Behörden ignorierten Warnungen 91 Vermisste nach Erdrutsch in China
21.12.2015, 10:19 Uhr
Eine sechs Meter hohe Schlammlawine begräbt in Shenzhen 33 Fabrik- und Wohngebäude unter sich. Dutzende Menschen werden noch immer vermisst. Und wieder einmal ist die Katastrophe vom Menschen gemacht.
Nach einem verheerenden Erdrutsch im südchinesischen Shenzhen werden noch mindestens 91 Menschen vermisst. Dies teilten Behörden der Stadt am Morgen mit. Zuvor war in staatlichen Medien von mindestens 27 Vermissten die Rede gewesen. Berichte über mögliche Tote gab es zunächst nicht. Drei Menschen seien verletzt aus den Trümmern geborgen worden, hieß es.
Das Unglück hatte sich am Sonntagmittag in einem Industriepark im Nordosten der Stadt ereignet. Lokalen Behörden zufolge rutschte offenbar nach Regenfällen ein riesiger Berg mit ausgehobener Erde und Bauschutt ab, der von Arbeitern an einem etwa 100 Meter hohen Hügel angehäuft worden war. Anwohner berichteten von Massen aus roter Erde und Schlamm, die mehrere Häuser und Fabriken unter sich begruben.
Wie Staatsmedien berichteten, waren mindestens 33 Gebäude betroffen, darunter auch zwei Wohnunterkünfte von Arbeitern. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete, der Schlamm habe sich auf einer Fläche von 60.000 Quadratmetern bis zu sechs Meter hoch getürmt. Von Staatsmedien veröffentlichte Fotos zeigten eine riesige, mit Geröll und Schlamm bedeckte Fläche, auf der Rettungskräfte mit Baggern arbeiteten.
Behörden ignorierten Warnungen
Laut der Zeitung "Shenzhen Evening News" wurden 900 Menschen vorsorglich in Sicherheit gebracht, bevor die Schlammmassen am späten Vormittag auf das Industriegebiet in der nahe Hongkong gelegenen Metropole hinabgingen. 1500 Retter seien im Einsatz, um nach Überlebenden zu suchen. Auch dieses Mal seien Beschwerden und Warnungen von Anwohnern nicht ernst genommen worden. Der Bauexperte Wang Zhenxin bezeichnete die Katastrophe in der "South China Morning Post" (SCMP) als "Folge einer Instabilität des Schutthaufens". Eine Umweltprüfung der Gefahrenstelle habe es bereits im Januar gegeben. Gehandelt worden sei aber nicht.
In China kommt es immer wieder zu Unfällen mit vielen Todesopfern, weil Sicherheitsregeln nicht beachtet werden. Erst im Sommer war in der nordostchinesischen Hafenstadt Tianjin ein illegales Chemielager explodiert. Mehr als 200 Menschen waren ums Leben gekommen.
Quelle: ntv.de, jug/dpa/AFP