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Politiker reisen nach Frankreich Muss das sein? Ja, das muss sein.

Das Leid der Hinterbliebenen sei unermesslich, sagte Merkel am Dienstag im Kanzleramt.

Das Leid der Hinterbliebenen sei unermesslich, sagte Merkel am Dienstag im Kanzleramt.

(Foto: AP)

Nicht nur die Bundeskanzlerin, auch zwei Minister und die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin reisen nach Frankreich, an den Ort des Flugzeugunglücks. Mit Katastrophentourismus hat das nichts zu tun.

Bundeskanzlerin Angela Merkel wird heute am frühen Nachmittag in der Region erwartet, in der 150 Menschen beim Absturz der Germanwings-Maschine starben. Begleitet wird Merkel von der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und Verkehrsminister Alexander Dobrindt waren schon am Dienstagabend in Seyne-les-Alpes. Dort, in der Nähe der Absturzstelle, befindet sich das Lagezentrum. Bundespräsident Joachim Gauck ist auf dem Weg nach Deutschland; er hatte am Dienstag eine Südamerikareise vorzeitig abgebrochen.

Muss das wirklich sein, sind solche Reisen nicht überzogen? Nein, das sind sie nicht. Natürlich kann man darüber streiten, ob jede einzelne dieser Reisen wichtig ist. Natürlich haben Regierungschefs und Minister immer "wichtigere Dinge" zu tun: den Euro retten, den Konflikt mit Russland einhegen oder auch nur - im Falle des deutschen Verkehrsministers - am Freitag das umstrittene Gesetz zur Pkw-Maut durch den Bundestag bringen.

Aber Regierungschefs und Minister sind keine Beamten, die den Staat lediglich verwalten. Wer ihnen vorwirft, aus der Katastrophe einen persönlichen Nutzen schlagen zu wollen, argumentiert zynisch. Ja, es kann sein, dass Merkel oder Kraft von den Bildern profitieren, die heute in Frankreich entstehen. Aber es ist nun einmal ihr Job, ihr Land beziehungsweise ihr Bundesland zu repräsentieren - nicht nur nach außen, auch nach innen.

Hätte Merkel zum Düsseldorfer Flughafen fahren sollen, wo auch am Tag nach dem Absturz noch Angehörige von den Flughafenseelsorgern betreut werden? Hätte sie, wie die nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann, nach Haltern fahren sollen, wo eine Schule und viele Familien versuchen müssen, den Tod von 16 Schülern und zwei Lehrerinnen zu begreifen? Nein. Es ist nicht die Aufgabe einer Bundeskanzlerin, konkreten Trost zu spenden. Für sie ist die Absturzstelle der richtige Ort, Trauer und Mitgefühl zu zeigen, denn hier ist das Unglück geschehen.

Merkel trifft dort den spanischen Regierungschef Mariano Rajoy und den französischen Präsidenten François Hollande - auch dies ist das richtige Zeichen. Mit ihren Reisen nach Frankreich drückt Merkel aus, dass Deutschland um die 150 Toten der Flugzeugkatastrophe trauert - um die 67 Deutschen, die vermutlich 45 Spanier und alle anderen Menschen, die an Bord des Flugzeugs waren.

Quelle: ntv.de

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