"Wie benebelt" auf dem Platz Boris Becker offenbart frühere Tablettensucht
23.02.2023, 11:37 Uhr (aktualisiert)
Packt über sein früheres Leben aus: Boris Becker.
(Foto: IMAGO/Eibner)
Boris Becker ist zurück im Rampenlicht - nicht etwa auf dem Tennisplatz oder in einem Gerichtssaal, sondern auf der Berlinale. Hier feiert seine Doku "Boom! Boom! The World vs. Boris Becker" Premiere. In dem Zweiteiler legt der 55-Jährige auch ein bewegendes Geständnis ab.
Mit 17 Jahren wurde Boris Becker über Nacht zum internationalen Superstar. 1985 gewann er in Wimbledon das bedeutendste Tennis-Turnier der Welt und stand ab diesem Zeitpunkt im Fokus der Öffentlichkeit. Offenbar wurde der Trubel dem jungen Menschen Becker in der Folge aber zu viel.
In seiner neuen Doku "Boom! Boom! The World vs. Boris Becker", die auf der Berlinale Premiere feierte und im April beim Streamingdienst Apple TV+ zu sehen sein wird, räumt der 55-Jährige nun sogar eine Tablettensucht in dieser Zeit ein. In dem Zweiteiler erklärt Becker: "1987 konnte ich mit dem Druck, ständig abliefern und siegen zu müssen, nicht mehr umgehen."
Er sei von Turnier zu Turnier gereist, habe ständig unter Jetlag gelitten und nicht mehr abschalten können, so der frühere Tennisspieler. Irgendwann konnte er dann auch nicht mehr schlafen: "Nach zwei langen Jahren war ich erschöpft." Er habe von einem Arzt den Rat bekommen, leichte Schlaftabletten einzunehmen, um sich wieder gut zu fühlen. Doch: "Sie waren stark und machten süchtig."
"Du blöder Idiot"
Nach fünf oder sechs Stunden sei er nicht etwa erholt aufgewacht, sondern habe sich "wie benebelt" gefühlt und irgendwann ohne Tabletten gar nicht mehr schlafen können, sagt Becker. "Ohne die Pillen war ich nachts wach. Ich unterhielt mich mit Leuten, ging aus, trank. Ich lebte nicht das Leben eines Profisportlers."
Ein verlorenes Wimbledon-Finale sei später der Grund für sein Umdenken gewesen, führt Becker aus. 1990 duellierte er sich mit seinem ewigen Rivalen Stefan Edberg in seinem sogenannten Wohnzimmer, dem Center-Court des All England Lawn Tennis and Croquet Club. "Morgens um fünf Uhr nahm ich meine letzte Tablette. Ich wachte um 11.30 Uhr völlig benebelt auf, das Spiel begann um 14 Uhr", berichtet Becker in seiner Doku.
Nach zwei verlorenen ersten Sätzen steigerte sich Becker zwar im Laufe des Spiels, aber am Ende verlor er dennoch das Duell. "Ich dachte nur: 'Du blöder Idiot. Du hättest ihn schlagen können.'" Rückblickend sei das aber "ein Aufwachmoment" für ihn gewesen: "Direkt nach dem Finale schmiss ich die Schlaftabletten aus dem Fenster", sagt Becker.
Barbara Becker erzählt die Geschichte anders
Seine Ex-Frau Barbara erzählt die Geschichte allerdings ein klein wenig anders. Auch sie kommt in der Doku zu Wort. "Für mich waren Drogen immer der Teufel. Ich habe auch nie verstanden, warum Boris die Pillen nahm", erklärt sie und ergänzt: "Ich wusste nur, dass er das eigentlich nicht wollte. Also spülte ich sie die Toilette hinunter." Fragend stellt sie in den Raum: "Erzählt er die Geschichte anders?"
Tatsächlich weicht Boris Beckers Version auch mit Blick auf die Zeitschiene ab. Ihm zufolge machte er bereits zwei Jahre früher mit den Tabletten Schluss, als es seine ehemalige Frau in Erinnerung hat. Dafür liefert er auch eine Erklärung: "Wenn man ein Teil meines Lebens war, macht man sich von den Dingen, die passiert sind, ein eigenes Bild und ist überzeugt, dass das die Wahrheit ist", erklärt Boris Becker und ergänzt: "Doch ich war derjenige, der die Schlaftabletten brauchte. Also weiß ich wohl sehr genau, wann ich eine Tablette nahm, und wann nicht."
(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 21. Februar 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, vpr/spot