"Eine Frage von Leben und Tod" Blizzard zwingt Osten der USA in die Knie
27.01.2015, 14:10 UhrU-Bahnen fahren nicht, Schulen bleiben geschlossen: Entlang der US-Ostküste rüsten sich die Menschen für einen heftigen Wintersturm. Meteorologen warnen: Der Blizzard könnte historische Ausmaße annehmen.
Der gewaltige Wintersturm "Juno" hat in den USA das öffentliche Leben entlang der Ostküste lahmgelegt. Seit vergangener Nacht bremst teils heftiger Schneefall die Millionenmetropole New York aus - vorsorglich wurde ein Fahrverbot für alle Autos mit Ausnahme von Einsatzfahrzeugen ausgesprochen. Auch der U-Bahn-Verkehr steht still, Schulen und andere öffentliche Einrichtungen sind geschlossen.
Die stundenlangen Schneefälle legten in den letzten Stunden zwar eine Pause ein. Im Laufe des Tages erwarteten Meteorologen aber eine rasche Zunahme von Wind und Schnee – etwa 10 Zentimeter pro Stunde. Im Nordosten der Vereinigten Staaten könnte der sogenannte Blizzard "lebensbedrohliche" Ausmaße annehmen. Betroffen sind bis zu 60 Millionen Menschen zwischen Boston, New York und Philadelphia.
Der Nationale Wetterdienst sprach von einem "womöglich historischen" Schneesturm. "Juno" könne bis zu einem Meter Neuschnee, heftige Windböen, großflächige Stromausfälle und gewaltige Verkehrsbehinderungen bringen. Die Behörden riefen die Einwohner auf, sich für den Sturm zu rüsten. Hunderttausende stürmten daraufhin die Supermärkte und deckten sich mit Lebensmitteln ein. Auch Gouverneur Andrew Cuomo warnte: "Es könnte eine Frage von Leben und Tod sein."
Betroffen sind unter anderem die Bundesstaaten New York, Connecticut, Massachusetts, Pennsylvania und New Jersey. Tunnel und Brücken zwischen Manhattan und New Jersey, die normalerweise als Lebensader der Stadt gelten, wurden ebenfalls geschlossen. Auch in Boston wurden Fahrverbote verhängt. Autos durften nur in Notfällen auf die Straße. Mehrere Bundesstaaten verhängten laut US-Medien Reiseverbote.
Tausende Flüge fallen aus
Entlang der Ostküste strichen Airlines bis zu 10.000 Flüge. Auch von Deutschland aus wurden bereits zahlreiche Flüge in Richtung US-Ostküste gestrichen. Bislang waren davon rund 1500 Passagiere betroffen.
Für die Küstenorte zwischen Delaware und Maine gab es Flutwarnungen. Nach Angaben des Wetterdienstes könnten die Windböen an der Küste in Massachusetts Hurrikan-Stärke erreichen. Der Sturm könne sogar gewaltig genug sein, um die Küstenlinie dauerhaft zu verändern.
New York verwandelte sich in eine weiße Parklandschaft. Fahrverbote sorgten für ungewöhnliche Stille auf den Straßen. Auch Busse und Bahnen fuhren nicht. Um ein Verkehrschaos zu vermeiden, waren schon vor dem Unwetter öffentliche Einrichtungen geschlossen worden. Viele Unternehmen gaben ihren Angestellten einen freien Tag. Hilfsorganisationen sind bemüht, Obdachlose in sichere Unterkünfte zu bringen.
Die legendäre Metropolitan-Oper sagte eine Aufführung mit Sängerin Anna Netrebko ab. Das UN-Hauptquartier am East River bleibt ebenfalls geschlossen. Die Gedenkveranstaltung zur Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz vor 70 Jahren wurde um einen Tag verschoben. Die Basketball-Liga NBA sagte zwei Partien ab. In Massachusetts wurde im Prozess gegen den mutmaßlichen Attentäter vom Boston-Marathon die Auswahl der Geschworenen ausgesetzt. In Washington verschob das Repräsentantenhaus eine Reihe von Abstimmungen.
Ein "Nor'easter", wie die aus dem Nordosten heranbrausenden eisigen Stürme genannt werden, ist im Winter zwar nicht ungewöhnlich. Dennoch sorgen diese Stürme in Metropolen wie New York und Boston immer wieder für Verkehrschaos. Die in den USA "Blizzards" genannten Schneestürme verursachen in den USA auch regelmäßig große Stromausfälle, weil die anfälligen Stromleitungen über der Erde verlaufen. Oftmals müssen Hunderttausende Menschen ohne Elektrizität klarkommen. Während es im letzten Winter gleich mehrere solcher Stürme gab, war dieser Winter bislang eher mild.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa