Panorama

Wieder kentert ein Boot mit 250 Menschen an Bord Dutzende Flüchtlinge ertrinken

Aufnahmen von maltesischen Marinesoldaten zeigen erste Szenen von der Rettung der schiffbrüchigen Flüchtlinge.

Aufnahmen von maltesischen Marinesoldaten zeigen erste Szenen von der Rettung der schiffbrüchigen Flüchtlinge.

(Foto: AP)

Zwischen Tunesien und Sizilien spielt sich das nächste Schiffsdrama ab: Rund 100 Kilometer von Malta und Lampedusa entfernt kentert ein Flüchtlingsboot mit 250 Menschen. Die Marine kann rund 200 von ihnen retten, für Dutzende kommt die Hilfe jedoch zu spät.

Acht Tage nach der Bootskatastrophe vor Lampedusa ist an der italienischen Küste wieder ein Schiff mit Hunderten Flüchtlingen gekentert. Nach Angaben des maltesischen Regierungschefs Joseph Muscat kamen mindestens 34 Menschen ums Leben. Das Schiff war zwischen Malta und Lampedusa in stürmischer See gekentert, als sich die Flüchtlinge auf einer Seite des Bootes versammelten, um ein Militärflugzeug auf sich aufmerksam zu machen. Per Satellitentelefon konnten sie einen Notruf absetzen.

Die italienische Nachrichtenagentur Ansa meldete insgesamt 206 gerettete Menschen. Die Einsatzkräfte berichteten Angaben der maltesischen Regierung zufolge, es seien Menschen mit und ohne Schwimmwesten ins Wasser gesprungen. Die maltesischen Behörden hätten am Nachmittag erste Berichte über ein Flüchtlingsschiff in Seenot bekommen, sagte ein Regierungssprecher. Ein maltesisches Schiff sei als erstes am Unglücksort gewesen.

Malmström: EU muss mehr Boote aufspüren

Die EU-Kommissarin für Innere Angelegenheiten, Cecilia Malmström, veröffentlichte noch am Abend eine Stellungnahme zu diesem neuen Bootunglück im Mittelmeer. Sie verfolge mit Trauer und Angst die Rettungsversuche, die die maltesischen und italienischen Behörden momentan unternähmen. Deren schnelle Reaktion habe Leben gerettet.

Das neueste Drama zeige, dass die EU mithilfe ihr er Grenzschutzagentur Frontex noch größere Anstrengungen unternehmen müsse, um Boote in Seenot schneller aufzuspüren. Erst am Donnerstag hatte die EU ihr umstrittenes Überwachungsprogramm "Eurosur" beschlossen, das auf eine noch stärkere Überwachung des Mittelmeeres abzielt.

Schiffe retten 500 Migranten aus dem Meer

Der massive Zustrom von Flüchtlingen nach Italien dauert jedoch an. In den vergangenen beiden Tagen mussten Handelsschiffe im Mittelmeer fünf Flüchtlingsbooten mit zusammen mehr als 500 Migranten an Bord zu Hilfe kommen. Die italienische Küstenwache koordinierte die Rettungsaktionen für die Migranten auf den fünf Booten. Die Flüchtlinge wurden in sizilianische Hafenstädte gebracht, so nach Trapani und Porto Empedocle.

Zunächst hatte die Besatzung auf zwei Schlauchbooten mit jeweils mehr als 100 Afrikanern an Bord noch aus libyschen Gewässern mit Satellitentelefonen Alarm geschlagen und dann Hilfe erhalten. Weitere 118 Migranten brachte ein Handelsschiff nach Sizilien. An der Rettung der übrigen Migranten beteiligten sich die italienische Marine und ein Schlepper. Sie wurden in das ostsizilianische Syrakus gebracht.

12 Tote nach Schiffbruch vor Alexandria

Auch von Ägypten aus machen sich immer mehr Boote mit Flüchtlingen - häufig syrische Kriegsflüchtlinge - auf die gefährliche Reise nach Europa. Mindestens zwölf Flüchtlinge ertranken nach dem Kentern ihres Bootes vor der ägyptischen Stadt Alexandria. 116 Insassen seien aus dem Mittelmeer gerettet worden, sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte. Die Suche nach weiteren Überlebenden dauere an. Die Flüchtlinge wollten Ägypten den Angaben zufolge ohne Erlaubnis verlassen. Derzeit leben mehr als 100.000 Syrer in Ägypten, die vor dem Bürgerkrieg in ihrem Heimatland geflohen sind.

Vor Lampedusa wurden unterdessen weitere Leichen geborgen. Damit stieg die Zahl der geborgenen Todesopfer auf 339. Am Donnerstag vergangener Woche war ein Boot mit Flüchtlingen aus Somalia und Eritrea vor der italienischen Mittelmeerinsel gesunken. Dabei waren mehr als 300 Menschen ertrunken. Das Unglück hat in der EU eine Debatte über die europäische Flüchtlingspolitik ausgelöst.

Quelle: ntv.de, nsc/dpa/rts/AFP

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