Brasilianische Militärdiktatur VW verfolgte offenbar Regimegegner
24.07.2017, 09:16 Uhr
Mitarbeiter von Volkswagen do Brasil fertigen in einer Fabrik in Sao Paulo den Sedan, auch als Käfer bekannt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein Historiker untersucht derzeit die Rolle von Volkswagen zu Zeiten der brasilianischen Militärdiktatur. Einem Bericht zufolge hat der Konzern damals aktiv geholfen, Regimegegner zu verhaften - und sie damit der Folter auszuliefern.
Volkswagen hat während der brasilianischen Militärdiktatur offenbar aktiv die politische Verfolgung und Unterdrückung von Regimegegnern unterstützt. Die Konzerntochter Volkswagen do Brasil habe eigene Mitarbeiter und deren politische Gesinnung ausgespäht, berichten "Süddeutsche Zeitung", NDR und SWR. Informationen über Oppositionelle seien an die Politische Polizei weitergegeben und VW-Mitarbeiter von der Politischen Polizei auf dem Firmengelände festgenommen worden. Das Unternehmen hätte damit die eigenen Angestellten der Folter ausgeliefert.
VW will sich dem Bericht zufolge vorerst nicht zu den Vorwürfen äußern und verweist auf ein Gutachten zur Rolle während der Militärdiktatur in Brasilien, das der Konzern bei dem Historiker Christopher Kopper in Auftrag gegeben hat.
Der Historiker bestätigte den Inhalt des Berichts allerdings bereits. Er sagte "Süddeutsche", NDR und SWR, es habe eine regelmäßige Zusammenarbeit zwischen dem Werksschutz von VW do Brasil und der Polizei gegeben. Die Volkswagen AG habe "Verhaftungen zugelassen", so Kopper. Er werde Volkswagen empfehlen, sich dafür bei seinen ehemaligen Beschäftigten zu entschuldigen.
Kopper war im Herbst 2016 mit dem Gutachten beauftragt worden. Er soll "Licht in die dunklen Jahre der Militärdiktatur bringen sowie das Verhalten der damals Verantwortlichen in Brasilien und gegebenenfalls auch Deutschland aufklären lassen", erklärte damals VW. Er hat dem Medienbericht zufolge bis Ende des Jahres Zeit, Ergebnisse vorzulegen.
Bereits 1979 informiert?
Ehemalige Volkswagen-Beschäftigte in Brasilien und Aktivisten haben dem Konzern bereits 2015 vorgeworfen, während der Militärdiktatur (1964 bis 1985) die Verfolgung und Folterung von Regimegegnern erlaubt zu haben. Unter anderem sei zugelassen worden, dass mehrere Arbeiter einer Fabrik festgenommen und gefoltert wurden. Volkswagen-Mitarbeiter hätten auch "schwarze Listen" von Oppositionellen erstellt.
Laut "Süddeutsche", NDR und SWR ermittelt die Bundesstaatsanwaltschaft in Brasilien, welche Verantwortung Volkswagen do Brasil für "Menschenrechtsverletzungen innerhalb des Werksgeländes zur Zeit der Militärdiktatur" trägt. Der VW-Vorstand in Wolfsburg soll dem Bericht zufolge bereits 1979 von den Vorwürfen erfahren haben.
Quelle: ntv.de, chr/AFP