Panorama

"Sandy" tötet mindestens 16 Menschen Äste sind die größten Todbringer

Die Angst vor den Wassermassen und elektrisierten Pfützen ist groß.

Die Angst vor den Wassermassen und elektrisierten Pfützen ist groß.

(Foto: REUTERS)

"Sandy" verwüstet die Ostküste der USA. Pfützen stehen unter Strom, Äste stürzen herab, dutzende Häuser stehen in Flammen. Bisher sterben mindestens 16 Menschen. Die Sachschäden gehen in die Milliarden. Ein Ende des Chaos ist nicht in Sicht.

Elektrisierte Pfützen, herabstürzende Äste – mit dem Wirbelsturm "Sandy" sind etliche Gefahren über die Ostküste der USA hereingebrochen. Die Metropole New York hat er mit voller Wucht getroffen. Nach Angaben des US-Nachrichtensenders CNN starben durch den Monstersturm landesweit 16 Menschen, unter ihnen mehrere Kinder. Allein in New York kamen bisher mindestens fünf Menschen ums Leben.

An der Küste kam es zu katastrophenartigen Zuständen mit Regen und Überflutungen. In einem Atomkraftwerke im Bundesstaat New Jersey gab es Hochwasser-Alarm. Millionen Menschen waren ohne Strom. In New York setzten Fluten viele U-Bahn-Schächte unter Wasser. In der Nachbarschaft "Rockaway Parks" in Queens wütete ein gewaltiges Feuer. Nach Angaben von CNN sind rund 50 Häuser niedergebrannt. Dutzende stehen noch in Flammen. Rund 200 Feuerwehrleuten gelang es bisher nicht, den Brand einzudämmen. Es heißt, der Wasserdruck für die Feuerlöscher reiche nicht.

Tote durch herabstürzende Äste

Die meisten Todesfälle gab es durch herabstürzende Äste. So traf ein Ast nach Polizeiangaben im US-Staat Pennsylvania einen achtjährigen Jungen und tötete ihn. Zuvor waren schon bei New York zwei Kinder in einem Haus von einem herabstürzenden Ast erschlagen worden. Nach Angaben der Behörden spielten die beiden im ersten Stock des Hauses im Landkreis Westchester, als der große Ast das Dach durchschlug und die Kinder unter sich begrub.

Manhattan liegt zum großen Teil im Dunklen.

Manhattan liegt zum großen Teil im Dunklen.

(Foto: REUTERS)

In der Finanzmetropole starb angeblich auch eine Frau, weil sie in eine elektrisierte Pfütze trat.

Bei einer dramatischen Rettungsaktion brachten zwei Hubschrauber der US-Küstenwache 14 Besatzungsmitglieder des Filmschiffs "Bounty" in Sicherheit. Eine Stunden später geborgene Frau starb. Der Kapitän des Schiffes wurde zunächst weiter vermisst. Der aus dem Hollywood-Klassiker "Die Meuterei auf der Bounty" von 1962 bekannte Großsegler war etwa 150 Kilometer südöstlich von North Carolina in Seenot geraten und aufgegeben worden.

Sturm "Sandy" hatte bereits auf dem Weg durch die Karibik mehr als 65 Menschen in den Tod gerissen.

Öffentliches Leben kommt zum Erliegen

Ein stiller Moment in einer stürmischen Nacht.

Ein stiller Moment in einer stürmischen Nacht.

(Foto: REUTERS)

Das öffentliche Leben in Millionenmetropolen wie New York, Washington und Philadelphia kam zum Erliegen, auch wegen massiver Stromausfälle. In New York etwa explodierte ein Umspannwerk. Allein dadurch verloren rund 250.000 Menschen den Anschluss ans Netz. Im Internet kursieren Bilder, die eine gewaltige Detonation zeigen. Medien berichten von landesweit zwischen 5 und 6,5 Millionen Menschen ohne Strom.

Die Nahverkehrssysteme sowie Schulen, Behörden, Theater, Büchereien, Parks und zahlreiche Restaurants und Geschäfte blieben vielerorts geschlossen. Auch die Vereinten Nationen und die Börse an der Wall Street in New York blieben zu. In das geschlossene U-Bahn-System der Millionenmetropole drang der Verkehrsbehörde MTA zufolge Wasser ein. Windböen peitschten durch die Stadt, immer wieder waren Sirenen zu hören. Laut dem Chef des MTA handelt es sich bei "Sandy" um das "schlimmste Desaster" in der 108-jährigen Geschichte des New Yorker Nahverkehrs. Das berichtete die "New York Times".

Atomkraftwerk runtergefahren

Im Atomkraftwerk südlich von New York wurde wegen eines bedrohlich ansteigenden Wasserspiegels Alarm ausgelöst, teilte die US-Atomaufsichtsbehörde NRC mit. Das Kraftwerk im Bundesstaat New Jersey sei zu dem Zeitpunkt bereits abgeschaltet gewesen. Wind, Sturmflut und Regen hätten das Wasser zunächst stark anschwellen lassen. In den folgenden Stunden sollte es aber rasch ablaufen, hieß es. Oyster Creek ist seit 1969 am Netz und das älteste laufende Atomkraftwerk der USA.

Medien berichten auch von einem zweiten Atomkraftwerk, das vom Netz gehen musste.

Milliardenschäden

Nach einer ersten Expertenschätzung könnte Wirbelsturm "Sandy" an der US-Ostküste Gesamtschäden von bis zu 20 Milliarden US-Dollar (rund 15,5 Milliarden Euro) angerichtet haben. Diese Zahl nannte der auf Risikoanalysen spezialisierte Versicherungsdienstleister Eqecat. Allerdings war das Unwetter zum Zeitpunkt der Schätzung noch nicht vorbei.

Nach Angaben des US-Hurrikanzentrums erreichte das Auge des Wirbelsturms Sandy" am Montagabend im Bundesstaat New Jersey nahe der Spielermetropole Atlantic City die Küste. Teile der Strandpromenade wurden beschädigt. Dann wirbelte der Sturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 Kilometern pro Stunde an der US-Ostküste entlang.

Wetterexperten befürchteten, dass "Sandy" später im Nordosten auf einen Wintersturm treffen könnte. Diese Kombination könnte dann zum schwersten Unwetter seit Jahrzehnten führen.

Obama und Romney sagen Termine ab

Der Sturm wirkte sich bereits auf den Endspurt zur US-Wahl am 6. November aus. Sowohl Präsident Barack Obama als auch sein Herausforderer Mitt Romney sagten mehrere Termine ab.

Obama kehrte von einer Wahlkampftour in Florida nach Washington zurück und rief die Bevölkerung eindringlich dazu auf, den Anweisungen der Behörden zu folgen. "Dies wird ein großer und mächtiger Sturm", warnte er im Weißen Haus.

Er machte aber auch Mut: "Wir werden das zusammen überstehen." Obama rief für Washington und New York sowie für die Bundesstaaten Maryland, Massachusetts und Delaware den Notstand aus.

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Quelle: ieh/dpa/

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