"Etwas so Großes verschwindet" Zahl der Elefanten in Afrika sinkt teils um 90 Prozent
12.11.2024, 07:11 Uhr Artikel anhören
Elefantenfamilie während eines Schläfchens im Samburu-Nationalreservat, Kenia: Außerhalb der Schutzgebiete ist die Situation der Elefanten noch gravierender als in der Studie berechnet.
(Foto: George Wittemyer/Colorado State University)
Seit Jahrzehnten gibt es Schutzprogramme für Elefanten in Afrika und manche Populationen nehmen auch zu - doch generell sinken die Bestände deutlich. Besonders bei den Waldelefanten, die sogar vom Aussterben bedroht sind. Die bislang umfangreichste Studie dazu zeigt das Ausmaß.
Die Bestände der Elefanten in Afrika sind in den vergangenen gut 50 Jahren einer Studie zufolge drastisch gesunken: Die Zahl der Savannenelefanten (Loxodonta africana) sank in verschiedenen Lebensräumen von 1964 bis 2016 um durchschnittlich 70 Prozent, die der kleineren Waldelefanten (Loxodonta cyclotis), die die Weltnaturschutzunion (IUCN) als "vom Aussterben bedroht" einstuft, sogar um 90 Prozent. Das berichtet ein internationales Forschungsteam nach der bislang vollständigsten Erhebung der entsprechenden Daten in den "Proceedings" der US-amerikanischen Nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS").
"Diese Studie zeigt das Ausmaß der Rückgänge und wie verbreitet sie quer über den Kontinent sind", wird Hauptautor George Wittemyer von der Colorado State University in einer Mitteilung seiner Hochschule zitiert. "Sie beleuchtet, wie schnell sogar etwas so Großes und Auffälliges wie Elefanten verschwinden können."
Mehr Druck durch den Menschen
Die Lebensräume und Populationen der beiden Elefantenarten seien in Afrika zunehmend aufgesplittert worden, schreibt die Gruppe: "Der Druck durch den Menschen hat sich während der vergangenen 50 Jahre beschleunigt."
Große Bedrohungen seien der Verlust von Lebensraum, weil Land zugunsten der zunehmenden Bevölkerung umgestaltet werde, und der kommerzielle Handel mit Elefantenteilen. Gleichzeitig sei eine Abschätzung der Elefantenpopulationen schwierig, unter anderem wegen der Größe des Kontinents und auch wegen unterschiedlicher Methoden beim Zählen.
Die Berechnungen des Teams stützen sich auf Daten aus 475 Gegenden in 37 Staaten. Insgesamt flossen mehr als 1300 Zählungen ein, die dann auf andere Gebiete hochgerechnet wurden. Daraus leiteten die Forschenden Kalkulationen ab sowohl für die Waldelefanten, die im westlichen Afrika leben, als auch für die Savannenelefanten in der nördlichen Hälfte sowie im Osten und Süden des Kontinents.
Entwicklungen je nach Region sehr verschieden

Eine Elefantenmutter führt ihren Nachwuchs im Norden Kenias von einer Gefahrensituation weg.
(Foto: George Wittemyer/Colorado State University)
Demnach sind die Entwicklungen vor allem bei den Savannenelefanten regional und teilweise auch innerhalb der Regionen sehr unterschiedlich: Während die Bestände tendenziell in Ostafrika und vor allem in der Sahelregion stark unter Druck stehen, steigt ihre Zahl vor allem in jenen Teilen des südlichen Afrikas, wo die Tiere konsequent geschützt werden, besonders in Botsuana. Als Beispiel für einen erfolgreichen Schutz der stark bedrohten Waldelefanten nennt das Team den Pendjari-Nationalpark in Benin.
Die tatsächliche Situation der Elefanten sei wohl noch gravierender als in der Studie berechnet, betont die Gruppe. Der Grund dafür: Die meisten direkt erhobenen Zahlen stammten aus Schutzgebieten, wo Wilderei und Zerstörung der Lebensräume weniger gängig seien als in ungeschützten Arealen.
Die Daten böten dennoch eine solide Grundlage für Diskussionen zum Umgang und zum Schutz der Großsäugetiere, schreibt das Team. "Der Kontext und die Lösungen an verschiedenen Orten können ziemlich unterschiedlich sein, aber es gibt Beispiele, wo Menschen diese Populationen wirksam handhaben und schützen", so Wittemyer.
Die Daten sollen nun Informationen dazu liefern, wo es sich besonders lohnen könnte, die begrenzten Ressourcen in den Schutz von Elefanten zu investieren. "Insgesamt gibt es einen Rückgang, aber uns geht es um die langfristige Stabilität der Arten", sagt Wittemyer, der den wissenschaftlichen Beirat der Organisation Save the Elephants leitet. "Ich denke, das können wir an vielen Orten tun, aber nicht an allen."
Quelle: ntv.de, Walter Willems, dpa