Panorama

Bomb cyclone in den USA Hochwasser, Lawinen - und etwas Sonne

In Schleswig-Holstein ist der Stör ihr Bett zu klein.

In Schleswig-Holstein ist der Stör ihr Bett zu klein.

(Foto: dpa)

Hochwasser im Westen, Lawinengefahr im Süden, Eiseskälte hinterm Atlantik und eigentlich recht freundliche Aussichten für das Wochenende. n-tv Meteorologe Björn Alexander hat derzeit viel zu erklären.

Stürme, Überschwemmungen, Hochwasser. Wann wird es endlich mal besser?

Eine Entspannung der Lage deutet sich am Wochenende an. Und auch in der nächsten Wetterwoche geht es wahrscheinlich ruhig und insgesamt deutlich kühler weiter. Zuvor spitzt sich aber die Hochwassersituation an einigen Flüssen weiter zu. Und auch die Lawinengefahr in den Alpen bleibt zuerst einmal sehr heikel bis gefährlich.

Thema Hochwasser: Wie geht es weiter?

Grundsätzlich gesehen ist die Ausgangslage fast landesweit angespannt. Denn verbreitet sind die Böden durchnässt, die Grundwasserstände sowie Flüsse und Bäche sind prall gefüllt. Im Frühjahr und im Sommer, wenn die Vegetation durstig ist und das Wasser oberflächlich verdunstet, wäre das weniger ein Problem. Aber im Winter bedeutet das, dass der Regen und das Tauwasser aus den Bergen direkt in den oberflächlichen Abfluss geht und die Pegelstände rasch ansteigen. Und dann sind auch die 20 bis 40 Liter Regen pro Quadratmeter, die uns der Orkan "Burglind" gerne mal brachte, schon mal zu viel. Das galt auch in Teilen Niedersachsens, wo 56 von 94 Messstationen Hochwasser meldeten. Am Mittellauf der Leine bei Hannover ist beispielsweise Meldestufe 3 (von 4) erreicht. Allerdings dürfte das auch der Scheitel des Hochwassers sein, während sich die Lage am Rhein und seinen Nebenflüssen weiter zuspitzt.

Auf was müssen sich die Menschen im Westen einstellen?

Bis einschließlich Freitag regnet es im Einzugsgebiet des Rheins mitunter ergiebig. Zugleich gibt’s Tauwetter bis in die Hochlagen. Damit setzt sich eine Hochwasserwelle vom Hoch- und Oberrhein in Gang, die von den Zuflüssen wie Neckar, Main oder Mosel unterstützt wird. Denn auch dort ist die Lage kritisch. 

Was heißt das genau?

n-tv Meteorologe Björn Alexander erklärt die aktuellen Wetterphänomene.

n-tv Meteorologe Björn Alexander erklärt die aktuellen Wetterphänomene.

Zum Beispiel ist die Schifffahrt auf der Mosel bereits eingestellt. Am Rhein in Köln wird es dann am Samstag brenzlich. Dann könnte die 8-Meter-Marke erreicht werden. Wie weit es darüber hinausgeht ist schwer zu sagen. Ab 8,30 Meter würde aber auch auf dem Rhein die Schifffahrt eingestellt werden.

Vom Wasser zum Schnee. Wie ist es um die Lawinengefahr bestellt?

Schnee, Regen und die ansteigenden Temperaturen einerseits sowie der Sturm mit Orkanböen andererseits haben entlang des Alpenhauptkammes von der Schweiz bis nach Österreich für eine extrem angespannte Lawinensituation gesorgt. Verbreitet herrscht derzeit Lawinenwarnstufe 3 bis 4 von 5. Das entspricht einer erheblichen bis großen Lawinengefahr! Da in den Lagen oberhalb von rund 2000 Meter zum Teil über 50 Zentimeter Neuschnee und darunter zum Teil kräftiger Regen nachkommt, wird die Situation zuerst weiterhin sehr gefährlich bleiben, da Lawinen auch ohne Fremdeinwirkung beispielsweise, durch Skifahrer, spontan abgehen können. Erst im Laufe des Wochenendes könnte es eine allmähliche Entspannung geben.

