Copilot suchte online nach Gift Lubitz litt unter Psychose und Sehstörungen
11.06.2015, 20:50 Uhr
Kerzen und Blumen am Joseph-König-Gymnasium in Haltern.
(Foto: dpa)
Der Copilot der verunglückten Germanwings-Maschine litt an einer Psychose, suchte im Internet nach Mitteln, um sich zu vergiften und war völlig ungeeignet, ein Flugzeug zu fliegen - so lautet der aktuelle Ermittlungsstand. Nun rückt ein Akteur besonders in den Fokus.
Der Copilot der abgestürzten Germanwings-Maschine war nach Angaben des zuständigen französischen Staatsanwalts fluguntauglich. Andreas Lubitz sei niedergeschlagen, instabil und psychisch krank gewesen, sagte Staatsanwalt Brice Robin. "Er war nicht mehr in der Lage, ein Flugzeug zu fliegen."
Der Copilot sei im März an zehn Tagen krankgeschrieben gewesen. In den vergangenen fünf Jahren habe er 41 verschiedene Ärzte konsultiert. Im letzten Monat vor dem Absturz seien es sieben Besuche gewesen.
Der Staatsanwalt kündigte Ermittlungen auch gegen Lufthansa und Germanwings an. Er werde drei Untersuchungsrichter beauftragen, wegen fahrlässiger Tötung zu ermitteln. Es gebe aber bisher keinerlei Beweise, dass Germanwings oder die Muttergesellschaft Lufthansa Informationen über den aktuellen Gesundheitszustand des 27 Jahre alten Copiloten gehabt hätten.
Für den Fenvac-Präsidenten, der an dem Treffen mit dem Staatsanwalt teilgenommen hatte, müssen die Untersuchungsrichter herausfinden, ob es "Fehler bei der medizinischen Betreuung" des Copiloten gegeben habe. Bisher hatte der Staatsanwalt wegen fahrlässiger Tötung in Marseille selbst ermittelt.
"Psychose begleitet von Sehstörungen"
Laut Staatsanwaltschaft hatte der Copilot eine "Psychose begleitet von Sehstörungen". Nach Recherchen von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR traten die psychischen Probleme, unter denen Lubitz bereits in seiner Ausbildung zum Piloten gelitten hatte, erst ab Ende 2014 wieder auf. Kurz vor dem Unglück soll er demnach im Internet auch nach tödlichen Medikamenten und Zyankali gesucht haben.
Die Maschine der Lufthansa-Tochter Germanwings war am 24. März auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen zerschellt. Alle 150 Insassen kamen ums Leben, darunter 72 Deutsche. Den Ermittlungen zufolge hatte Copilot Lubitz, der schon länger unter Depressionen litt, den Airbus in den französischen Alpen absichtlich abstürzen lassen. Den Flugkapitän hatte Lubitz zuvor aus dem Cockpit ausgesperrt.
Der Germanwings-Muttergesellschaft Lufthansa war nach dem Unglück vorgehalten worden, den Copiloten womöglich nicht ausreichend medizinisch überprüft zu haben. So wurde die Frage gestellt, warum Lufthansa-Mediziner den Copiloten während seiner Ausbildung 2009 für flugtauglich erklärt hätten, obwohl bekannt gewesen sei, dass er weiterhin psychologisch behandelt werden müsse.
Die Luftfahrtbranche und die Bundesregierung begannen kurz nach dem Absturz in einer Arbeitsgruppe nach Verbesserungsmöglichkeiten bei der Sicherheit zu suchen. Zuletzt teilte Lufthansa im Mai mit, dass das Unternehmen über unangekündigte Medizinchecks für Piloten nachdenke.
Quelle: ntv.de, bdk/AFP