Bürgerkrieg in Syrien Rebellenchef besucht Assads Heimatprovinz
12.08.2013, 14:33 UhrInmitten des seit Monaten herrschenden Bürgerkriegs in Syrien hat offenbar der Chef der Rebellenarmee ausgerechnet der heftig umkämpften Heimatprovinz von Präsident Baschar al-Assad einen Besuch abgestattet.
Videoaufnahmen zeigten General Salim Idriss in dunkler Freizeitkleidung mit Schulterhalfter im Gespräch mit anderen Rebellen. Er sei nach Latakia gekommen, um sich einen Eindruck von den "wichtigen Erfolgen und Siegen zu machen, die unsere Revolutionäre an der Küstenfront erzielt haben", sagte er.
Die Angaben ließen sich wegen der Beschränkungen für die Presse nicht unabhängig bestätigen. Sollten sie jedoch zutreffen, kämen sie einer erheblichen Provokation gleich. Latakia ist eine der wichtigsten Hochburgen der seit Jahrzehnten in Syrien herrschenden Assad-Familie: Dort leben viele Mitglieder der alawitischen Minderheit, der auch der Präsident angehört.
Mehrere Dörfer in Latakia wurden in den vergangenen Tagen von sunnitischen Aufständischen regelrecht überrannt. Idriss' Truppen werden vom Westen gestützt, doch die Offensive in Latakia wird von zwei Gruppen mit Verbindungen zur radikal-islamischen Al-Kaida geführt, die in diesem Monat Hunderte Menschen getötet haben. Sie haben die Gefolgsleute von Idriss, der auch den Obersten Militärrat der Rebellen leitet, in den Schatten gestellt, zumal einige moderatere führende Rebellen im Zuge von Machtkämpfen mit Al-Kaida-nahen Rivalen getötet wurden. Eine der besonders radikalen Gruppen, der Islamische Staat im Irak und der Levante, erklärte am Sonntag, ihre Kämpfer seien nur noch "einen Steinwurf von Kurdaha entfernt", dem Heimatort der Assad-Familie. Sie hätten bereits mit Raketenangriffen begonnen.
Assad sieht sich seit mehr als zwei Jahren mit einem Aufstand konfrontiert, der sich zu einem Bürgerkrieg mit Zügen eines religiösen Konflikts zwischen Sunniten und Alawiten ausgewachsen hat. Die Regierung kontrolliert derzeit den Süden und die zentralen Teile des Landes, während die Rebellen Gebiete im Norden halten. Der Vormarsch der Assad-Gegner in Latakia ist für diese ein großer Erfolg nach einer Reihe von Rückschlägen in den vergangenen Monaten. Der Nordosten entwickelt sich zunehmend zu einem autonomen Kurdengebiet. In dem Konflikt sind über 100.000 Menschen getötet worden, 1,7 Millionen Syrer sind ins Ausland geflohen.
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Quelle: ntv.de, rts