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Panzer durch Wolken erspähenWie neue Radarsatelliten Deutschland schützen sollen

11.12.2025, 13:10 Uhr RTL01903-2Von Kai Stoppel
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Dieses Satelliten-Radarbild von Iceye zeigt Kriegsschiffe im Hafen Seweromorsk, einem Stützpunkt der russischen Nordflotte. (Foto: Iceye)

Deutschland investiert in die eigene militärische Aufklärung aus dem All. Dabei sollen moderne Radarsatelliten aus Finnland helfen. Sie bieten einen besonderen Vorteil, der auch bereits von der Ukraine genutzt wird.

Während die USA unter Präsident Donald Trump als Bündnispartner immer mehr zum Wackelkandidaten werden, versucht Europa militärisch zunehmend auf eigenen Beinen zu stehen. Das gilt auch für die Aufklärung aus dem Weltraum: Die Bundesregierung setzt dabei offenbar auf eine Flotte moderner Mini-Radarsatelliten, die gegenüber optischen Satelliten einen großen Vorteil haben.

Der Rüstungskonzern Rheinmetall soll von Berlin den Auftrag für den Bau eines Satellitensystems namens "Spock" erhalten haben, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider. Es soll die neue Panzerbrigade 45 der Bundeswehr in Litauen künftig mit Aufklärungsdaten versorgen. Die Satelliten werden demnach von einem Joint Venture aus Rheinmetall und der finnischen Firma Iceye gebaut, die die Radarsatelliten entwickelt hat. Das Auftragsvolumen soll sich zunächst auf rund 1,76 Milliarden Euro belaufen.

Durch Wolken und Dunkelheit

Die Satelliten setzen auf eine SAR (Synthetic Aperture Radar) genannte Technologie. Mit dieser kann mittels Radiowellen ein Abbild von jedem Punkt der Erdoberfläche erstellt werden - und zwar wetter- und tageszeitunabhängig. Die Technologie gibt es schon länger, doch die Satelliten waren bisher schwer und teuer. Der in den 2010er Jahren gegründeten Firma Iceye gelang es jedoch, die Satelliten deutlich zu verkleinern. Nach dem ersten erfolgreichen Start 2018 kreist mittlerweile eine ganze Flotte von Radarsatelliten um die Erde.

Ursprünglich wollte Iceye mit den SAR-Satelliten die Entwicklung des Eises der Antarktis im Auge behalten. Mittlerweile gibt es jedoch eine große Nachfrage nach militärischen Aufklärungsdaten. Die Ukraine setzt in ihrem Abwehrkampf gegen Russland bereits auf Radarbilder des finnischen Unternehmens. Im März 2025 gab Iceye bekannt, künftig auch das Lagezentrum im NATO-Hauptquartier in Brüssel mit Aufklärungsdaten beliefern zu wollen.

KI hilft beim Erkennen von Panzern

Auf seiner Website wirbt Iceye mit den Fähigkeiten der Radarsatelliten zur Erkennung militärischen Geräts: So können auch bei Bewölkung und nachts Kriegsschiffe auf See oder die Stationierung von Bombern und Kampfflugzeugen auf Flughäfen erkannt werden. Sogar in Waldgebieten versteckte Panzer sollen die Satelliten entdecken können, schreibt das Unternehmen. Künstliche Intelligenz hilft dabei, die vom Radar erfassten Objekte zu identifizieren. Denn ein Nachteil der Radartechnologie ist ihre im Vergleich zu optischen Satelliten geringere Auflösung.

Iceye betreibt mittlerweile die nach eigenen Angaben weltweit größte kommerzielle SAR-Satellitenflotte im All: Mehr als 60 Satelliten wurden bereits ins All gebracht. In den kommenden zwei Jahren sollen im Rheinmetall-Werk in Neuss 40 weitere Satelliten gebaut werden, wie Rheinmetall-Chef Armin Papperger im Oktober dem "Handelsblatt" sagte. Die ersten Bilder sollen der Bundeswehr laut einem "Spiegel"-Bericht Anfang Oktober 2026 zur Verfügung stehen.

Synthetic Aperture Radar (SAR) wurde bereits in den 1950er Jahren entwickelt, Ende der 1970er Jahre startete der erste SAR-Satellit. Bisherige Systeme waren jedoch relativ groß. Für die Bundeswehr wurden zwischen 2006 und 2008 bereits fünf SAR-Aufklärungssatelliten des Typs SAR-Lupe ins All transportiert - jeder davon wog mehr als 700 Kilogramm. Die Satelliten von Iceye sind hingegen unter 100 Kilogramm schwer. Seit Ende 2023 betreibt die Bundeswehr noch drei weitere Radarsatelliten des Systems SARah.

Quelle: ntv.de, mit Reuters

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