
Zugekokst und abgehalftert: Manager Josef Micklitza (Stefan Rudolf).
(Foto: WDR/unafilm GmbH/Elliott Kreyenb)
Geldgeile Investmentbanker, zugekokste Manager und ein Schneeballsystem im ganz großen Stil: "Gier und Angst" verspricht einen grundsoliden Krimiabend - und verfällt dann dem Heroin.
Was passiert?
Bis obenhin zugekokst schlägt der Manager Josef Micklitza (Stefan Rudolf) bei Kommissar Faber (Jörg Hartmann) und seinen Kollegen auf, um den Mord an seinem Vermögensberater zu melden. Der liegt tatsächlich erschossen in einem Auto am Dortmunder Hafen, dafür ist am nächsten Morgen der nervöse Manager plötzlich abgetaucht. Die Spur führt das Dortmunder Ermittlerteam zur Investmentbank Be&Wes-Invest, die gigantische Vermögen für ihre superreichen Kunden verwaltet - und deren ebenso jovialer wie zwielichtiger Chef Wiglaf Beck (Heiko Pinkowski) offenbar ein Schneeballsystem erster Güte installiert hat.

Damit es auch alle verstehen: Fabers (Jörg Hartmann) neue Gelassenheit, anschaulich bebildert.
(Foto: WDR/unafilm GmbH/Elliott Kreyenb)
Parallel zu ihren Ermittlungen in der Bank scheuchen die Kommissare Micklitzas Bruder Micki (Sascha Gersak) auf. Der führt einen Club in Dortmund und ist dem Heroin ebenso verfallen wie sein Bruder dem Kokain. Dass Mickis schwerstabhängige Freundin gleichzeitig Kommissar Pawlaks (Rick Okon) seit langem verschwundene Ehefrau ist, macht die Ermittlungen nicht einfacher: In der Hoffnung, Ella (Anke Retzlaff) doch noch irgendwie retten zu können, lässt sich der Polizist auf ein gefährliches Spiel ein.
Worum geht es wirklich?
"'Die Gier regiert', sagen Sie. Und Sie haben Recht", gibt im Film der Chef einer Privatbank zu, die als verlängerter Arm der Be&Wes-Invest dient. "Gier und Angst" thematisiert also die ebenso schmutzigen wie häufig nicht mal illegalen (Schneeball-)Praktiken eines Finanzsystems, das genau wegen dieser Motoren überhaupt erst funktioniert. Einerseits. Andererseits vermischt auch dieser Dortmunder "Tatort" das Privatleben der Kommissare sehr stark mit den Ermittlungen: Die Geschichte um Pawlaks Vergangenheit und der Kampf gegen die Drogen drängen das Hauptmotiv irgendwann fast komplett in den Hintergrund.
Wegzapp-Moment?
Die Szene, in der sich Faber und der Pathologe Haller (Tilmann Strauß) um Kollegin Bönisch (Anna Schudt) streiten, hat ein bisschen was von einer Reiberei auf dem Schulhof.
Wow-Faktor?
Nicht so sehr wow, aber durchaus bemerkenswert, Stichwort Seltenheitswert: Fabers neue Gelassenheit. Statt cholerischer Wutausbrüche fällt der Kommissar diesmal eher als Ruhepol auf, irgendwann sogar mehr oder weniger stilecht vor einer Buddha-Statue in Meditationspose.
Wie ist es?
6,5 von 10 Punkten. "Gier und Angst" spult seine Rahmengeschichte um Schneeballsysteme, fragwürdige Finanzspekulationen und fiese Banker zu Anfang ganz ordentlich ab. Spätestens ab der Hälfte des Films verheddert sich der Plot aber in den privaten Untiefen von Kommissar Pawlak - und das wirkt alles in allem dann doch arg bemüht.
Quelle: ntv.de