Millionenschäden im Süden Vier Tote nach Hochwasser geborgen
02.06.2016, 08:26 Uhr
Bei der neuen Flut in Bayern sterben mindestens vier Menschen. Mehrere Personen werden noch vermisst. Derweil bangen die Helfer in Nordrhein-Westfalen, dass die Wasserschutzmaßnahmen halten.
Nach dem schwerem Hochwasser im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn wurden mindestens vier Tote geborgen. Mehrere Menschen werden noch vermisst. Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks waren die Nacht hindurch mit der Rettung von Personen beschäftigt. Am frühen Morgen wurden die Kräfte aufgestockt, um in Triftern und Tann mit dem Abpumpen der Wassermassen zu beginnen.

Überflutete Straße in Simbach. In dem Ort sind drei Menschen bei dem Hochwasser ums Leben gekommen.
(Foto: picture alliance / dpa)
"Das Wasser zieht sich zurück. Die Lage hier hat sich beruhigt, wenn man das nach den Ereignissen so sagen darf", sagte ein Sprecher der Polizei. Eine Einsatzbesprechung solle klären, wie es im Hochwassergebiet weiter geht. "Wir hoffen auf Verstärkung, um die Schäden zu beseitigen", so der Sprecher.
Auch in Nordrhein-Westfalen leisteten die Retter in der Nacht Schwerstarbeit. In Düsseldorf lagen Hunderte Sandsäcke bereit, um das Wasser aus einem Fluss zu stoppen, falls der über die Ufer tritt.
Politik kündigt sich an
Bei der Flut in Niederbayern, die nach starken Regenfällen mehrere Orte im Landkreis Rottal-Inn teils meterhoch überschwemmte, waren am Mittwoch vier Menschen ertrunken. Am Vormittag wollen Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf in das Hochwassergebiet fahren, um sich einen Überblick über die Lage verschaffen.
Das Landratsamt in Pfarrkirchen hatte am Mittwoch den Katastrophenfall ausgerufen, als die braunen Wellen die Menschen in Triftern, Simbach am Inn und Nachbargemeinden überraschten. Keller, Tiefgaragen und Erdgeschosswohnungen wurden binnen kürzester Zeit überflutet, viele Autos mit dem Strom weggerissen. Etliche Bürger mussten mit Polizeihubschraubern gerettet werden. Der Sachschaden wird auf einen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt.
In der Nacht hatte es nicht weiter geregnet. Meteorologen kündigten für die betroffene Region und weitere Gebiete in Südbayern jedoch erneut starke Regenfälle an, binnen zwölf Stunden könnten im Lauf des Tages wieder bis zu 30 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen. "Zum Teil sind unwetterartige Mengen über 40 Liter pro Quadratmeter in sechs bis zwölf Stunden möglich", berichtete der Deutsche Wetterdienst in München. Auch für andere Bundesländer wurden teils neue Unwetter erwartet.
Taucher bergen Leichen
In Simbach wurden am Mittwochabend nach der verheerenden Flutwelle von Tauchern drei Leichen in einem überschwemmten Haus entdeckt. Die Bewohner der oberen Stockwerke des Mehrfamilienhauses hatten die Retter darüber informiert, dass im überfluteten Erdgeschoss noch Menschen sein müssten. Kurz darauf wurde eine Frau tot in einem Bach in der Nachbargemeinde Julbach entdeckt.
Hunderte Kinder mussten am Mittwoch bis zum Abend in zwei Schulen ausharren, weil die Zufahrtsstraßen nicht passierbar waren. Etwa 50 von ihnen konnten allerdings nicht mehr nach Hause gebracht werden und mussten, betreut von etwa zwei Dutzend Erwachsenen, in der Mittelschule von Triftern übernachten. Die vom Wasser eingeschlossenen Schüler wurden mit Hubschraubern versorgt. Mehrere Schulen sollten auch am Donnerstag wegen des Hochwassers geschlossen bleiben.
Der Energieversorger Bayernwerk hatte zudem mitgeteilt, dass Tausende Haushalte vorläufig weiter ohne Strom auskommen müssten. Auch die Feuerwehr in Düsseldorf kämpfte gegen die Folgen eines heftigen Unwetters. Bis in die Nacht habe es rund 420 Einsätze gegeben, teilte die Feuerwehr mit. Etwa 240 Mann rückten in der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens aus, um unter Wasser stehende Keller und geflutete Tunnel leer zu pumpen. Sorgen bereitete den Rettern das Flüsschen Anger, in dem das Wasser stetig stieg. Für den Notfall lagen 2000 Sandsäcke bereit.
Die Schäden sind verheerend und liegen nach ersten Schätzungen in zweistelliger Millionenhöhe. Ganze Wohnsiedlungen sind völlig verwüstet und wohl bis auf weiteres unbewohnbar.
Quelle: ntv.de, bad/kpi/AFP/dpa