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"Kann es nie allen recht machen" Boris Becker stellt auf Berlinale seine Doku vor

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"Wenn ich nicht gewinne, versuchen besonders Deutsche, mich zu kreuzigen", beklagte Becker auf der Berlinale.

(Foto: picture alliance / Joel C Ryan/Invision/AP)

Mit 17 wird Boris Becker als jüngster Wimbledon-Sieger zum Volkshelden. Später sorgt er immer wieder für Negativ-Schlagzeilen und landet gar wegen Steuervergehen hinter Gittern. Auf der Berlinale lässt eine Doku das Leben der Tennislegende Revue passieren.

Der Kontrast könnte kaum größer sein. Vor wenigen Monaten saß Boris Becker noch wegen Insolvenzstraftaten in einem Gefängnis in England ein. Nun steht die Tennislegende im Blitzlichtgewitter des Filmfestivals Berlinale, dort, wo sich dieser Tage Hollywoodgrößen wie Kristen Stewart, Anne Hathaway, Steven Spielberg oder Cate Blanchett die Klinke in die Hand geben. Sie alle wollten über Filme sprechen - auch Becker ist dafür nach Berlin gereist. Der Regisseur Alex Gibney hat eine Dokumentation über die Höhen und Tiefen seines Lebens gedreht. Davon feiert der erste Teil auf der Berlinale Premiere.

Kurz davor sitzt Becker auf einer Pressekonferenz und sagt, er hoffe, der Film zeige eine Seite von ihm, die man so noch nicht kennt. "Gerade in Deutschland wird es oft nicht zugelassen, dass der jüngste Wimbledon-Sieger aller Zeiten erwachsener geworden ist." Die Idee zu "Boom! Boom! - The World vs. Boris Becker" sei vor fünf Jahren entstanden. Niemand habe damals geahnt, was am Ende passieren würde.

Für die Doku hat Gibney den Tennisstar 2019 interviewt und 2022, wenige Tage vor dessen Verurteilung in London zu zweieinhalb Jahren Haft. Laut Urteil hatte er seinen Insolvenzverwaltern Vermögenswerte in Millionenhöhe verschwiegen. Mitte Dezember war der Ex-Tennisstar nach 231 Tagen hinter Gittern freigekommen. Wie konnte es zu diesem Tiefpunkt kommen?

Der Hype war zu viel

Bei dem Versuch, darauf Antworten zu finden, lässt die Doku noch einmal viele Stationen von Beckers Karriereaufstieg Revue passieren - und gibt vor allem seiner Sicht viel Raum. Was Becker zu sagen hat, ist nicht neu, in der Vergangenheit wurde es oft erzählt. Es ist die Geschichte eines tennisverrückten Kindes, das mit 17 als jüngster Champion aller Zeiten die Trophäe in Wimbledon in den Händen hält.

Becker wird zum Volkshelden, zum Teenager-Idol, das dem Tennissport in Deutschland zu einer nie da gewesenen Blüte verhilft. Die Medien stürzen sich auf ihn, aus Boris Becker wird "Bum Bum Boris!", das "Bobbele". Aus dem Boulevard erfährt er, was Auflage macht: "Adolf Hitler, Deutsche Einheit, Boris Becker", sagt er im Film.

Ein Hype, dem Becker machtlos ausgesetzt ist, und mit dem er nicht klarkommt. Vor allem dann nicht, wenn die Erfolge ausbleiben. Immer wieder spricht er im Film über fehlende Eigenständigkeit und den Kampf, diese zu erlangen. Und über den Druck, der auf ihm lastete, und der ihn letztlich in die Sucht nach Schlaftabletten treibt.

Tennis bereitete Becker aufs Gefängnis vor

"Das Leben als eine gewinnende Tennismaschine ist viel härter, als es aussieht", sagt Becker. Man müsse immer funktionieren. Jeder Spieler habe einen Weg, mit diesen Erwartungen umzugehen. Er habe es besonders in Deutschland schwer gehabt. "Wenn ich nicht gewinne, versuchen besonders Deutsche, mich zu kreuzigen", sagte der 55-Jährige. "Ich habe es noch nie allen recht machen können."

Das alles könnten Erklärungsversuche für Beckers Absturz sein - eine eindeutige Antwort gibt zumindest der erste Teil des Films nicht. Entstanden ist dagegen das Porträt des Ausnahmetalents, das es mit eiserner Willensstärke immer wieder schafft, nach Niederlagen aufzustehen. Neben Becker kommen auch Weggefährten zu Wort wie Beckers ehemaliger Manager Ion Țiriac oder die Ex-Profispieler Björn Borg und John McEnroe.

Auf den Titel angesprochen - Die Welt gegen Boris Becker- antwortet der Ex-Tennisstar, er wolle sich nicht über sein Leben beschweren. Er habe Fehler gemacht, wie vermutlich jeder andere auch. Dafür habe er einen hohen Preis bezahlt. Die vergangenen fünf Jahre seien lang und anstrengend gewesen.

Nun sei er froh, nach acht Monaten und sechs Tagen heil aus dem Gefängnis gekommen zu sein, "in Frieden und Freiheit". Er sei heute ein bisschen besser, ein bisschen klüger, ein bisschen demütiger. "Wir sollten uns alle bemühen, bessere Menschen zu sein", erklärt er. "Gelingt uns das jeden Tag? Ich glaube nicht. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, sagt man." Mit dem Film hoffe er auf "eine neue Sichtweise auf den Menschen Boris Becker".

Quelle: ntv.de, mbu/dpa

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