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Gerade frisch saniert, aber ... Auch der Rest der Carolabrücke muss abgerissen werden

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Die Carolabrücke muss neu errichtet werden.

Die Carolabrücke muss neu errichtet werden.

(Foto: IMAGO/Sylvio Dittrich)

Bei den Investitionen in Infrastruktur hat Deutschland großen Nachholbedarf. Der teilweise Einsturz der Carolabrücke in Dresden im September verschärft die Diskussion darum, dabei sind zwei der drei Stränge frisch renoviert. Jetzt aber sind auch sie nicht mehr zu retten.

Die vor drei Monaten zum Teil eingestürzte Carolabrücke in Dresden muss komplett abgerissen werden. "Die Schäden sind so massiv, dass eine Wiederinbetriebnahme der noch stehenden Brückenzüge A und B nicht möglich ist", teilte die Stadt zu aktuellen Erkenntnissen wissenschaftlicher Untersuchungen zu deren Zustand mit. Nun sei klar, "es braucht dringend" Ersatz. Dabei waren die Stränge A und B von 2019 bis 2024 saniert worden.

Ursächlich für den Einsturz des Strangs C war laut dem Gutachten des unabhängigen Brücken-Experten Steffen Marx "eine sogenannte wasserstoffinduzierte Spannungsrisskorrosion", die in Verbindung mit Materialermüdung durch die verkehrliche Beanspruchung zu einem Versagen zahlreicher Spannglieder führte. Die Korrosionsschäden entstanden bereits während des Brückenbaus, hieß es. Marx forderte deshalb eine Überprüfung und Nachjustierung der Beurteilungsmethodik von Brücken mit ähnlicher Konstruktion und Bauzeit.

Die Stadt beauftragte den Professor am Institut für Massivbau an der TU Dresden mit den Untersuchungen zur Einsturzursache und zum Zustand der Rest-Brücke. In die Analysen sind Fachleute aus ganz Deutschland eingebunden, um schnell fundierte Ergebnisse zu erhalten. Die Gutachter stellten nach Rathausangaben fest, dass "eine verlässliche Vorhersage des Einsturzes mit den üblichen Methoden nicht möglich war" und sahen keinen nachlässigen Umgang der Verantwortlichen.

Der noch unsanierte westliche Brückenstrang C brach in der Nacht zum 11. September überraschend auf etwa 100 Metern Länge ein. Einige Tage danach wurden erste Trümmer beseitigt, seit Anfang Oktober läuft der Abbruch des Zuges C der nun gesperrten wichtigen innerstädtischen Verkehrsader über den Fluss - und die Schifffahrt ist unterbrochen.

Der Ökonom Lars Feld hatte im Oktober eine Studie zum Nachholbedarf bei Infrastruktur-Investitionen vorgestellt, der zufolge sich die nötigen Mittel allein für Autobahnen, Eisenbahn und Energieinfrastruktur auf rund 400 Milliarden Euro in den kommenden Jahren belaufen. Der Gesamtbedarf dürfte noch höher sein, heißt es in der Analyse. Denn Infrastrukturinvestitionen in Deutschland würden nicht systematisch erfasst. "Deutschlands Infrastruktur lebt fast nur noch von ihrer Substanz", sagte Feld, der an der Universität Freiburg lehrt. "Die staatlichen Investitionen reichen seit langem nicht mehr, um den Bestand zu sichern."

Quelle: ntv.de, tsi/dpa

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