Neuer Corona-Fall in Tianjin China verdächtigt deutsche Schweinshaxe
09.11.2020, 09:41 Uhr
Viren-Spuren sollen an der Verpackung der gefrorenen Schweinshaxe nachgewiesen worden sein.
(Foto: REUTERS)
Große Teile Chinas sind nach Angaben Pekings mittlerweile "Corona-frei". Nun sorgt ein neuer Fall im Osten der Volksrepublik für Aufsehen. Ein Arbeiter in einem Kühlhaus ist erkrankt. Die Behörden machen eine Fleischlieferung aus Bremen für die Infektion verantwortlich. Die Bundesregierung weist das zurück.
China hat eine aus Bremen importierte Schweinshaxe als Auslöser für einen neuen Corona-Fall ausgemacht. Wie staatliche Medien berichteten, habe sich in der ostchinesischen Stadt Tianjin ein Arbeiter in einem Kühlhaus infiziert. Tests hätten danach ergeben, dass Virus-Spuren an der Verpackung einer gefrorenen Schweinshaxe entdeckt worden seien, die zunächst aus Bremen nach Tianjin importiert und von dort weiter in die Stadt Dezhou gesendet worden sei.
Acht Menschen, mit denen der Arbeiter zuvor engen Kontakte hatte, wurden laut der staatlichen Zeitung "Global Times" vorsorglich unter Quarantäne gestellt. Tianjin sei zudem in den "Kriegsmodus" übergegangen, womit in der Regel gemeint ist, dass strenge Kontrollen greifen.
Die Bundesregierung wies die Berichte umgehend zurück. Nach derzeitigem Kenntnisstand sei eine "deutsche Schweinshaxe als Grund für einen Coronafall in China unwahrscheinlich", erklärte das Landwirtschaftsministerium in Berlin. Laut dem zuständigen Bundesinstitut für Risikobewertung sei bislang überhaupt keine Infektion mit dem Coronavirus über den Verzehr von Fleisch oder den Kontakt mit kontaminierten Fleischprodukten bekannt.
Auch seien landwirtschaftliche Nutztiere wie Schweine oder Hühner nach gegenwärtigem Wissensstand nicht mit dem Coronavirus infizierbar, erklärte das Ministerium weiter. Sie können das Virus demnach über diesen Weg nicht auf den Menschen übertragen. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner habe das zum Ministerium gehörende Friedrich-Loeffler-Institut schon zuvor beauftragt, entsprechende Studien zur Empfänglichkeit von Tieren gegenüber dem Coronavirus vorzunehmen.
Viren können auf glatten Oberflächen mehrere Tage überleben
Seit Monaten gibt es in China der Regierung zufolge kaum noch neue Corona-Infektionen, sodass sich das Leben und die Wirtschaftstätigkeit wieder normalisieren. Zwar gelten große Teile des Landes als "Corona-frei", allerdings kommt es immer wieder zu kleineren lokalen Ausbrüchen, die mit strengen Maßnahmen wie Lockdowns und Massentests bekämpft werden. China hat schon mehrfach gefrorene Lebensmittel oder deren Verpackungen, die aus dem Ausland importiert wurden, für Infektionen verantwortlich gemacht.
Coronaviren können laut einer Studie auf glatten Oberflächen unter bestimmten Laborbedingungen bis zu 28 Tage überleben. Das teilte die australische Wissenschaftsbehörde Csiro im Fachblatt "Virology Journal" Mitte Oktober mit. "Bei 20 Grad Celsius, also etwa Raumtemperatur, fanden wir heraus, dass das Virus extrem robust ist und 28 Tage lang auf glatten Oberflächen wie Glas von Handybildschirmen und Kunststoff-Geldscheinen überlebt", sagte Debbie Eagles, stellvertretende Direktorin des australischen Zentrums für Seuchenvorsorge, das die Forschungsarbeiten durchführte.
Dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sind bislang keine Fälle bekannt, bei denen nachgewiesen wurde, dass das Coronavirus durch Kontakt zu kontaminierten Gegenständen und Oberflächen auf Menschen übertragen wurde und es zu Infektionen kam. Allerdings können den Angaben zufolge Schmierinfektionen über Oberflächen nicht ausgeschlossen werden, die kurz zuvor mit Viren kontaminiert wurden.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa/AFP