Meißner Porzellan im Urwald Argentinier finden mögliches Nazi-Versteck
22.03.2015, 18:03 Uhr
Die Archäologen fanden auch deutsche Münzen aus den Jahren 1938 bis 1941.
(Foto: Screenshot / www.clarin.com)
Die verwendeten Materialien passen nicht in die Region, außerdem finden sich dort deutsche Münzen und Meißner Porzellan: Ein Gebäudekomplex, den Archäologen im argentinischen Regenwald entdecken, gibt Rätsel auf. Ist es ein altes Nazi-Versteck?
Argentinische Archäologen haben im Urwald einen Baukomplex gefunden, der möglicherweise geflüchteten Nazis nach dem Zweiten Weltkrieg als Versteck dienen sollte. In den drei Gebäuden in der nordostargentinischen Provinz Misiones seien deutsche Münzen aus den Jahren 1938 bis 1941 und Meißner Porzellan gefunden worden, sagte Daniel Schávelzon, Leiter des Archäologen-Teams der Universität Buenos Aires, der Zeitung "Clarín". Diese veröffentlichte auch ein Video, in dem der Komplex gezeigt wird.
Die Forscher vermuten, dass der Bau dazu gedacht war, Nazis als Zuflucht zu dienen. Die Datierung des Baus auf Anfang der 40er-Jahre des 20. Jahrhunderts und die deutschen Fundstücke seien kein zwingender Beweis für ein Nazi-Projekt, räumte Schávelzon ein. Es gebe aber keine andere Erklärung für einen so kostspieligen Bau in einem damals unzugänglichen Ort und mit Materialien, die nicht der lokalen Architektur entsprächen.
Unbehelligtes Leben für Nazis
Der Fund im heutigen Naturpark Teyú Cuaré, 1000 Kilometer nördlich von Buenos Aires, wurde den Angaben zufolge nie benutzt - möglicherweise, weil es in den Nachkriegsjahren für flüchtige Kriegsverbrecher relativ einfach gewesen sei, in Argentinien im normalen Stadtleben unterzutauchen, sagte Schávelzon.
Nach Angaben der staatlichen Kommission zur Aufklärung von Nazi-Aktivitäten (CEANA) flüchteten mindestens 180 Kriegsverbrecher über die sogenannte Rattenlinie nach Argentinien. Zu den prominentesten ehemaligen Nationalsozialisten zählten Adolf Eichmann, Erich Priebke und Josef Mengele.
Eichmann, von dessen Aufenthalt in Argentinien der deutsche Geheimdienst schon früh wusste, wurde 1960 vom israelischen Geheimdienst nach Israel entführt, dort vor Gericht gestellt und 1962 hingerichtet. Priebke lebte lange unbehelligt in Argentinien, bevor er 1995 nach Italien überstellt und dort verurteilt wurde. Mengele lebte bis zu seinem Tod 1979 in Argentinien, Paraguay und Brasilien.
Quelle: ntv.de, mli/dpa