"Mit Putin nie wieder" Ruslana begrüßt Russlands ESC-Ausschluss
16.03.2022, 14:43 Uhr
2004 gewann sie den ESC für die Ukraine: Ruslana.
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Dass Ruslana für die Ukraine den Eurovision Song Contest gewonnen hat, ist schon 18 Jahre her. Doch die Powerfrau ist unvergessen. Zu Russlands ESC-Ausschluss hat sie eine klare Meinung. Unterdessen verdichten sich die Anzeichen, dass der ESC-Gewinner 2022 schon feststeht.
Die ukrainische Sängerin Ruslana, Siegerin des Eurovision Song Contests (ESC) von 2004, hält den Ausschluss Russlands von dem Gesangswettbewerb wegen des Einmarschs in die Ukraine für alternativlos. "Solange Wladimir Putin Russland kontrolliert, wird das Land nie wieder an etwas teilnehmen", erklärt die 48-Jährige.
Die veranstaltende Europäische Rundfunkunion (EBU) hatte Russland nach dem Überfall auf die Ukraine aus dem diesjährigen Wettbewerb ausgeschlossen. Die russischen Sender verließen daraufhin die EBU. Das "Aggressorland" habe kein "moralisches Recht", bei Ereignissen einer friedlichen Welt mitzumachen, sagt nun Ruslana, die den ESC einst mit dem Song "Wild Dances" gewann.
Forderung nach Flugverbotszone
Die Sängerin, die mit vollem Namen Ruslana Lyschytschko heißt, zählte zu den Unterstützerinnen der prowestlichen Protestbewegungen von 2004 und 2013/2014 in Kiew. Im aktuellen Konflikt erwarte sie weitere Unterstützung aus dem Westen, macht sie deutlich. "Natürlich brauchen wir Hilfe von der EU und der NATO. Schon jetzt erhalten wir viel Unterstützung aus allen Richtungen, die uns hilft, diesem Kampf gegen einen Aggressor standzuhalten."
Wie viele ukrainische Politiker spricht auch sie sich für eine Flugverbotszone aus. "Ein geschützter Himmel über der Ukraine würde Zehntausende Leben retten. Wer die Ukraine schützt, schützt Europa", so Ruslana.

In den vergangenen Jahren setzte sich Ruslana für die Demokratie in ihrem Land ein.
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Zur Russland-Politik Deutschlands vor dem Krieg sagt die Sängerin, nun sei nicht die Zeit für einen Rückblick. "Alle vorherigen Aktionen spielen im Moment keine Rolle. Irgendwann kann das analysiert werden, aber jetzt befinden wir uns im Krieg, und ihn zu stoppen, hat Priorität." Deutschland sei einer der größten Wirtschaftspartner Russlands und habe großen Einfluss auf Moskau. "Die Wirtschaftseliten dort reagieren sehr empfindlich auf die deutschen Aktionen."
Ruslana schließt Flucht aus
Viele Ukrainer seien nach russischen Angriffen ohne Lebensmittel und Heizung, erklärt Ruslana. "Im Moment ist es die Hauptaufgabe, das Leben unserer Kinder und unserer Eltern zu retten", fügt sie hinzu. Eine Flucht aus der Ukraine schließt sie aus. "Ich werde hier gebraucht. Zur Teilnahme an humanitärer Hilfe und am Kampf meines Landes gegen die Aggression."
Ihre Nachfolgerin Jamala, die 2016 den ESC für die Ukraine gewann, ist dagegen mit ihren zwei Kindern aus Kiew geflohen. Ihren Mann musste sie zurücklassen. Am 4. März trat sie im Rahmen des deutschen Vorentscheids für den diesjährigen ESC mit ihrem einstigen Siegessong "1944" auf.
ESC-Teilnahme bestätigt
Trotz des Krieges hält die Ukraine an ihrer Teilnahme an dem Gesangswettbewerb im Mai in Turin fest. Das bestätigte die Produzentin Simona Martorelli am Dienstag im Namen der Veranstalter. Die ukrainische Delegation habe rechtzeitig alle erforderlichen Unterlagen eingereicht. "Das ist in Anbetracht der Situation absolut bewundernswert", sagt Martorelli.
Die Ukraine entsendet das Kalush Orchestra mit dem Rapsong "Stefania" nach Turin. Für den Fall, dass der Gruppe die persönliche Teilnahme doch unmöglich sein sollte, werde versucht, ein Video aufzunehmen, das notfalls anstelle der Live-Performance eingespielt werden könne, so Martorelli. "Hoffentlich schaffen sie es", lautet jedoch ihr Wunsch.
Alle sehen Ukraine vorn
Bei den Buchmachern ist die Ukraine jetzt schon Topfavorit für den Sieg beim ESC. Die Fanseite "eurovision.com" hat die Quoten mehrerer großer Wettanbieter ausgewertet. Bei allen rangieren das Kalush Orchestra und "Stefania" deutlich auf Platz eins.
Die Siegquote bewegt sich demnach meist um die Zwei herum. Wer also zum Beispiel 100 Euro auf einen Gewinn von Kalush Orchestra setzt, bekommt im Fall eines Sieges 200 Euro heraus. Die Gewinnchance der Ukraine liegt laut eurovision.com bei 35 Prozent. Zum Vergleich: Das zweitplatzierte Italien kommt nur auf eine Chance von 16 Prozent. Acht Prozent sind es bei Schweden auf Platz drei. Der deutsche Teilnehmer Malik Harris rangiert mit einer Gewinnchance von lediglich einem Prozent auf Platz 24 von 40 teilnehmenden Ländern.
Das ESC-Finale findet am 14. Mai 2022 statt. Kalush Orchestra müssen allerdings zunächst am 10. Mai das Halbfinale überstehen.
Quelle: ntv.de, vpr/dpa/spot