"Genug ist genug!" Michelle Obama zerlegt Trump
14.10.2016, 10:01 Uhr
Spricht mal ein Machtwort: Michelle Obama.
(Foto: AP)
Mit einer Wutrede reagiert Michelle Obama auf die jüngsten Enthüllungen über US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump. Sechs Frauen werfen ihm sexuelle Übergriffe vor. Nun taucht zudem ein Interview auf, das Trump als Ehemann schlecht dastehen lässt.
Die First Lady der Vereinigten Staaten, Michelle Obama, hat den republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump bei einem Wahlkampfauftritt in New Hampshire scharf angegriffen. "Es reicht", sagte die 52-Jährige mit bebender Stimme. "Dies ist nicht, wie sich anständige Menschen benehmen, und dies ist bestimmt nicht, wie sich jemand benimmt, der Präsident der Vereinigten Staaten werden will". Anlass für die Wutrede war ein Video aus dem Jahr 2005, in dem Trump mit chauvinistischen Sprüchen über sexuelle Übergriffe prahlte. "Das hat mich bis ins Innerste erschüttert", sagte Obama, "auf eine Art und Weise, wie ich es mir nicht hätte vorstellen können".
Auch die Vorwürfe mehrerer Frauen, Trump habe sie vor Jahren sexuell belästigt, machte Obama in ihrer 25-minütigen Rede zum Thema. "Keine Frau hat es verdient, auf diese Weise behandelt zu werden - überhaupt niemand von uns hat das verdient." Bisher hatte sich die First Lady aus dem Wahlkampf, der in Teilen zu einer wahren Schmutzkampagne ausgeartet ist, weitestgehend herausgehalten. Nun rief sie die Wähler dazu auf, "aufzustehen und zu sagen: 'Genug ist genug!'" US-Medien werteten den Auftritt Obamas auch als Gefälligkeit gegenüber Demokratin Hillary Clinton, die sich laut "New York Times" aufgrund "der Untreue ihres Ehemanns" für ähnlich lautende Brandreden disqualifiziert habe.
Trump hatte seine Äußerungen in dem Video während des zweiten TV-Duells als "Gespräche unter Männern in der Umkleidekabine" abgetan. Obama konterte nun, diese Sprüche einfach abzutun, sei eine Beleidigung für alle Männer. "Glauben Sie mir", so die zweifache Mutter, "die Männer in meinem Privatleben reden nicht auf diese Weise über Frauen." Natürlich wisse auch sie, dass gerade Wahlkampf sei. Aber in dieser Sache gehe es nicht um Politik, sondern um Anstand. Sie könne es nicht fassen, dass "jemand, der sich um das Amt des Präsidenten bewirbt, mit sexuellen Übergriffen auf Frauen geprahlt hat."
Trump bezeichnet Berichte als "Rufmord"
Mittlerweile berichten mehrere US-Medien über Vorwürfe von insgesamt sechs Frauen, die den Republikaner unabhängig voneinander beschuldigen, sie sexuell belästigt zu haben. Das Trump-Team wies die Berichte als frei erfunden und versuchten "Rufmord" zurück. Gegen die "New York Times" kündigte der 71-Jährige eine Klage an. Die Zeitung hatte zwei der Frauen zitiert, die Trump sexuelle Belästigung vorwerfen.
Und auch Trumps dritte Ehefrau, Melania Trump, drohte dem Magazin "People" und einer Reporterin, die ebenfalls von Trump belästigt worden sein soll, mit rechtlichen Schritten. Die Belästigungsvorwürfe gegen ihren Mann bestritt die 46-Jährige zwar nicht, dafür aber eine Andeutung der Reporterin, die beiden Frauen seien Freundinnen. Über ihren Anwalt ließ Trump erklären, weder heute noch früher in einem freundschaftlichen Verhältnis zu der Journalistin gestanden zu haben, und forderte eine Entschuldigung.
"Ich will nicht chauvinistisch klingen, aber …"
Derweil legte das US-Magazin "The Hollywood Reporter" in der Causa Trump nach und veröffentlichte ein ABC-Interview aus dem Jahr 1994, das nie ausgestrahlt wurde und das das recht fragwürdige Verständnis Trumps von einer intakten Ehe erkennen ließ. Darin sagte der Immobilienmilliardär, er empfehle Freunden, die ihre Frauen "prächtig" behandeln, im Gegenzug aber wie Müll behandelt werden, gröber zu sein. Danach würden sie eine "völlig andere Beziehung" führen.
Auch über seine erste Ehe mit Ivana Trump sprach der Republikaner damals. Sein größter Fehler sei gewesen, dass er seiner Frau einen Job in einem seiner Casinos beschafft habe. "Ich will nicht chauvinistisch klingen", sagte Trump, "aber wenn ich abends nach Hause komme und es steht kein Essen auf dem Tisch, gehe ich durch die Decke."
Quelle: ntv.de, jug/AFP