Warnung vor Täter ignoriert FBI gibt Panne vor Schulmassaker zu
16.02.2018, 19:33 Uhr
17 Menschen wurden aus dem Leben gerissen. Zwei Frauen versuchen, sich gegenseitig Trost zu spenden.
(Foto: AP)
Für die Hinterbliebenen dürfte dies wie ein Schlag ins Gesicht sein: Vor der Bluttat an einer Schule in Florida warnt ein Anrufer die Behörden vor dem späteren Todesschützen. Doch die Bundespolizei begeht einen fatalen Fehler.
Das Massaker an einer Schule im US-Bundesstaat Florida mit 17 Toten hätte womöglich verhindert werden können. Das FBI gestand in einem Statement ein, einem Anruf am 5. Januar nicht nachgegangen zu sein. Ein Anrufer habe Hinweise auf den späteren Täter Nikolas Cruz gegeben, habe auf dessen Vernarrtheit in Waffen hingewiesen und dass dieser womöglich einen Überfall auf eine Schule plane. Der Anrufer stammte den Angaben zufolge aus dem Umfeld von Cruz.
Die Bundespolizei räumte weiter ein, dass die Informationen als "mögliche Bedrohung für Leib und Leben" hätten eingestuft und an die zuständige FBI-Stelle hätten weitergegeben werden müssen. Das sei aber nicht getan worden, auch sei den Hinweisen nicht weiter nachgegangen worden. Damit sei ein Standardprotokoll verletzt worden.
FBI-Chef Christopher Wray erklärte, man bedaure zutiefst den zusätzlichen Schmerz, den die Angehörigen der Opfer nun erlitten. Er sicherte eine gründliche Untersuchung der Panne zu. Er sehe sich verpflichtet, der Sache "auf den Grund" zu gehen, erklärte er.
Wegen der Ermittlungspanne fordert Floridas Gouverneur Rock Scott den Rücktritt des FBI-Chefs. In einem Statement erklärte der Republikaner, keine Entschuldigung mache die 17 Toten wieder lebendig oder lindere den Schmerz der Hinterbliebenen. "Diese Familien werden sich den Rest ihres Lebens fragen, wie das nur passieren konnte."
Cruz legt Geständnis ab
Der 19-jährige Cruz hatte am Valentinstag an seiner früheren Schule in Parkland mit einem Schnellfeuergewehr um sich geschossen. 17 Menschen wurden getötet, 15 weitere kamen mit Verletzungen ins Krankenhaus. Er wurde festgenommen und angeklagt. Aus Gerichtsunterlagen geht hervor, dass Cruz die Morde gestanden hat.
Nach dieser Tat setzte in den USA wieder eine Diskussion über das Waffenrecht ein. Es ist unwahrscheinlich, dass daraus direkte Folgen abgeleitet werden. Befürworter schärferer Regeln stehen Gegnern jedweder Änderung gegenüber - die politisch die Oberhand haben.
Der mutmaßliche Todesschütze war ein ehemaliger Schüler der High School. Er war aus Disziplinargründen von der Schule geflogen. Medien berichteten unter Berufung auf das FBI, Cruz habe seine Waffe legal erworben und besessen. Nach Darstellung von Mitschülern sowie Verwandten und Nachbarn, die sich in US-Medien äußerten, hatte der junge Mann seit längerer Zeit psychische Probleme und galt als auffällig. Nach dem Tod der Eltern lebte er seit einigen Monaten bei der Familie eines Mitschülers.
US-Präsident Donald Trump legte auf Twitter eine psychische Störung Cruz' als Grund für die Tat nahe. Er rief dazu auf, solche "Fälle" stets den Behörden zu melden. Trump sagte, er plane, den Tatort zu besuchen. Außerdem erklärte er, man wolle sich des Themas psychischer Erkrankungen annehmen. Ins Detail ging er nicht.
Cruz war nach Medienberichten in psychischer Behandlung gewesen, hatte diese aber zuletzt angeblich nicht fortgesetzt. Trump hatte vor einem Jahr ein Gesetz unterzeichnet, das psychisch Kranken den Erwerb von Waffen wieder erlaubte. Er nahm damit eine erst kurz zuvor erlassene Verordnung seines Vorgängers Barack Obama zurück.
Cruz soll sich an der Rassistenvereinigung und Miliz "Republic of Florida" (ROF) beteiligt haben. Cruz habe an Trainings teilgenommen, hieß es. Die ROF-Milizen bezeichnen sich als gewalttätige, weiße Bürgerrechtsbewegung. Die Polizei allerdings erklärte, sie beobachte die Gruppierung genau, eine Verbindung zu Cruz könne sie nicht bestätigen.
Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP