Batic und Leitmayr Münchner "Tatort"-Kommissare hören auf
16.01.2024, 18:00 Uhr Artikel anhören
Sie zählen zu den bekanntesten Gesichtern der "Tatort"-Reihe: Miroslav Nemec alias Ivo Batic (links) und Udo Wachtveitl alias Franz Leitmayr.
(Foto: dpa)
Mit der 100. Folge ist Schluss: Die Münchner "Tatort"-Kommissare sagen "Servus". Im nächsten Jahr wird die letzte Folge mit den Kommissaren Batic und Leitmayr ausgestrahlt. Wer ihre Nachfolge beim BR antritt, ist noch unklar.
Die Münchner "Tatort"-Kommissare steigen aus der erfolgreichen ARD-Fernsehreihe aus. Nach mehr als drei Jahrzehnten verabschieden sich die Schauspieler Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl von dem Sonntagabendkrimi. Ihr 100. Fall soll der letzte für die Kommissare Ivo Batic und Franz Leitmayr sein, wie der Bayerische Rundfunk bekannt gab. Nach BR-Angaben sind für 2024 und 2025 noch weitere Filme verabredet - "bevor sich die Kommissare nach dann 35 Jahren und glatt 100 Fällen vom Dienst verabschieden".
"Als Tatort-'Hauptkommissare' haben Udo und ich in den letzten Jahren einige echte Polizeikollegen und einen Münchner Polizeipräsidenten mit in den Ruhestand verabschiedet. Die waren alle etwas jünger als wir. Für uns ein guter Anlass, ebenfalls irgendwann 'Servus' zu sagen", sagte der 69-jährige Nemec nach BR-Angaben.
Wachtveitl nannte sein "Tatort"-Engagement "das längste gschlamperte Verhältnis, das ich je hatte". "Doch wie verabschiedet man sich aus einem so stabilen gschlamperten Verhältnis? Ein dramatischer Tod? Dafür leben der Ivo, der Franz, der Miro und ich zu gern", sagte der 65-Jährige nach BR-Angaben. "Aber wir sind auch nicht Keith Richards und Mick Jagger, die mit 80 noch arbeiten müssen."
Das Münchner Team gehört zu den dienstältesten "Tatort"-Kommissaren überhaupt. 1991 wurde ihr erster Fall ausgestrahlt. Nur Ulrike Folkerts als Ludwigshafener Ermittlerin Lena Odenthal ist noch zwei Jahre länger im Dienst - hat aber in der Zeit deutlich weniger Fälle gehabt. Auf 93 Fälle bringen es die Münchner bislang, mehr Fälle hat noch kein Ermittler-Team.
Über ein Ende war bereits spekuliert worden
Sieben neue Episoden mit Leitmayr und Batic sollen also in den kommenden zwei Jahren noch ausgestrahlt werden - die nächste Anfang Februar. Über ein Ende für das Münchner Duo, das regelmäßig (wenn auch hinter dem Münster-Team) weit vorne in den Beliebtheitsrankings der Fernsehermittler landet, war spätestens spekuliert worden, seit es 2022 im Weihnachts-"Tatort" ganz offen angesprochen worden war.
Schauspieler Ferdinand Hofer hatte bereits gesagt, er könne sich vorstellen, seine "Tatort"-Rolle als Assistent Kalli auch dann weiterhin zu spielen, wenn die Chefs einmal in den Ruhestand gehen sollten. Wie es nach der langen Ära von Nemec und Wachtveitl weitergehen soll, lässt der BR aber bislang offen: "Wer nach Ende dieser Ära ab 2026 neu in das Team des 'Tatort' München kommt, wird in Ruhe entschieden und zu gegebener Zeit bekannt gegeben."
Von Berufsjugendlichen zu grauen Eminenzen
Der Anfang des Erfolgs-Duos stellte sich indes so dar: "Die Mauer war so gerade gefallen, als der BR uns für wenigstens sechs Folgen verpflichten wollte. Das war uns viel zu lang, viel zu unübersichtlich. Man einigte sich auf das berühmte 'Jetzt-schau'n-mer-mal', die lebenspraktische Essenz eines erst kürzlich verschiedenen großen Münchner Philosophen, auch ein Franz", sagte Wachtveitl nun. "Und dann haben wir geschaut, über dreißig Jahre lang. Die Zuschauer auch, zum Glück."
Als die Kommissare am Neujahrstag 1991 zum ersten Mal in der Episode "Animals" auf den bundesdeutschen Bildschirmen erschienen, las Batic im Auto Kontaktanzeigen vor und sang "Only You". Leitmayr krümelte derweil den Beifahrersitz voll und knutschte mit seiner Freundin. Der Film zeigte sie damals nicht etwa - wie das oft bei neuen "Tatort"-Kommissaren der Fall ist - an ihrem ersten Arbeitstag, sondern sie waren bereits Münchner Kommissare und Kollegen, so als seien sie das schon immer gewesen.
Und so dürfte es sich für eine ganze Fernsehgeneration heute auch anfühlen. Aus den Berufsjugendlichen von damals sind längst die grauen "Tatort"-Eminenzen schlechthin geworden. Dutzende Fälle rund um "Liebe, Sex und Tod" (1997), "Starkbier" (1999), den "Viktualienmarkt" (2000) und "Die letzte Wiesn" (2015) folgten auf "Animals".
Vom Amtsantritt bis zu ihrem 25. Dienstjubiläum vor einigen Jahren starben mehr als 150 Menschen im Münchner "Tatort". Das macht im Schnitt mehr als zwei Tote pro Folge. Sieben Assistenten, darunter Michael Fitz als Carlo Menzinger, haben die Kommissare dabei verschlissen. Und es gab auch bemerkenswerte Gastauftritte - darunter Rio Reiser, Bela B. von den Ärzten, Rudolph Moshammer, Karl Moik und Die Toten Hosen.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa