Politik

"Das ist bei uns unvorstellbar" Deutsche Polizei lehnt Bomben-Roboter ab

Roboter wie dieser "tEODor" der Firma Telerob kommen in Deutschland etwa bei  der Entschärfung von Sprengsätzen zum Einsatz. Bomben-Roboter, die gegen Menschen vorgehen könnten, sind dagegen umstritten.

Roboter wie dieser "tEODor" der Firma Telerob kommen in Deutschland etwa bei der Entschärfung von Sprengsätzen zum Einsatz. Bomben-Roboter, die gegen Menschen vorgehen könnten, sind dagegen umstritten.

(Foto: dpa)

Das Vorgehen der Polizei in Dallas gegen einen Scharfschützen befeuert die Debatte um den Einsatz von Bomben-Robotern durch die Polizei. Die deutschen Gewerkschaften lehnen dies rundweg ab - mit Verweis auf "Polizeikultur" und "Menschenbild".

Deutschlands Polizeigewerkschaften halten den Einsatz von Bomben-Robotern wie in Dallas hierzulande derzeit für undenkbar und unnötig. "Das ist bei uns unvorstellbar", sagte der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, in Berlin. "Unsere Spezialeinheiten sind auch für Geisellagen und Befreiungen gut trainiert und ausgestattet", sagte der Chef der Gewerkschaft der Polizei, Oliver Malchow.

Weder Malchow noch Wendt sehen Bedarf, hier mit ferngesteuerten Waffen oder Bomben aufzurüsten. Nach den Todesschüssen auf fünf Polizisten in der US-Stadt Dallas war der Angreifer mit einem Roboter getötet worden, an dem ein Sprengsatz angebracht war. In Deutschland sei die Lage völlig anders - schon allein weil viel weniger Waffen im Umlauf seien.

Schusswaffe "nur das letzte Mittel"

Laut Wendt gibt es hier eine andere "Polizeikultur". Malchow sprach von einem anderen "Menschenbild". Die Polizei-Ausbildung sei auf Deeskalation ausgerichtet. Selbst bei Einsätzen etwa gegen bewaffnete Banden machten Polizisten kaum von der Schusswaffe Gebrauch. "Das ist nur das letzte Mittel", sagte Malchow.

Zulässig sind als Polizeiwaffen Schlagstock, Pistole, Revolver, Gewehr und Maschinenpistole, in einigen Bundesländern auch Handgranaten und Maschinengewehre. Bewaffnete Drohnen oder Roboter sähen die Polizeigesetze nicht vor, sagte Malchow. Sprengstoff werde gegen Menschen nicht eingesetzt, anders als mitunter gegen Türen oder andere Hindernisse.

Wendt meinte, möglicherweise wäre der Einsatz von ferngesteuerten Waffen juristisch möglich. "Aber wir tun es nicht." Zum Einsatz kämen Roboter etwa, um Sprengsätze zu entschärfen. Malchow stellt klar, die deutsche Polizei dürfe im Grundsatz nur angriffs- oder fluchtunfähig schießen. "Es geht nicht darum, einen Straftäter zu vernichten, sondern einem Gerichtsverfahren zuzuführen." Nach der blutig beendeten Geiselnahme israelischer Olympia-Sportler 1972 in München wurde das Konzept des finalen Rettungsschusses entwickelt, um Menschen zu retten, wenn es keine anderen Mittel gibt.

Überblick verschaffen und reden

Zahlen zeigen, wie unterschiedlich die Verhältnisse sind: In den USA werden nach Schätzungen jährlich Hunderte Menschen von Polizisten erschossen. In Deutschland wurden laut Polizeiwissenschaftler Clemens Lorei 2015 acht Menschen von der Polizei getötet, in den zehn Jahren zuvor schwankten die Zahlen nach verschiedenen Zählungen jeweils zwischen vier und zwölf. 2014 schossen Polizisten 133 Mal auf Menschen, in den Jahren davor zwischen 90 und 133 Mal.

Hauptgrund für den relativ seltenen Schusswaffengebrauch: In Deutschland sehen sich Polizisten in der Regel Unbewaffneten gegenüber. In der Ausbildung werden Polizisten zudem in Rollenspielen trainiert, in Stresssituationen nicht gleich zu handeln, sondern sich einen Überblick zu verschaffen und mit dem Gegenüber zu reden. Nach Medienberichten wurden aber immer wieder auch psychisch Kranke, die nicht als solche erkannt wurden, von Polizeikugeln getroffen.

Quelle: ntv.de, mli/dpa

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