Berichte aus China WHO: Keine Bestätigung für HMPV-Ausbruch
07.01.2025, 12:20 Uhr Artikel anhören
Zuletzt meldeten chinesische Behörden eine Handvoll schwerer Fälle von HMPV-Infektionen.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
In China verbreitet sich angeblich das Erkältungsvirus HMPV. Internationale Medien greifen das Thema auf, doch die Faktenlage bleibt dünn. Nun meldet sich die Weltgesundheitsorganisation zu Wort - und gibt vorerst Entwarnung.
Medienberichte über einen mutmaßlichen Ausbruch des Erkältungsvirus HMPV kann die Weltgesundheitsorganisation WHO nicht bestätigen, wie das "Deutsche Ärzteblatt" berichtet. Zwar sei die Zahl der akuten Atemwegsinfektionen, einschließlich der saisonalen Grippe, RSV und des humanen Metapneumovirus (HMPV), im Vergleich zum Vormonat gestiegen, erklärte WHO-Sprecher Tarik Jašarević demnach. Dies sei aber für diese Jahreszeit zu erwarten.
Weiter heißt es in dem Beitrag des Fachmagazins, dass das Chinesische Zentrum für Seuchenkontrolle und -prävention (CCDC) in seinem jüngsten Bericht vom 2. Januar von einem deutlicheren Aufwärtstrend bei erfassten HMPV-Fällen in den nördlichen Provinzen berichtet hatte. In der 52. Kalenderwoche gab es demnach 6 leichte und 5 schwere bestätigte HMPV-Fälle in Ambulanzen, Notaufnahmen und Krankenhäusern.
"Ausmaß geringer als im letzten Jahr"
Auf einer Pressekonferenz des CCDC am 27. Dezember hatte Kan Biao, Direktor des Instituts für Infektionskrankheiten des Zentrums, mitgeteilt, dass die Zahl der HMPV-Fälle bei Kindern bis 14 Jahren ansteige. Der Anstieg sei besonders in Nordchina bemerkbar. Auch die Zahl der Grippe-Fälle sei gestiegen. Die Fälle könnten während der Neujahrsfeiertage Ende Januar, wenn viele Menschen reisen und sich in großen Gruppen versammeln, weiter ansteigen, sagte er. Insgesamt jedoch "wird das Ausmaß und die Intensität der Ausbreitung von Atemwegsinfektionen in diesem Jahr der aktuellen Situation nach geringer sein als im letzten Jahr", so Kan.
HMPV ist ein Erkältungsvirus, das vor allem bei Kindern im Alter von 0 bis 14 Jahren diagnostiziert wird. Betroffene zeigen Symptome wie Schnupfen, Husten, Fieber und in manchen Fällen auch Kurzatmigkeit. Es wurde 2001 erstmals nachgewiesen und ist auch in Europa verbreitet. Der jüngste Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) weist für Deutschland für die 50. Kalenderwoche 2024 des vergangenen Jahres insgesamt 11 erfasste Fälle von HMPV aus.
"Sicher keine Pandemie wie Corona"
Auch der Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht sieht bisher nichts Ungewöhnliches an der Entwicklung in China: "Es ist immer schon so gewesen, dass in bestimmten Jahren in bestimmten Gebieten, manchmal auch weltweit, bestimmte Virustypen dominieren in der Wintersaison", sagte er im Gespräch mit ntv. Ob dies bedeute, dass diese Infektion auch vermehrt in Deutschland auftritt, sei völlig ungewiss.
Eine Pandemie mit dem Erreger HMPV hält Specht für ausgeschlossen: "Dieses humane Metapneumovirus wird ganz sicher keine Pandemie im Sinne von Corona auslösen." Es handele sich schließlich nicht um ein komplett neues Virus. "Nein, es ist ein altbekannter Erreger." Experten gehen davon aus, dass in der Bevölkerung bereits eine gewisse Immunität gegen HMPV vorliegt. Wenn man sich doch mit HMPV ansteckt, empfiehlt Specht wie bei Infektionen des Atemwegtraktes viel Bettruhe. "Dann kann der Körper mit dieser Infektion am besten selbst umgehen."
Bisher gibt es weder Medikamente noch einen Impfstoff gegen das Virus. Eine Studie aus dem Jahr 2021 ermittelte für das Jahr 2018 weltweit einen Wert von etwa 11.000 Todesfällen durch HMPV. 64 Prozent der Opfer waren Säuglinge unter sechs Monaten. Von den Todesfällen traten 79 Prozent in einkommensschwachen Ländern auf.
Quelle: ntv.de, kst