"Wir wollen die Wahrheit" MH370-Angehörige vermuten "Vertuschung"
25.03.2014, 07:58 Uhr
Wut und Trauer der Angehörigen entladen sich vor der malaysischen Botschaft in Peking.
(Foto: AP)
Erst erfahren die Angehörigen der MH370-Passagiere per SMS vom Tod ihrer Familienmitglieder, dann müssen sie hören, dass die Suche nach den Trümmern der abgestürzten Boeing vorerst eingestellt wird. Die Angehörigen vermuten eine Reihe von Unwahrheiten.
Dutzende Angehörige der Passagiere des Fluges MH370 haben malaysischen Behörden und der Fluggesellschaft eine Mitschuld an dem Flugunglück gegeben. "Wir wollen die Wahrheit" steht auf Transparenten, mit denen sie vor der malaysischen Botschaft in Peking demonstrieren. "Wieso haben Sie uns so lange warten lassen", heißt es auf einem anderen.
In einer Erklärung erhoben einige Angehörigen der Insassen schwere Vorwürfe. "Malaysia Airlines, die malaysische Regierung und das malaysische Militär haben mit Nachdruck und wiederholt versucht, die Wahrheit zu verstecken und zu vertuschen. Sie wollten die Angehörigen und die ganze Welt belügen."
Todesnachricht per SMS
In einem Pekinger Hotel hatten Angehörige der Passagiere eine SMS von Malaysia Airlines mit dem Hinweis bekommen, dass die Maschine "allem Ermessen nach verschollen ist und niemand an Bord überlebt hat". Die Botschaft löste hysterische Szenen aus: Einige Angehörige brachen in Tränen aus oder schrien, andere wurden ohnmächtig. Vier Menschen mussten auf Tragen herausgebracht werden.

Chaotische Zustände im Pekinger Lido Hotel: Angehörige der Opfer sind außer sich.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Die Verantwortlichen hätten keine Scham, hieß es weiter in der Stellungnahme. Die Gesundheit und die Seelen der Angehörigen seien mutwillig zerstört worden. "Die Rettungsaktion wurde in die Irre geführt und verzögert." Wertvolle Zeit sei verschenkt worden. "Wenn unsere 154 Familienmitglieder an Bord deshalb ihr Leben verloren haben, dann sind die malaysische Fluggesellschaft, Regierung und das Militär die wahren Mörder unserer Familienmitglieder."
Chinas Außenministerium hat Malaysia um "alle Informationen und Beweise" gebeten, die zu der Schlussfolgerung über den Absturz von Flug MH370 im südlichen Indischen Ozean geführt haben. Der chinesische Vizeaußenminister Xie Hangsheng verlangte bei einem Treffen mit dem malaysischen Botschafter in Peking, Iskandar Bin Sarudin, "detailierte Beweise". Malaysias Regierungschef Najib Rajak hatte zuvor bekannt gegeben, dass das Flugzeug im Südlichen Indischen Ozean ins Meer gestürzt sei. Ein Großteil der 239 Insassen der Boeing 777-200 der Malaysia Airlines waren Chinesen.
Suche unterbrochen
In der Nacht war die Suche nach dem Wrack der Maschine wegen "schlechten Wetters" unterbrochen worden. Sturm, Regen und hohe Wellen stellten ein Risiko für die Besatzungen der beteiligten Flugzeuge und Schiffe dar, erklärte die Australische Behörde für Seesicherheit (AMSA). Daher seien alle Sucheinsätze gestoppt worden. Stürme mit Geschwindigkeiten von bis zu 80 Kilometern je Stunde fegten den Angaben zufolge über das Suchgebiet im südlichen Indischen Ozean hinweg. Starker Regen und tief hängende Wolken behinderten die Sicht.
In Zeitungen wurde spekuliert, dass die Suche aus Kostengründen eingestellt worden sein könnte. Die "Bild"-Zeitung zitiert Malaysias Transportminister Hishammuddin Hussein, wonach zwar noch "niemand, nicht die malaysische Regierung, keiner unserer Partner, über Dollar oder Cents gesprochen" habe, das japanische Außenministerium hielt sich hingegen bedeckt bei seinen Aussagen. Es sei noch nicht über die weiteren Aussichten bezüglich der Suche entschieden worden. Allein das US-Militär hatte bis zum Wochenende 2,5 Millionen Dollar in die Suche nach den Wrackteilen investiert. Auch in Australien denkt man offiziell nicht über die Kosten der Suchaktion nach. Wird die Blackbox der Maschine nicht gefunden, könnte sich die Bergung noch über Monate hinziehen.
US-Marine sucht nach dem Flugschreiber
Die US-Marine brachte unterdessen modernes Gerät zur Lokalisierung der Flugschreiber in die Region. Die beiden Kästen - der Flugdatenschreiber und der Cockpit-Stimmenrekorder - senden ein Signal, mit dem sie geortet werden können. Nach etwa 30 Tagen könnten sie aber wegen schwacher Akkus verstummen. Die Hälfte der Zeit ist verstrichen.
Bislang ist es noch keinem Schiff gelungen, die von Satelliten oder von Flugzeugen aus georteten Teile tatsächlich zu finden. Wegen der starken Strömungen kann das Treibgut innerhalb weniger Tage Hunderte Kilometer zurücklegen oder auch untergegangen sein.
Die von den Australiern fotografierten Teile wurden als graues, rundes sowie oranges, rechteckiges Objekt beschrieben. Zuvor hatte ein chinesisches Militärflugzeug zwei große und mehrere kleine Teile im Ozean ausgemacht. Eine Maschine des US-Militärs in dem Gebiet konnte den Fund jedoch nicht bestätigen. Da in den vergangenen Tagen auf Satellitenbildern und Luftaufnahmen immer mehr Treibgut entdeckt worden war, sind die Suchkräfte optimistisch, dass sie bald konkrete Hinweise auf das Schicksal der Boeing finden werden.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa