Panorama

Ende einer Nordkorea-Reise Das tragische Schicksal von Otto Warmbier

Otto Warmbier bei seiner Ankunft in Cincinnati (Ohio).

Otto Warmbier bei seiner Ankunft in Cincinnati (Ohio).

(Foto: AP)

529 Tage sitzt der US-amerikanische Student Otto Warmbier in nordkoreanischer Einzelhaft. Möglicherweise lag er davon schon viele Monate im Koma - angeblich wachte er nach Einnahme einer Schlaftablette nicht wieder auf.

Ende 2015 setzt sich Otto Warmbier erwartungsvoll in ein Flugzeug: Fünf Tage Nordkorea mit Silvesterfeier in Pjöngjang stehen bevor. Der Trip ist Teil einer Asienreise, die den US-Studenten später für ein Auslandssemester nach Hongkong führen soll. Eineinhalb Jahre später, am vergangenen Dienstag, kehrt der 22-Jährige von dieser Reise in seine Heimat Cincinnati (Ohio) zurück - als Komapatient.

Otto Warmbier im März 2016.

Otto Warmbier im März 2016.

(Foto: REUTERS)

Fred und Cindy Warmbier bestätigten nach der Ankunft, dass ihr Sohn Otto im Koma liegt - nach nordkoreanischen Angaben bereits mehr als 15 Monate lang. Nach einem Schauprozess in Pjöngjang hatte sich Warmbier demnach eine Lebensmittelvergiftung zugezogen. So berichtet es die "Washington Post". Die nordkoreanischen Bewacher sollen ihm daraufhin eine Schlaftablette verabreicht haben, nach deren Einnahme er ins Koma gefallen sei. Überprüfen lassen sich diese Behauptungen nicht.

Wie die "New York Times" berichtet, erhielt das Außenministerium zuletzt Geheimdienst-Berichte, die darauf hinweisen, dass "Herr Warmbier in nordkoreanischer Gefangenschaft wiederholt geschlagen worden ist".

US-Ärzte werden den Ursachen für seinen Zustand nun auf den Grund gehen. "Wir möchten, dass die Welt erfährt, wie wir und unser Sohn von dem verächtlichen Regime misshandelt und terrorisiert wurde", sagten die Warmbiers der Nachrichtenagentur AP. Zunächst seien sie dankbar, dass er nun endlich bei den Menschen ist, die ihn lieben.

15 Jahre Arbeitslager

Warmbier wurde im März vergangenen Jahres zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt. Im "Yanggakdo International Hotel" in Pjöngjang, wo er mit anderen westlichen Touristen untergebracht war, soll er ein patriotisches Propagandabanner von der Wand gerissen und eingesteckt haben. Als Beweis dafür veröffentlichte die staatliche Nachrichtenagentur KCNA ein sehr unscharfes Video, auf dem Warmbier nicht klar identifiziert werden kann. Das nordkoreanische Regime stufte den Plakatabriss als staatsfeindlichen Akt ein.

Warmbier gestand im darauffolgenden Prozess unter Tränen. Er hätte das Plakat als "Trophäe" für die Mutter eines Freundes in den USA gestohlen, die dort in einer Kirche aktiv ist. Weiter heißt es in dem Geständnis, dass er sich niemals zu so einer Tat hätte hinreißen lassen dürfen. Das sei der schlimmste Fehler seines Lebens gewesen.

Es ist unklar, ob er sein Geständnis unter Zwang machen musste. Fest steht: Die Bilder des nordkoreanischen Fernsehens waren die letzten, die ihn in gesundem Zustand zeigen. Was ihm genau im nordkoreanischen Gefängnis widerfahren ist, ist ungewiss. Bis vor wenigen Tagen waren Warmbiers Verbleib und sein Gesundheitszustand völlig unklar, selbst seine Eltern hatten keine Nachricht von ihm.

Wie die Freilassung zustande gekommen ist und ob es eine Gegenleistung gegeben hat, ist bislang ebenfalls unklar. Nach Darstellung der "New York Times" hatten nordkoreanische Diplomaten ihre US-Kollegen vor einer Woche erstmals über den medizinischen Zustand Otto Warmbiers informiert. US-Präsident Donald Trump habe daraufhin einen Sonderbotschafter des US-Außenministeriums und ein Ärzteteam nach Pjöngjang geschickt. Diese stellten den kritischen Zustand Warmbiers fest. Kurz darauf wurde der schwerstkranke Student laut KCNA aus "humanitären Gründen" freigelassen. Das Risiko, dass ein US-Amerikaner in Nordkorea stirbt, wollte wohl nicht einmal Kim Jong Un riskieren, der normalerweise für seine Provokationen bekannt ist.

Quelle: ntv.de, dsi

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