Brückeneinsturz von Baltimore Bauarbeiter erzählt erstmals von seinem Überlebenskampf
11.07.2024, 08:35 Uhr Artikel anhören
Die Brücke konnte kurz vor dem Zusammenstoß mit dem Schiff für Autofahrer gesperrt werden - mehrere Bauarbeiter erreichte aber keine Warnung.
(Foto: picture alliance / Baltimore Sun)
In Baltimore kommt es in diesem Jahr zur Katastrophe, als ein Schiff mit einer großen Autobrücke kollidiert. Mehrere Bauarbeiter sterben, nur einer überlebt. In einem Interview spricht er nun zum ersten Mal über sein großes Glück und wie er es schaffte, zu überleben.
Bei dem katastrophalen Kollaps einer vierspurigen Autobrücke im Hafen der US-Metropole Baltimore waren Ende März sechs auf der Brücke eingesetzte Bauarbeiter ums Leben gekommen. Der einzige Überlebende aus dem Team hat dem US-Sender NBC in einem Interview seinen Überlebenskampf geschildert. Julio Cervantes Suarez überlebte den Sturz mit seinem Lastwagen von der Francis Scott Key Bridge in den Fluss Patapsco - musste aber mit ansehen, wie seine Arbeitskollegen in den Tod stürzten.
Die Crew füllte auf der Brücke Schlaglöcher auf, als auf einem Containerschiff der Strom ausfiel, es manövrierunfähig gegen einen Stützpfeiler der Brücke prallte und sie zum Einsturz brachte. Unter jenen, die dabei zu Tode kamen, waren auch ein Neffe und Schwager von Cervantes Suarez. Ein Inspekteur, der neben der Mannschaft arbeitete, konnte sich in Sicherheit bringen und lehnte eine medizinische Behandlung ab.
Der 37-jährige Cervantes Suarez, der bislang nicht öffentlich über das Geschehen gesprochen hatte, sagte, die Männer hätten in einer Pause in ihren Baufahrzeugen gesessen, als die Brücke plötzlich unter ihnen zusammengebrochen sei.
Ein Notruf von dem Schiff hatte es der Polizei in letzter Minute ermöglicht, die Brücke für den Autoverkehr zu sperren und damit weitere Opfer zu verhindern. Genug Zeit, um auch die Bauarbeiter zu benachrichtigen, blieb indes nicht. Im Angesicht des Todes habe er Gott für seine Familie gedankt, sagte Cervantes Suarez.
"Unvorstellbarer Verlust"
Auf wundersame Weise sei es ihm gelungen, das Fenster seines sinkenden Fahrzeugs herunterzukurbeln und in das kalte Wasser zu entkommen. "Da habe ich realisiert, was passiert war", sagte er dem Sender. "Ich schaute auf die Brücke und sie war nicht mehr da." Er habe seine Kollegen gerufen, aber niemand habe geantwortet.
Da er nicht schwimmen konnte, habe er sich an ein im Wasser treibendes Stück Beton geklammert, bis er von Ersthelfern gerettet worden sei. Mit einer Verletzung wurde er ins Krankenhaus gebracht.
Er werde von dem Sturz noch immer verfolgt und betrauere einen unvorstellbaren Verlust, sagte Cervantes Suarez. Alle Opfer waren Latino-Einwanderer, die in die USA gekommen waren, um zu arbeiten. "Sie waren gute Menschen, gute Arbeiter und hatten gute Werte", sagte Cervantes Suarez.
Quelle: ntv.de, rog/AP