Panne bei Organspende Ärzte stellen fälschlicherweise Hirntod fest
12.01.2015, 11:51 Uhr
Kritiker beklagen, dass medizinisches Personal nicht ausreichend geschult sei, um einen Hirntot festzustellen.
(Foto: dpa)
Ein neuer Organspendeskandal kündigt sich an. Offenbar diagnostizierten Ärzte verfrüht den Hirntod eines Patienten. Die anschließende Organentnahme wird in letzter Minute gestoppt. Offenbar ist es nicht der einzige Fall dieser Art.
Bei einer Organspende haben Ärzte einem Medienbericht zufolge erneut Fehler bei der Feststellung des Hirntods gemacht. In einem Krankenhaus im Raum Bremen/Bremerhaven wurde Anfang Dezember 2014 eine Organspende abgebrochen, weil der Spender womöglich noch lebte, berichtete die "Süddeutsche Zeitung".
Demnach hatten Operateure bereits den Bauch des Spenders geöffnet, als auffiel, dass dessen Hirntod nicht nach den dafür vorgesehenen Regeln diagnostiziert worden war. Das Prozedere musste sofort abgebrochen werden, da sich die Mediziner sonst der Tötung schuldig machen würden.
Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO), deren Mitarbeiter die Korrektheit der Hirntoddiagnostik vor einer Organspende überprüfen müssen, teilte der "SZ" demnach auf Anfrage mit, sie habe die bei der Bundesärztekammer (BÄK) angesiedelte Überwachungskommission über die "Unklarheiten in Bezug auf die Hirntoddiagnostik bzw. ihre Dokumentation" in diesem Fall informiert.
Mehrere Verdachtsfälle
Die BÄK teilte demnach mit, dass "zu laufenden Verfahren in konkreten Einzelfällen keine Auskünfte gegeben werden können". Am kommenden Montag werde sich die Überwachungskommission aber "mit der Überprüfung bestimmter Hirntod-Untersuchungen und -Diagnosen befassen". Demnach könnte es neben diesem Fall noch weitere problematische Fälle geben.
Schon vor einem Jahr war bekanntgeworden, dass Mediziner innerhalb von drei Jahren insgesamt zehn Patienten abweichend von den Richtlinien für hirntot erklärt hatten. Organe an noch Lebenden wurden aber nach DSO-Angaben nicht entnommen. Im schlimmsten Fall erleidet ein fälschlich für hirntot erklärter Patient Schmerzen bei der Operation oder der Organentnahme.
Quelle: ntv.de, lsc/dpa/AFP