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Bis zu dreieinhalb Oktaven Warum Affen besser jodeln als Menschen

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Wahre Klangkünstler: Was Haubenkapuzineraffen mit ihrem Jodeln kommunizieren wollen, bleibt allerdings offen.

Wahre Klangkünstler: Was Haubenkapuzineraffen mit ihrem Jodeln kommunizieren wollen, bleibt allerdings offen.

(Foto: picture alliance/dpa)

In Bolivien studieren Forscher die Rufe von Neuweltaffen und entdecken Erstaunliches: Die Tiere können bis zu dreieinhalb Oktaven jodeln, während Menschen nur eine Oktave schaffen. Das Geheimnis liegt wohl in einer besonderen Anatomie, die Menschen fehlt.

Affen sind nicht nur begnadete Baum-Akrobaten, sondern auch zu spektakulären Sprüngen auf der Tonleiter fähig. Ein internationales Forscherteam hat herausgefunden, dass südamerikanische Affen zwischen sehr hohen und sehr tiefen Lauten wechseln können - ähnlich, aber noch ausgeprägter als menschliche Jodel-Sänger in den Alpen.

In einem Schutzreservat in Bolivien studierten die Forscher die Rufe von verschiedenen Arten von Neuweltaffen. Außerdem führten sie Computersimulationen sowie anatomische Untersuchungen durch, um dem Affen-Jodeln auf den Grund zu gehen.

Auf der Aufnahme eines Haubenkapuzineraffen (Sapajus apella) ist für das menschliche Ohr nur eine hohe Stimmlage erkennbar. Werden die Laute jedoch stark verlangsamt abgespielt, hört sich der Ruf des Äffchens etwa an wie ein Tarzan-Schrei.

Kleine Membranen auf Stimmlippen

Während Menschen nur etwa im Tonumfang einer Oktave jodeln können, sind es bei den untersuchten Neuweltaffen bis zu dreieinhalb Oktaven, wie das Team im Fachblatt "Philosophical Transactions of the Royal Society B: Biological Sciences" berichtet. Laut der Studie liegt das an der unterschiedlichen Anatomie: Fast alle Primaten außer dem Menschen haben im Kehlkopf kleine Membranen auf den Stimmlippen.

"Je mehr Gewebsstrukturen im Kehlkopf bei der Tonproduktion mitschwingen, umso eher wird diese Schwingung instabil", erklärte Erstautor Christian Herbst von der Universität Wien. So tragen die Membranen der Affen an den Stimmlippen zum raschen Umschlagen zwischen hohen und tiefen Frequenzen bei.

Menschen brauchen stabileren Klang

Dass der Mensch diese Membranen im Zuge der Evolution verloren hat, hat aus Sicht der Forscher wohl mit der Entwicklung der Sprache zu tun. "Für die Sprache brauchen wir im Hals eine sehr stabile Klangquelle", sagte der Stimmforscher Herbst.

Während Menschen komplexe Informationen durch die Anordnung verschiedener Sprachelemente vermitteln, können Affen komplexe Signale von sich geben, indem sie die Membranen einsetzen. Bislang haben Verhaltensforscher nicht entschlüsselt, was die Affen mit ihrem Jodeln kommunizieren. "Das wäre der nächste logische Schritt", so Herbst.

Quelle: ntv.de, kst/dpa

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