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Keine Vorzugsbehandlung Ex-Präsident Sarkozy tritt Haft in Paris an

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Das Auto mit dem ehemaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy kommt am Gefängnis La Sante an.

Das Auto mit dem ehemaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy kommt am Gefängnis La Sante an.

(Foto: dpa)

Er ist der erste französische Staatschef der Nachkriegszeit, der hinter Gitter kommt: Frankreichs früherer Präsident Sarkozy trifft nach seiner Verurteilung in der Libyen-Affäre zum Haftantritt am Gefängnis ein. Dort erwarten ihn eine Mini-Zelle und ein Häftlingsausweis. Andere Gefangene begrüßen ihn aus ihren Zellen.

Frankreichs früherer Präsident Nicolas Sarkozy ist nach der Verurteilung zu fünf Jahren Gefängnis in der Libyen-Affäre zum Haftantritt eingetroffen. Der 70-Jährige kam am Morgen im Pariser Gefängnis La Santé an. Sarkozy soll in der Haftanstalt in einem besonderen Trakt für Häftlinge untergebracht werden, die besonders geschützt werden müssen. Möglicherweise kommt er auch in einen isolierten Bereich. Eine Vorzugsbehandlung erwartet ihn nicht.

Sarkozy war im Prozess um angebliche Wahlkampfgelder aus Libyen Ende September schuldig gesprochen worden, Teil einer kriminellen Vereinigung gewesen zu sein. Das Gericht ordnete eine vorläufige Vollstreckung des Urteils an. Das bedeutet, dass er die Haft antreten muss, obwohl er in Berufung gegangen ist. Sarkozy hatte die Vorwürfe stets bestritten.

Sarkozys Anwälte beantragten inzwischen seine vorzeitige Haftentlassung, was wegen seines Alters gleich nach Haftantritt möglich ist. "Selbst wenn seine Inhaftierung durch nichts gerechtfertigt ist, wird er wohl einen Monat bleiben", sagte sein Anwalt Christophe Ingrain. Dies entspreche der durchschnittlichen Bearbeitungszeit. "Es ist ein trauriger Tag für ihn, für Frankreich und für unsere Institutionen. Diese Inhaftierung ist eine Schande", fügte sein Kollege Jean-Michel Darrois hinzu.

Kurz vor seiner Abfahrt ins Gefängnis beteuerte Sarkozy bei X erneut seine Unschuld. "Ich werde weiterhin den Justizskandal anprangern", erklärte er und stellte seine Haftstrafe als einen Racheakt dar. "Die Wahrheit wird triumphieren."

Im Gefängnis wurde Sarkozy offenbar lebhaft von anderen Insassen begrüßt: "Oh, Sarkozy ist da!", "Herzlich willkommen, Sarkozy", riefen mehrere Häftlinge aus ihren Zellen bei der Ankunft des prominenten Neuzugangs.

Von Macron empfangen

Wie vor Sarkozys Haftantritt bekannt wurde, war der ehemalige Staatschef am Freitag von Präsident Emmanuel Macron im Élysée-Palast empfangen worden. Das Treffen wurde vom Élysée-Palast auf Anfrage bestätigt. Justizminister Gérald Darmanin kündigte an, dass er Sarkozy im Gefängnis besuchen werde.

In der Libyen-Affäre geht es um den Vorwurf, dass für Sarkozys Präsidentenwahlkampf 2007 illegal Geld von der Führung des damaligen libyschen Machthabers Muammar Gaddafi geflossen sein soll. Zwar sah das Pariser Strafgericht dafür keine Belege. Es ging in seiner Urteilsbegründung aber davon aus, dass der Konservative und enge Vertraute Gaddafis auf jeden Fall versucht habe, sich Gelder des libyschen Machthabers zu verschaffen.

Mit einer Vorzugsbehandlung kann Sarkozy hinter Gittern nicht rechnen. Egal, in welchen Bereich der Haftanstalt er kommt, die Zellen sind dort nicht besser und nicht schlechter als anderswo in dem Gefängnis. Sie sind zwischen 9 und 12 Quadratmeter groß. Sarkozy bekommt wie alle anderen Häftlinge eine Dusche in seiner Zelle, einen Kühlschrank und einen Fernseher. Das Bett ist schmal und es gibt einen kleinen Schreibtisch.

Bei der Ankunft im Gefängnis muss Sarkozy sich demselben Ablauf unterziehen wie alle anderen Neuankömmlinge, wie der Sender BFMTV berichtet. Fingerabdrücke werden genommen und ein Foto gemacht; er bekommt einen Häftlingsausweis mit einer Häftlingsnummer. Laut dem Sender wird Sarkozy auch wie jeder neue Häftling durchsucht, wofür er sich komplett ausziehen muss. Danach erhält er Hygieneartikel, Wäsche, Bettlaken und Schreibzeug. Sarkozy hat sich vorgenommen, über seine Zeit hinter Gittern ein Buch zu schreiben.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP

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