Studenten werten Talkshows aus Petry sagt am häufigsten die Unwahrheit
15.06.2016, 10:37 Uhr
Frauke Petry kommt bei der Auswertung der Studenten schlecht weg.
(Foto: REUTERS)
In Polit-Talksendungen geht es allen Beteiligten um den Effekt: den Gegner schwächen, beim Zuschauer punkten, die Deutungshoheit in der Debatte gewinnen. Mit der Wahrheit nimmt es dabei keiner so genau, wie ein Studentenprojekt zeigt.
In Deutschland vergeht eigentlich kein Abend, an dem nicht auf irgendeinem Sender eine politische Talkshow läuft. Manche Politiker sind dort Dauergäste, andere sieht man eher selten. Wer am meisten austeilt, wird von den Redaktionen am ehesten beim nächsten Mal wieder eingeladen. Und ein paar gezielte Talkshow-Treffer beim politischen Gegner sind wirkungsvoller als 20 geharnischte Pressemitteilungen. Dass da beim Kampf um Sendezeit mitunter die Wahrheit auf der Strecke bleibt, ahnen manche Zuschauer schon seit Längerem.
Zwölf angehende Journalisten der Kölner Journalistenschule wollten dieses Vorurteil überprüfen. Mit dem Projekt "Faktenzoom" haben sie sich sieben Politiker, je einen von CDU, CSU, SPD, Grünen, Linke, FDP und AfD, herausgepickt, die im Zeitraum von 1. Dezember 2015 bis zum 20. März 2016 am häufigsten in den Studiosesseln saßen. Wann immer einer von ihnen in einer Sendung von "Maischberger", "Anne Will", "Maybrit Illner" oder "Hart aber fair" etwas behauptete – die Studenten prüften es nach.
Das Ergebnis bestätigt die landläufige Meinung. Von 702 Aussagen konnten die Studenten den Wahrheitsgehalt von 351 checken - die übrigen waren zu allgemein oder zu ungenau formuliert. Dabei stellte sich heraus, dass insgesamt 14 Prozent falsch oder überwiegend falsch waren. Immerhin: Der Rest war wahr oder zumindest überwiegend wahr.
Lüge ist ein großes Wort
Interessant ist auch der Vergleich unter den geprüften Politikern: Der Ehrlichste war im Beobachtungszeitraum demnach der CDU-Politiker Armin Laschet, er sagte nur bei 6,5 Prozent seiner Aussagen die Unwahrheit. Spitzenreiterin ist mit 26,3 Prozent dagegen AfD-Chefin Frauke Petry, dicht gefolgt von CSU-Allzweckwaffe Markus Söder (21,9 Prozent). Die Übrigen verteilen sich dazwischen: SPD-Mann Thomas Oppermann mit 9,1 Prozent, FDP-Chef Christian Lindner mit 12,5 Prozent, Linken-Chefin Katja Kipping und die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt mit jeweils 15,9 Prozent falschen Behauptungen.
Die Macher von "Faktenzoom" weisen jedoch ausdrücklich darauf hin, dass Rückschlüsse auf die Ehrlichkeit der Politiker nur "mit Vorsicht" möglich sind. Die Datengrundlage sei unterschiedlich: So seien die Politiker unterschiedlich häufig in den Talkrunden vertreten gewesen. Zudem war ihr Wortanteil in den Sendungen unterschiedlich hoch. Dadurch konnten nicht von allen Politikern gleich viele Aussagen geprüft werden. Zudem wollen die Studenten "keinem der Politiker mit unseren Bewertungen eine Lüge vorwerfen". Diese setze schließlich eine Absicht des Sprechers voraus – und die wolle man niemandem unterstellen.
Eine detaillierte Übersicht der Ergebnisse und der geprüften Aussagen finden Sie hier.
Quelle: ntv.de, jog