Vierfacher Totschlag Mutter im Wallenfels-Prozess verurteilt
20.07.2016, 09:09 Uhr
Die erste Babyleiche entdecken die Ermittler im vergangenen November - wenige Wochen, nachdem die Mutter aus ihrer Wohnung auszieht.
(Foto: dpa)
Im Prozess um die Babymorde von Wallenfels verurteilt das Landgericht Coburg die 45-jährige Hauptangeklagte wegen Totschlags. Die Mutter der acht toten Babys muss 14 Jahre ins Gefängnis. Der Vater erhält einen Freispruch.
Im Prozess gegen die Mutter der acht toten Babys aus dem bayerischen Wallenfels ist die 45-jährige Angeklagte zu 14 Jahren Haft verurteilt worden. Das Landgericht Coburg sprach die Frau des vierfachen Totschlags schuldig. Der wegen Beihilfe zum Mord angeklagte Vater der Kinder erhielt einen Freispruch.
"Wenn ein Fall verhandelt wird wie dieser, dann gibt es plötzlich ganz viele, die wissen, was richtig ist: dass hier eine angebliche Horror-Mutter für immer eingesperrt gehört", sagte der Vorsitzende Richter. "Wir müssen in einem ersten Schritt versuchen, das Verhalten nachzuvollziehen. Das hat nichts damit zu tun, es zu rechtfertigen, sondern zu versuchen, es zu verstehen."
"Sie ist die Verdrängerin und nicht die planvolle Entscheiderin", sagte der Richter weiter. "Sicherlich handelte sie egoistisch und selbstsüchtig, aber es gibt eben auch das Motiv, die Familie zu erhalten." Das sei kein niederer Beweggrund - weshalb eine Verurteilung wegen Mordes nicht in Frage gekommen sei.
Den Vater sprach das Gericht von der Beihilfe zum Totschlag frei. Für eine Verurteilung hätte dieser damit rechnen müssen, dass seine Frau Kinder tötet, begründete der Richter die Entscheidung. Dafür gebe es aber keinen Nachweis.
Die Staatsanwaltschaft hatte für die Mutter lebenslange Haft wegen Mordes in vier Fällen gefordert. Der Verteidiger der Frau hatte in seinem Plädoyer auf ein Strafmaß verzichtet. Die 45-Jährige habe die erste Schwangerschaft nach der Geburt ihrer noch lebenden Kinder verdrängt, sagte Anwalt Till Wagler. Deshalb sei sie bei der Geburt in Panik geraten und habe das Kind getötet. Ob er Revision einlegen werde, ließ er nach der Urteilsverkündung noch offen.
Der Frau wurde im Prozess vorgeworfen, im oberfränkischen Wallenfels binnen zehn Jahren acht Kinder geboren und dann getötet zu haben. Die erste Leiche wurde im vergangenen November entdeckt, wenige Wochen nach dem Auszug der Frau aus ihrer Wohnung. Bei vier Leichen ließ sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht mehr feststellen, ob sie gelebt hatten oder lebensfähig gewesen wären.
Quelle: ntv.de, chr/AFP/dpa