Wissenswertes zur WintersonnenwendeWo der kürzeste Tag des Jahres besonders düster bleibt
Von Laura Stresing
Der vierte Advent fällt in diesem Jahr auf den Tag der Wintersonnenwende. Das heißt, ab Sonntag werden die Tage wieder länger. Allerdings ist der Effekt anfangs noch sehr klein. Und wie viel Sonnenlicht man wirklich abbekommt, hängt stark vom Wetter und dem Wohnort ab.
Die dunkelste Zeit des Jahres liegt bald hinter uns, denn am 21. Dezember ist Wintersonnenwende. An diesem Tag steht die Sonne mittags so niedrig wie nie im Jahr. Es ist der kürzeste Tag des Jahres - oder auch die längste Nacht, wenn man so will. Der Moment der Wintersonnenwende um 16:03 Uhr deutscher Zeit markiert zudem auch den astronomischen Winterbeginn für Mitteleuropa. Danach werden die Tage auf der Nordhalbkugel wieder länger - bis zur nächsten Sonnenwende im Sommer mit dem längsten Tag des Jahres.
Wie viel Zeit zwischen Sonnenauf- und Untergang vergeht, hängt stark von der Region ab, in der man lebt. "Schleswig-Holstein grenzt im Norden an Skandinavien, dem Teil Europas, der im Winter berühmt düster ist", sagt der ntv-Meteorologe Paul Heger. "Das merken wir auch im 'deutschen Skandinavien' mit deutlich weniger Licht im Vergleich zu Süddeutschland."
Quer durch Deutschland kann das rund eine Stunde Unterschied machen, wie eine Auswertung von ntv.de zeigt. Südlich von München etwa geht die Sonne am diesjährigen 21. Dezember gegen 8 Uhr auf und um 16:25 Uhr unter. Dazwischen liegen also fast achteinhalb Stunden. In der Kieler Gegend beginnt der Tag der Wintersonnenwende hingegen erst um 8:34 Uhr. Um kurz vor vier Uhr nachmittags ist schon wieder Schluss. Mit knapp 7 Stunden und 24 Minuten vergeht hier deutlich weniger Zeit zwischen Sonnenauf- und Untergang.
Diese Zeiten berücksichtigen jedoch nicht die Dämmerungsphasen, in denen noch etwas Tageslicht am Horizont verbleibt. Weil die Sonnenbahn im hohen Norden flacher verläuft, bekommen die Menschen dort mehr von dem "gestreckten" Dämmerlicht zu sehen. In Städten wie Flensburg fügt das morgens und abends immerhin fast eineinhalb Stunden indirekten Sonnenschein zum kurzen Tag hinzu. Im Sommer hält die Dämmerung dann schon für bis zu 110 Minuten an und die Nächte sind besonders kurz.
100 Kilometer Distanz - neun Minuten Vorteil
Interessant ist, dass die Unterschiede in der Tageslänge zur Wintersonnenwende von Süden nach Norden immer größer werden. So vergehen für die Menschen in der Stuttgarter Region zwischen Sonnenauf- und Untergang rund 6 Minuten und 39 Sekunden weniger Zeit als für diejenigen, die auf der Höhe von München leben. In Mitteldeutschland - zwischen Münster und dem Breitengrad unterhalb von Leipzig - wächst der Unterschied schon auf 7 Minuten und 50 Sekunden an. Hamburg und Kiel erleben bereits satte neun Minuten Unterschied, obwohl die Städte nur 100 Kilometer auseinanderliegen.
Bevor sich aber irgendjemand überlegt, aus dem Norden in die südlicheren Breitengrade Deutschlands überzusiedeln, um dem dunklen Winter zu entgehen: Schon im Frühjahr kehren sich die Vorzeichen um. Dann wird es von Norden her schneller hell und die Tageslänge nimmt zu. Zusammen mit einer sich ebenfalls ausdehnenden Dämmerungsphase profitiert dann vor allem der Norden Deutschlands von mehr Sonnenschein, während es im Süden noch etwas länger winterlich-dunkel bleibt.
Wie viel Sonnenlicht die Bewohnerinnen und Bewohner einer Region tatsächlich abbekommen, hängt zudem maßgeblich vom Wetter ab, betont der Meteorologe. Der Breitengrad wird dann schnell zur Nebensache, wie auch die vergangenen Tage gezeigt haben. "Die Alpen haben zuletzt einen strahlenden Sonnentag nach dem anderen bekommen", sagt Heger. "In den Donauniederungen um Passau hat man davon aber oft nichts mitbekommen, weil hier der typisch fiese, zähe Nebel hing. Ganz schnell können dann Orte im hohen Norden mehr Sonnenstunden als Orte im Süden sammeln."
Tatsächlich deuten auch die Aussichten fürs Wochenende darauf hin, dass der Norden zum diesjährigen Winterbeginn möglicherweise mehr Sonnenstunden abbekommen könnte als der Süden. Die besten Chancen auf etwas Sonne bestehen demnach vom südlichen Emsland bis in den Harz. Am sonnigsten wird es aber erneut in den Alpen, während der Süden sonst mit zähen Nebelfeldern zu kämpfen hat. Bei solchen Aussichten trifft es sich ganz gut, dass am dunkelsten Tag des Jahres wenigstens eine vierte Kerze am Adventskranz für mehr Licht sorgt.