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Abschied vom "Polizeiruf" Altenberger geht "im richtigen Moment"

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Hat als Kommissarin Eyckhoff abgeliefert: Verena Altenberger.

Hat als Kommissarin Eyckhoff abgeliefert: Verena Altenberger.

(Foto: BR)

In ihrem letzten Fall für das Münchner Team macht Kommissarin Eyckhoff dem Publikum "das Gefühl von Paranoia hautnah spürbar" und sagt dann zum Abschied leise Servus. Ein Rückblick auf sechs starke Folgen und die "tausend Gesichter der Verena Altenberger".

Nur noch mit einer Hand hält sich Kommissarin Eyckhoff (Verena Altenberger) am Baugerüst fest, die Kraft in ihrer Hand lässt nach und der Boden ist wirklich sehr weit weg. Der passende Zeitpunkt für das Leben, an ihr vorbeizuziehen. Oder, in diesem Fall, vorbeizufallen, und zwar in Form eines hellgrünen Toasters und zwei dazu passenden Scheiben Brot.

Haben zum letzten Mal gemeinsam ermittelt: Eyckhoff und Eden (Stephan Zinner).

Haben zum letzten Mal gemeinsam ermittelt: Eyckhoff und Eden (Stephan Zinner).

(Foto: BR)

"Ich sterbe fast und alles, was ich sehe, ist ein Toaster", reflektiert Eyckhoff, nachdem sie zusammen mit dem ebenfalls von Höhenangst geplagten Kollegen Eden (Stephan Zinner) von der Feuerwehr gerettet worden ist. Keine schöne Erkenntnis für die Polizistin mit dem Faible für abseitige Fälle, aber eine brillante Szene mehr für alle, die ihr dabei zuschauen dürfen. Oder besser gesagt durften, denn Eyckhoff-Darstellerin Altenberger hängt ihre "Polizeiruf"-Karriere nach nur sechs Folgen an den Nagel.

Aus eigenem Antrieb heraus, denn für den Bayerischen Rundfunk gab es wenig Gründe, etwas an der Personalie zu ändern, die Qualität der Altenberger-Krimis war bis auf einen Ausrutscher im vergangenen Jahr durch die Bank sehr hoch. Mit "Der Ort, an dem die Wolken wohnen" hatte die Kommissarin mit dem irgendwie unpassenden Spitznamen "Bessie" die nicht ganz einfache Nachfolge der Lichtgestalt Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) angetreten und sie mit Bravour geschultert. "Streifenhörnchen mit Tiefgang", so hatten wir an dieser Stelle getitelt, 9 von 10 Punkten gegeben und eine "bravouröse Premiere" attestiert, in Verbindung mit einem "bitte weiter auf diesem Qualitätslevel".

Ganz großes Sonntagabendkino

Mit "Die Lügen, die wir Zukunft nennen" wurde mutig fortgesetzt, eine Hommage an den 70er-Jahre-Klassiker "Zabriskie Point", mit 8 von 10 Punkten wurde dieser "abgedrehte Trip" für "Experimentierfreudige und Cineasten" bewertet. "A bisserl mehr Tempo könnt' er haben, der "Polizeiruf" aus Minga, ansonsten aber passd's scho", lautete das Fazit im letzten Jahr über die Vier-Pfoten-Schnurre "Frau Schrödingers Katze", auch mit "Bessie und der alte Sack" wurde das Level gehalten, 9 von 10 Punkten, so unsere Einschätzung.

In der Abschlussepisode zieht das Münchner Team nochmal alle Register, "Paranoia" ist ganz großes Sonntagabendkino. Regisseur Tobias Ineichen erklärt, warum das für ihn so gut funktioniert: "Die tausend Gesichter von Verena Altenberger […] und der Kontrast in ihrer Konfrontation mit Marta Kizyma als widersprüchliche Rettungssanitäterin erlaubten mir, (…) dem Publikum nach und nach den sicheren Deutungsboden unter den Füßen wegzuziehen - mit dem Ziel, das Gefühl von Paranoia hautnah spürbar zu machen", sagt Regisseur Tobias Ineichen über die Wirkung seiner Hauptdarstellerin.

Jetzt also der Abschied, den Altenberger ihrer Filmfigur Bessie in einem Abschiedsbrief erklärt: " Danke, dass ich mir - wie du - die Zeit nehmen durfte, die ich brauche. Um mich in ein Format einzufinden, um so viele Menschen kennen- und schätzen zu lernen und um im richtigen Moment wieder weiterzuziehen. Der richtige Moment, das heißt für mich und für dich wahrscheinlich auch, wenn etwas noch nicht zu Ende ist, wenn etwas noch nicht auserzählt ist, wenn grundsätzlich noch viel möglich gewesen wäre." Gehen, wenn's am schönsten ist, dem ist ja eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Ein bisschen schade finden darf man Altenbergers Abschied aber trotzdem - und zum Abschied leise Servus sagen.

Quelle: ntv.de

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