez-Prokopec laut NBC News. Tatsächlich wurde das Virus erstmals 2009 bei zwei erkrankten Männern im Nordwesten von Missouri entdeckt. Beide mussten mit hohem Fieber, Durchfall, Muskelschmerzen, niedriger Anzahl weißer Blutkörperchen und Blutplättchen und anderen Symptomen im Krankenhaus behandelt werden.

Die Krankheitszeichen erinnerten die behandelnden Ärzte an bekannte Erkrankungen, die durch Zecken übertragen werden. Sie konnten deshalb recht schnell feststellen, dass sich die Männer mit einem neuartigen Virus infiziert hatten, das später als Heartland bezeichnet wurde. Kurze Zeit darauf konnte deren Ursprung auf Einzelstern-Zecken zurückgeführt werden. Weitere Studien zeigten, dass sich auch in Blutproben von Hirschen und einigen anderen wilden Säugetieren Antikörper gegen das Virus gebildet haben.

Seitdem wurden mehr als 50 Fälle des Heartland-Virus bei Menschen aus insgesamt 11 Bundesstaaten im Mittleren Westen und Südosten des Landes nachgewiesen. Viele der Infizierten mussten im Krankenhaus behandelt werden. Einige Personen mit Vorerkrankungen starben im Zusammenhang mit der Heartland-Infektion. Dennoch gilt das Virus als selten. Experten gehen jedoch davon aus, dass die tatsächliche Krankheitslast höher ist, da das Heartland-Virus noch nicht gut bekannt ist und Tests darauf selten angeordnet werden.

Weitere Fragen müssen geklärt werden

Geklärt werden konnte bisher nicht, ob auch andere Zeckenarten oder Tiere das Virus an den Menschen weitergeben und zu einer Heartland-Infektion führen können. Die Forscher erweitern deshalb den Umfang ihrer Arbeit. Sie werden in ganz Georgia Zecken zum Testen sammeln und räumliche Analysen durchführen, um Faktoren zu verstehen, die das Risiko für das Heartland-Virus erhöhen können. "Wir wollen damit beginnen, die riesigen Wissenslücken zum Übertragungszyklus des Heartland-Virus zu schließen", sagt Vazquez-Prokopec laut einer Mitteilung. "Wir müssen die Hauptakteure, die das Virus übertragen, und alle Umweltfaktoren, die dazu beitragen können, dass es in verschiedenen Lebensräumen überdauert, besser verstehen."

Die Einzelstern-Zecke, die nach einem markanten weißen Fleck auf ihrem Rücken benannt wurde, ist die häufigste Zecke in Georgia. Sie ist auch in bewaldeten Gebieten im Südosten, Osten und Mittleren Westen der Vereinigten Staaten weit verbreitet. Sie ist im Nymphenstadium etwa so groß wie ein Sesamkorn. Als erwachsenes Tier erreicht sie einen Durchmesser von fünf bis sechs Millimeter. Das winzige Tier kann sich deshalb gut in die Haut des Menschen verbeißen, ohne gleich entdeckt zu werden.

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Die Forschenden betonen, mit ihrer Arbeit lediglich aufklären zu wollen. "Wir wollen Bewusstsein schaffen statt Panik machen", betonte Vazquez-Prokopec laut NBC News. "Die Menschen gehen im Frühjahr häufiger aus und sind möglicherweise Zecken ausgesetzt, die zu dieser Jahreszeit vor allem im Süden schnell zunehmen."

Dennoch seien durch Zecken übertragene Krankheiten eine echte und wachsende Bedrohung. Der beste Weg, mit ihnen umzugehen, bestehe darin, die Wissenschaft zu betreiben, die erforderlich sei, um alles über sie zu erfahren, was wir können. Die Ergebnisse der Studie wurden durch die US-Behörde CDC veröffentlicht.

(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 22. März 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, jaz

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