Panorama

Rotkreuz-Projekt "Trace the Face" Flüchtlinge suchen ihre Angehörigen

Es sind lange und gefährliche Reisen, die viele Flüchtlinge auf sich nehmen, um Hunger und Krieg zu entkommen. Oft werden die Familien unterwegs voneinander getrennt. Das Rote Kreuz bietet diesen Menschen eine Suchplattform.

Sie haben es bis nach Europa geschafft, sind in Sicherheit. Aber der Preis dafür ist für viele Flüchtlinge hoch. Sie haben nicht nur die Heimat verlassen, sondern oft auch den gesamten Besitz eingebüßt und viele verloren auch die Familienangehörigen aus den Augen, mit denen sie sich gemeinsam auf die Reise gemacht haben.

Schon seit September 2013 können Personen, die wegen bewaffneter Konflikte, Katastrophen, Flucht, Vertreibung oder Migration unfreiwillig den Kontakt zu ihren Familienangehörigen verloren haben, beim Roten Kreuz online nach ihren Angehörigen suchen. In der aktuellen Lage gibt es so viele Anfragen wie nie zuvor.

Auf der Webseite TracetheFace.org können Flüchtlinge ein Foto von sich selbst veröffentlichen und angeben, nach wem sie suchen. Die Bilder werden anonym veröffentlicht, zu sehen ist lediglich das Foto. Darunter steht, dieser Mensch sucht seine Familie, den Neffen, die Tochter, den Bruder, den Ehemann. Über den Aufenthaltsort der Suchenden wird Stillschweigen bewahrt.

Hoffnung auf ein Wiedersehen

Allein im Juli wurden 385 Einträge veröffentlicht, der größte Teil stammt aus Deutschland. Erkennen sich Familienangehörige wieder, können sie ein automatisches Antwortformular benutzen, um miteinander in Kontakt zu treten. Das Rote Kreuz vermittelt dabei.

Zusätzlich zur Webseite produziert das IKRK jeden Monat ein Plakat mit den neuesten Suchanfragen. Diese Poster werden vor allem in Erstaufnahmeeinrichtungen aufgehängt, um möglichst viele Flüchtlinge zu erreichen. Bereits jetzt gibt es einige Fälle, bei denen getrennte Familienmitglieder einander wiederfanden.

So habe eine mit ihrer Familie nach Deutschland geflüchtete Syrerin innerhalb weniger Tage ihre Eltern wiedergefunden, die sie auf der Flucht verloren hatte. Ein Jahr lang hatte sie vergeblich versucht, die Eltern ausfindig zu machen. Die Frau fürchtete bereits, dass Mutter und Vater bei Kämpfen in Damaskus ums Leben gekommen sein könnten. Doch die Eltern waren inzwischen ebenfalls aus Syrien zunächst in den Libanon und später in die Türkei geflüchtet. Von dort aus hatten sie wiederum versucht, den Aufenthaltsort der Tochter und der Enkel ausfindig zu machen, ebenfalls erfolgslos. Das erste Telefonat nach so langer Zeit sei sehr bewegend gewesen, berichtete die Frau. "Wir haben nur geweint, gar nicht gesprochen. Ich war so glücklich."

Quelle: ntv.de

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