Politik

Mehr Sicherheit in Gotteshäusern Hollande sucht den religiösen Dialog

Vor der Kirche in Saint-Etienne-du-Rouvray bekunden die Menschen ihr Beileid.

Vor der Kirche in Saint-Etienne-du-Rouvray bekunden die Menschen ihr Beileid.

(Foto: AP)

Nach dem Terroranschlag auf eine Kirche im französischen Rouen will Präsident François Hollande einer Spaltung der Gesellschaft vorbeugen. Er trifft die Vertreter aller Religionsgemeinschaften im Land - und beschwört den französischen Einheitsgeist.

Nach dem islamistischen Anschlag auf eine Kirche in Frankreich hat Staatschef François Hollande versucht, religiösen Spannungen vorzubeugen. Der Präsident empfing im Pariser Elysée-Palast die Vertreter von katholischer, evangelischer und orthodoxer Kirche sowie von Islam, Judentum und Buddhismus. Der Rektor der Großen Moschee in Paris, Dalil Boubakeur, mahnte im Anschluss einen besseren Schutz von Gotteshäusern an. Für sie müsse "größere Achtsamkeit" gelten. Der Anschlag vom Dienstag zeige, dass jede religiöse Einrichtung zum Ziel eines Angriffs werden könne.

François Hollande und Dalil Boubakeur reichen sich die Hände.

François Hollande und Dalil Boubakeur reichen sich die Hände.

(Foto: AP)

Der Vorsitzende der protestantischen Kirche Frankreichs, François Clavairoly, räumte jedoch ein, es könnten nicht für jede der Zehntausenden Kirchen im Land Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Die vom Islamischen Staat (IS) für sich in Anspruch genommene Bluttat - der erste islamistische Anschlag auf eine Kirche in Frankreich - sorgt für große Bestürzung und ließ zugleich die Sorge vor religiösen Spannungen wachsen.

Zwei Islamisten hatten nahe der nordfranzösischen Stadt Rouen während eines Gottesdienstes eine Kirche attackiert. Sie schnitten einem 86-jährigen Priester die Kehle durch und verletzten einen gleichaltrigen Gottesdienstbesucher schwer. Nach Darstellung des Pariser Staatsanwalts François Molins wurden die Attentäter erschossen, als sie die Kirche verließen und "Allahu Akbar" (Gott ist groß) rufend auf die Polizisten zuliefen.

Regierung lehnt Internierung ab

Im vergangenen Jahr hatte es nach islamistischen Anschlägen eine deutliche Zunahme islamfeindlicher Taten gegeben. In Frankreich lebt die mit rund fünf Millionen Mitgliedern größte muslimische Gemeinschaft Europas. Premierminister Manuel Valls warnte am Dienstagabend im Sender TF1, Ziel der Dschihadisten sei es, einen "Religionskrieg" zu provozieren. Hollande appellierte in einer TV-Ansprache an den Zusammenhalt der Bürger und nannte den Angriff auf die Kirche "eine Schändung der Republik".

Am Abend will der Präsident an einem Gedenkgottesdienst in Erinnerung an den ermordeten Priester Jacques Hamel in der Pariser Kathedrale Notre-Dame teilnehmen. Bereits am Morgen hatte er zudem sein Sicherheitskabinett zusammengerufen, um über den Anschlag zu beraten. Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian forderte nach dem Treffen, die im Inland patrouillierenden 10.000 Soldaten sollten besser auf das gesamte Land verteilt werden.

Innenminister Bernard Cazeneuve wies Forderungen der konservativen Opposition nach drastischen Gesetzesverschärfungen im Anti-Terror-Kampf zurück: Der Respekt vor der Verfassung sei keine "juristische Haarspalterei". Er nahm damit eine Formulierung von Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy auf. Er hatte unter anderem eine Internierung polizeibekannter Gefährder gefordert, was die sozialistische Regierung als nicht verfassungskonform ablehnt.

Quelle: ntv.de, jug/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen