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Raubtier breitet sich weiter aus Wo überall in Deutschland Wolfsrudel leben

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Wölfe sind scheue Tiere und kommen dem Menschen nur selten nah.

Wölfe sind scheue Tiere und kommen dem Menschen nur selten nah.

(Foto: picture alliance / blickwinkel/R. Linke)

Lange Zeit streifte kein einziger Wolf mehr durch Deutschlands Wälder. Seit Anfang des 21. Jahrhunderts erholt sich die Population wieder und immer mehr Wolfsrudel holen sich ihren Lebensraum in der Bundesrepublik zurück. ntv.de zeigt, wo sich die meisten Tiere ansiedeln.

Fast 150 Jahre lang waren Wölfe in Deutschland ausgerottet. Jetzt sind sie wieder da. Im Jahr 2000 kamen die ersten Wolfswelpen in Freiheit auf die Welt - auf einem Truppenübungsplatz in der sächsischen Oberlausitz. Seitdem erobern sich Wölfe langsam ihre alten Lebensräume zurück. Mittlerweile leben 161 Rudel in ganz Deutschland, wie aus Daten der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) hervorgeht. Vor allem im Osten und Norden der Bundesrepublik haben sich viele der Tiere angesiedelt.

Die meisten Wolfsrudel leben demnach in Brandenburg: 47 an der Zahl. Auf Platz zwei und drei sind Niedersachsen mit 34 und Sachsen mit 31 Wolfsrudeln. Auch in Sachsen-Anhalt (24) und Mecklenburg-Vorpommern (18) gibt es eine vergleichsweise große Wolfspopulation. In Bayern streifen drei Rudel durch die Wälder. Im einwohnerstärksten Bundesland Nordrhein-Westfalen sind es zwei Rudel. In Hessen und Thüringen jeweils nur eins.

Bundesweit ist die nachweisbare Zahl der Wölfe in den bekannten Wolfsgebieten rund 1175. Allerdings kann der Gesamtbestand unter anderem wegen der viele Kilometer weiten Wanderungen der Tiere nicht seriös beziffert werden.

Ausbreitung stagniert allmählich

Laut einer Studie des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) gibt es in jedem Bundesland geeignete Regionen für Wölfe - außer in den drei Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen. Denn die Tiere brauchen keine Wildnis, um sich niederzulassen - sie kommen überall zurecht, wo sie genug zu fressen finden und der Mensch sie leben lässt. Die Studie zeigt aber auch, dass es viele Gegenden gibt, in denen vermutlich nie Wölfe leben werden. Zum Beispiel, weil es zu wenig Wild oder zu viele Straßen gibt. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) geht daher davon aus, dass Deutschland nie flächendeckend, sondern eher einem Flickenteppich ähnelnd von Wölfen besiedelt sein wird.

Experten stellten neuerdings eine Stabilisierung der Wolfsbestände in Deutschland fest. Die meisten Reviere sind wohl vergeben. Zum ersten Mal seit vielen Jahren ist die Zahl der Rudel nur minimal gestiegen. Mit 161 sind es nur drei mehr als 2021, also im Jahr zuvor.

Außer den Rudeln wurden noch 43 kinderlose Wolfspaare und 21 einzeln lebende Tiere gezählt. Die DBBW spricht zwar noch von einer "weiteren Ausbreitung" der Tiere, aber Zuwachs geschieht den Daten zufolge eben nicht mehr so schnell wie in den Vorjahren. Eine gewisse Stagnation, Stabilisierung oder Sättigung lässt sich auch in den Bundesländern feststellen, in denen am meisten Wölfe zu finden sind: Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen.

Die meisten Wölfe sterben auf der Straße

Wölfe stehen in Deutschland als streng geschützte Art unter Naturschutz. Ein Abschuss ist verboten, es sei denn, die eigentlich scheuen Wölfe verhalten sich in der Begegnung mit Menschen aggressiv. Dann erlaubt das Bundesnaturschutzgesetz einen Abschuss - offiziell "Entnahme" genannt. Ein solcher Fall unprovoziert aggressiven Wolfsverhaltens ist seit 1998 laut dem DBBW-Bericht aber noch nicht aufgetreten.

148 Wölfe wurden der Untersuchung zufolge vergangenes Jahr tot gefunden. Die meisten davon starben bei Verkehrsunfällen. Allerdings wurden auch 13 illegal unter Missachtung des Tierschutzgesetzes getötet.

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Die Zahl der toten Wölfe könnte künftig allerdings deutlich steigen. Denn mit der wachsenden Zahl der Wildtiere kommt es auch immer häufiger zu Konflikten mit dem Menschen, allen voran Landwirten. Rund 1000 Wolfsrisse zählt die DBBW vergangenes Jahr - doppelt so viel wie im Jahr 2018. Pro Angriff wurden im Schnitt drei bis vier Nutztiere getötet.

In Bayern hat die Landesregierung daher am 25. April 2023 eine Verordnung verabschiedet, die Jagd auf Wölfe erleichtern soll. Künftig ist es nun im Freistaat erlaubt, Wölfe zu töten, wenn ein Weidetier auf einer Fläche gerissen wurde, deren Schutz mit Herdenschutzmaßnahmen nicht möglich oder nicht zumutbar ist. Oder wenn eines der Tiere mehrere Tage weniger als 200 Meter entfernt von Ortschaften oder Tierställen gesichtet wird. Der Bund Naturschutz übte scharfe Kritik und kündigte eine Klage an.

Quelle: ntv.de

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