Plantschen in der "Great Stink" Londoner planen Themse-Schwimmbecken
28.06.2015, 12:31 Uhr
Noch sieht der Fluss in der britischen Hauptstadt wenig einladend aus.
(Foto: picture alliance / dpa)
Noch lädt die Themse kaum zum Schwimmen ein. Doch eine Gruppe von Londonern will ein Schwimmbecken in die "Great Stink" einlassen, die 1957 noch als biologisch tot galt. Online sammeln die Befürworter Geld für einen baldigen Bauantrag.
Lange Zeit galten Freiluftschwimmer in der britischen Hauptstadt als Spinner - nur Hartgesottene wagten sich in die kalten Teiche in Hampstead Heath im Norden oder den Serpentine-See im Hyde Park. Doch jetzt verbreitet sich der Trend über ganz Großbritannien: Die Outdoor Swimming Society steigerte ihre landesweiten Mitgliederzahlen von 300 im Jahr 2006 auf heute 25 000 und ist damit eigenen Angaben zufolge die größte solche Gruppe weltweit. "Als ich die Outdoor Swimming Society 2006 ins Leben rief, hielten die meisten Menschen das Freiluftschwimmen für kalt, schmutzig und gefährlich", sagt Gründerin Kate Rew. Inzwischen gelte es "als fantastische Sache" und habe "poetischen Charakter".
Das von mehr als 1200 Menschen unterstützte Projekt Thames Baths sieht vor, in der Nähe der Houses of Parliament und des Riesenrads ein schwimmendes, von gefiltertem Flusswasser gespeistes Becken in die Themse zu bauen. Eine Online-Kampagne sammelte auf Kickstarter umgerechnet bereits mehr als 174.000 Euro für den Bauantrag - bis Ende des Jahres will Initiator Chris Romer-Lee das geheizte Themse-Bad mit geschätzten Kosten von insgesamt rund 15,4 Millionen Euro auf den Weg bringen.
Ähnliches Vorhaben in Berlin
Auch die Künstlerin Amy Sharrocks, die seit einem Jahrzehnt die Beziehung zwischen Mensch und Wasser thematisiert, plant ein Themse-Projekt: Sie will einen jährlichen Schwimmtag für rund hundert Teilnehmer organisieren. Ein Mal im Jahr sollen die Frachter und Touristenboote, die sonst auf dem Fluss tuckern, Badenden Platz machen. "Ich fordere nur eine Stunde Pause beim Schiffsverkehr", so Sharrocks. "Die Leute müssen eine Beziehung haben zum Fluss. Andere Städte in der Welt haben es geschafft, diesem Wunsch der Bevölkerung nachzukommen." Die Sehnsucht nach dem Bad in natürlichen Gewässern sei "eine Reaktion auf die Trockenheit des Stadtlebens".
Die Wasserqualität des Flusses wurde in den vergangenen Jahren verbessert - 1957 galt die Themse als biologisch tot. "Unsere Generation ist aufgewachsen mit der Auffassung, dass es eine giftige Wasserstraße ist", sagt Romer-Lee. 1858 war sie als "Great Stink" berüchtigt - ungeklärte Abwasser wurden direkt in den Fluss geleitet. Doch schon 1875 nach dem Bau der Kanalisation badeten die Bürger Londons in dem breiten Wasserlauf - allerdings in speziellen Pools, die auf der Wasseroberfläche schwammen.
Ein ähnliches Vorhaben gibt es auch in der Bundeshauptstadt. Das Projekt "Flussbad Berlin" will einen Teil der Spree zum Schwimmbad umfunktionieren. Mitten im historischen Kern der Hauptstadt soll im Spreekanal auf 750 Metern Länge in eines der größten Schwimmbecken der Welt entstehen. Vier Millionen Euro wurden für die Verwirklichung des Vorhabends schon bereitgestellt. Die vorbereitenden Maßnahmen für die Umsetzung des Flussbads sollen bis Ende 2018 dauern.
Quelle: ntv.de, kbe/AFP