Bei uns macht sich der Winter rar. In den USA hingegen ein ganz anderes Bild. Denn dort zittern die Menschen vor dem nächsten Eissturm. Wie kalt ist es auf der anderen Seite des Atlantiks?

Zuerst einmal haben es die Menschen dort mit einem extremen Sturmtief zu tun, das sich explositionsartig verstärkt. Meteorologisch gesehen eine sogenannte Bombogenese. Der englische Ausdruck hierfür ist bomb cyclone. Und diesem extremen Wintersturm mit Schnee und Schneeverwehungen folgt am Wochenende direkt der nächste Schwall Arktikluft. Im Nordosten und Norden der USA sowie in großen Teilen Kanadas sinken die Temperaturen nachts wieder verbreitet auf minus 20 bis an die minus 40 Grad. Selbst in New York geht es nachts auf Werte an die minus 20 Grad. Tagsüber werden es in der Millionenmetropole am Wochenende auch nicht mehr als minus 6 bis minus 12 Grad. 

Für Deutschland kaum vorstellbar. Woher kommen diese extremen Unterschiede? Schließlich sind die USA doch wohl nicht weiter im Norden.

So ist es. Neufundland und Frankfurt liegen in etwa auf einer Höhe. Die großen Seen sind in etwa auf einer Linie mit den Alpen. Den Unterschied macht in diesem Fall der nordamerikanische Kontinent, über den die Luft aus den polaren Breiten unverändert kalt nach Süden strömen kann. Bei uns liegt hingegen oft der Atlantik mit dem milden Golfstrom dazwischen. Die Polarluft aus Norden und Nordwesten erreicht uns somit angewärmt durch das milde Oberflächenwasser. Anders verhält es sich bei Ostwinden, die auch uns kalte Festlandsluft bringt. Jedoch ist diese meistens trocken-kalt und somit selten mit Schnee verknüpft. 

Und warum ist der Winter in den USA derzeit so eisig und bei uns so mild?

Das ist eine Konstellation, die wir schon in den vergangenen Wintern oft hatten. Dem eisigen Arktikgebläse über Nordamerika steht als Antagonist sehr häufig eine starke atlantische Wetter-Zirkulation gegenüber. Und die bringt uns von Westen und Südwesten her immer wieder teils kräftige Tiefdruckgebiete mit milder Luft. Erst in der nächsten Woche wird die atlantische Zirkulation schwächer, so dass es bei uns endlich mal ruhiger weitergeht.

Was bringt denn unser Wochenende?

Am Samstag sind noch einige Wolken unterwegs, die im Westen sowie im Norden Schauer mitbringen. Ansonsten ist es öfter mal trocken und bevorzugt in Richtung Alpen zeigt sich die Sonne auch mal länger. Die Temperaturen erreichen zwischen 4 Grad im Norden von Schleswig-Holstein und 12 Grad am Oberrhein.

Und am Sonntag?

Entlang der Landesmitte von West nach Ost meist dichte Wolken und teils etwas Regen oder Schnee, der zum Teil auch bis in tiefere Lagen fallen könnte. Weiter nord- und südwärts hat die Sonne hingegen deutlich mehr Anteile und es bleibt trocken. Dazu im Norden bei kaltem Ostwind maximal 1 bis 4 Grad, im Süden 5 bis 9 Grad.

Wie beginnt die nächste Woche? 

Montag im Norden bei weiterhin kaltem Ostwind oftmals heiter oder sonnig und trocken, weiter südlich meist mehr Wolken. Höchstwerte von 2 bis 8 Grad. Dienstag wahrscheinlich ebenfalls mehrheitlich trocken und teilweise sonnig bei ähnlichen Temperaturen, wobei die Nordosthälfte tendenziell kühler ist. Nachts wird es dabei wieder häufiger frostig.

Quelle: ntv.de

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