Menschenmassen auf Skipisten Auch Hessen schließt ersten Wintersportort
05.01.2021, 15:55 Uhr
Wie hier im Schwarzwald strömten in den vergangenen Tagen Tausende Tagestouristen in Deutschlands Skigebiete.
(Foto: imago images/Einsatz-Report24)
Zahlreiche Ausflügler tummeln sich in deutschen Wintersportgebieten. Als NRW dicht macht, drängen Tausende nach Hessen. Um den Massenansturm einzudämmen und ein Corona-Debakel zu verhindern, schließt auch dort nun das erste beliebte Skigebiet. Andere Regionen planen, nachzuziehen.
Wegen des Ansturms der Schneetouristen sind im nordhessischen Wintersportort Willingen Skipisten, Rodelhänge und Parkplätze am Wochenende für Besucher gesperrt. Ein entsprechendes Verbot hat der Landkreis Waldeck-Frankenberg nun beschlossen. Es ist die erste Sperrung von Skipisten und Rodelhängen dieser Art in Hessen.
Aus Gründen des Infektionsschutzes habe man sich für die zunächst dreitägige Einschränkung entschieden, sagte eine Sprecherin in Korbach. Sie soll von Freitag bis Sonntag gelten. Nachdem die Wintersport-Region Winterberg im benachbarten Nordrhein-Westfalen am Wochenende Pisten und Parkplätze geschlossen hatte, waren Tausende Ausflügler nach Nordhessen ausgewichen.
"Mindestabstände sind bei der Masse an Tagestouristen weder einhaltbar, noch kontrollierbar gewesen - sogar im Freien", sagte der Gesundheitsdezernent des Landkreises, Karl-Friedrich Frese. Man habe daher keine andere Möglichkeit als das Betretungsverbot gesehen, um die Besucherströme zu verringern. Ordnungsbehörden und Polizei würden die Einhaltung kontrollieren. Danach hofft der Kreis auf eine Entspannung der Lage wegen des Ferienendes.
Oberhof und Schwarzwald ebenfalls kurz vor Schließung
Auch Oberhof in Thüringen steht wohl unmittelbar vor ähnlichen Maßnahmen. Bürgermeister Thomas Schulz sah nach Gesprächen mit dem Innenministerium und der Polizei einen Weg für die von ihm geplante Abriegelung der Wintersportkommune für Ortsfremde. "Ich bin mehr als zuversichtlich, dass wir zu einer vernünftigen Lösung kommen", sagte der Politiker. Ihm schwebe vor, dass an den Ortseingängen Kontrollen stattfinden, an denen nur diejenigen durchgelassen werden, die ein berechtigtes Interesse nachweisen können. Dazu zählten Anwohner, Lieferanten und Dienstleister sowie die Teilnehmer und Offiziellen des Biathlon-Weltcups, der am Freitag beginnt.
"Auch ein gewisses Maß an Tagestouristen ist sicher vorstellbar, aber wenn es überhandnimmt, müssen wir dichtmachen", sagte Schulz. Laut Schulz waren in den vergangenen Tagen bis zu 10.000 und mehr Touristen in die Stadt geströmt. Dabei seien Autos zum Teil in Feuerwehrzufahrten und an anderen sicherheitsrelevanten Stellen abgestellt worden. "Die ganze Stadt war zugeparkt."
Im Schwarzwald wollen die örtlichen Behörden und die Polizei gemeinsame Maßnahmen gegen Gedränge und Verkehrschaos ergreifen. Im Gespräch seien etwa Straßensperrungen. Ein Sprecher sagte, die Zustände vor allem auf der B500 seien zuletzt "extrem" gewesen. Seine Behörde appelliere an die Bürger, sich an die Regeln zu halten, nicht nur an die Corona-Regeln, sondern auch an die des Straßenverkehrs. Wenn die Parkplätze voll seien, müssten die Menschen umdrehen. Am Straßenrand zu parken sei verboten.
Am vergangenen Wochenende waren erneut zahlreiche Autofahrer in die Ausflugsgebiete im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb geströmt. Staus und überfüllte Parkplätze waren die Folge. Appelle von Polizei und Politik, beliebte Ziele nicht mehr anzufahren, waren bislang meist verhallt.
Autos auf Wiesen, Gärten als Toiletten
In der Eifel scheinen die ergriffenen Maßnahmen bereits zu wirken. "Die Lage ist etwas entspannter", erklärte ein Vertreter der 8000-Einwohner-Gemeinde Hellenthal. Der Ausflugsort für Wintertouristen war am Wochenende mitten in der Corona-Pandemie ebenfalls von Tausenden Ausflüglern besucht worden und hatte ein Verkehrschaos erlebt. Daraufhin sperrte die Stadt die Parkplätze an Ausflugszielen ab. Lifte am Skigebiet und Schneewanderwege waren bereits vorher gesperrt. Mitarbeiter der Stadt kontrollierten, dass Parkverbote und Corona-Vorschriften eingehalten wurden.
In Winterberg im Sauerland sind Pisten und Parkplätze seit Sonntag gesperrt. Mit Blick auf das kommende Wochenende wollen sich die Bürgermeister von Hellenthal und der benachbarten Orte im Kreis Euskirchen absprechen, sagte der Sprecher. Auch die Nachbargemeinden hatten unter dem Ansturm gelitten. Da es coronabedingt keine Angebote gab, wurden teils Gärten als Toilette benutzt und Autos wild am Straßenrand und auf Wiesen geparkt.
Quelle: ntv.de, mra/dpa