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Ach, was ist auf Christian Wulff eingeprügelt worden in den vergangenen Wochen. Aus der Kreditaffäre wurde eine Medienaffäre, aus der Medienaffäre eine Sylt-Affäre und aus den ganzen Affären letztlich eine Staatsaffäre.
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Vor rund zwei Wochen ist es dann so gekommen, wie es sich viele schon lange gewünscht haben: Der Bundespräsident verabschiedet sich aus Schloss Bellevue, hastig suchen und finden Regierung und Opposition einen gemeinsamen Ersatz. Nun muss nur noch die Sache mit Wulff in Würde zu Ende gebracht werden.
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Mit einem Großen Zapfenstreich wird der Niedersachse aus dem Amt begleitet. Ist schließlich "geübte Staatspraxis", wie Verteidigungsminister Thomas de Maizière meint.
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Üblich ist es auch, dass der Scheidende neben Details im Ablauf auch die Liste derer bestimmen darf, die zu dem Militärspektakel geladen werden.
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Auf die Einladungen von Wulff folgen allerdings allerhand Enttäuschungen. Laut einer geheimen Liste, die der "Bild"-Zeitung vorliegen soll, hagelt es Absagen. Darunter auch einige richtig schmerzliche.
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So schwänzt etwa der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, die Veranstaltung.
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Auch Wulff-Intimus und Chef des Präsidialamts Lothar Hagebölling erscheint nicht. Hagebölling ist der Mann, der Wulff zuletzt noch den lange umstrittenen Ehrensold genehmigte.
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Vier Ex-Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland leben heute noch. Von ihnen kommt - keiner.
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Wulff-Vorgänger Horst Köhler weilt im Ausland und lässt sich entschuldigen.
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Auch Roman Herzog kann sich Schöneres vorstellen, als vor dem Schloss Bellevue den Klängen des Bundeswehr-Musikcorps zu lauschen. Er soll einen Auftritt vor einer Mittelstandsvereinigung vorziehen.
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Ohne bekannte Gründe fehlt ebenso Richard von Weizsäcker.
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Und Altersgründe macht der sonst noch recht rüstige Walter Scheel geltend, um dem peinlichen Akt in Berlin zu entgehen.
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Altpräsidialer Glanz fällt also schon mal weg. Wäre ja nicht so schlimm, wenn wenigstens das aktuelle Kabinett geschlossen antreten würde - schließlich hat Schwarz-Gelb vor rund zwei Jahren Wulff ja ins Amt gehievt. Kanzlerin Angela Merkel kann da tatsächlich schlecht Nein sagen - auch wenn sie ihren Gatten Joachim Sauer lieber daheimlässt.
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Doch da endet die Treue auch schon. CSU-Innenminister Hans-Peter Friedrich wird ebenso wenig erscheinen, ...
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... wie Finanzminister Wolfgang Schäuble.
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Ein gewisser Groll ist bei Arbeitsministerin Ursula von der Leyen verständlich. Schließlich musste sie 2010 - fast schon Präsidentin - dem Kompromiss Wulff weichen. Ob es daran liegt, dass sie nicht kommt, ist unklar. Fakt ist: Sie fehlt beim Großen Zapfenstreich.
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Durch weitgehende Absenz fällt auch die FDP-Ministerriege auf. Außenminister Guido Westerwelle hält sich laut Geheimliste bis zum Schluss zwar noch alles offen, Erscheinen ungewiss.
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Dass aus dem Spalierstehen vor der Berliner Staatsoberhauptresidenz nichts wird, weiß man jedoch sowohl von Entwicklungsminister Dirk Niebel als auch ...
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... von Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.
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Auch entferntere Regierungsvertreter glänzen durch Abwesenheit. So etwa Staatsminister und Bundesbeauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien, Bernd Neumann, sowie ...
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... die für Migration, Flüchtlinge und Integration zuständige Kollegin Maria Böhmer.
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Um dem Ex-Präsidenten die Ehre zu erweisen, sind auch Vertreter des Deutschen Bundestages geladen.
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Das Präsidium kommt dabei allerdings nur in schmaler Besetzung. Zwar wird sich Präsident Norbert Lammert blicken lassen. Von seinen Stellvertretern wird Wulff allerdings alle vermissen: ...
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Weder Wolfgang Thierse von der SPD, noch ...
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... Hermann-Otto Solms von der FDP, ...
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... Eduard Oswald von der CSU, ...
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... Petra Pau von den Linken oder ...
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... Katrin Göring-Eckhardt von den Grünen. Göring-Eckhardt war ja ebenso als Nachfolgerin für Wulff im Gespräch wie ...
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... der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle. Auch Voßkuhle kommt nicht.
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Das wäre ja nicht so tragisch, wenn wenigstens sein Stellvertreter Ferdinand Kirchhof erscheinen würde. Tut er aber nicht. Und damit ist ein Verfassungsorgan bei der Verabschiedung des ehemals ersten Mannes im Staate komplett abwesend.
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Am Abend, im Lichte der Fackeln, werden die Lücken in den Reihen freilich kaum sichtbar sein. Mit den Absagen bekommt der seit Wochen Geprügelte aber noch einmal einen mit. Denn sie zeigen ihm, wie viele Gefährten sich schon von ihm abgewandt haben.
Es wird einsam um Wulff Wer den Zapfenstreich schwänzt
Ex-Präsident Wulff kehrt ein letztes Mal an seine Wirkungsstätte zurück: Vor dem Schloss Bellevue wird er mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet. Eine große Ehre für verdiente Politiker. Doch für Wulff wird der Abend auch zeigen, wer nach den vergangenen Wochen noch zu ihm hält - und wen er als Unterstützer verloren hat.
