"Situation sehr katastrophal" Minister: Unwetter in Libyen kosten 2000 Menschen das Leben
11.09.2023, 18:00 Uhr Artikel anhören
Es werden Hunderte Tote durch das Unwetter in Libyen erwartet.
(Foto: Libya Almasar TV via AP)
Das Sturmtief "Daniel" hat für Verheerungen in Teilen Libyens gesorgt. Die Angaben zu Opfern gehen noch weit auseinander. Staatliche Stellen sprechen von Tausenden. Helfer von Hunderten. Behörden haben den Ausnahmezustand ausgerufen und eine Ausgangssperre verhängt.
In Libyen sind bei einem Unwetter mit Sturm und Fluten nach Angaben des Chefs der östlichen Regionalregierung mindestens 2000 Menschen getötet worden. Tausende weitere würden zudem noch vermisst, sagte Osama Hamad einem örtlichen TV-Sender in einem Telefon-Interview. Der Chef der Hilfsorganisation Roter Halbmond in Bengasi, Kais Fhakeri, hatte die Lage zuvor als "katastrophal" beschrieben. Allerdings hatte er lediglich von 150 Toten gesprochen und die Vermutung geäußert, dass die Zahl noch auf 250 steigen könne. Worauf sich die Regionalregierung bei ihren Zahlen beruft, blieb zunächst unklar. Nach Angaben verschiedener ärztlicher Quellen und von Rettungsdiensten werden Dutzende Menschen noch vermisst. Die Armee teilte mit, unter den Vermissten seien auch sieben Soldaten.
Das Sturmtief "Daniel" setzte Teile der Städte Bengasi,Susse, Al Bayda, Al-Mardsch und Derna unter Wasser. In sozialen Netzwerken wurden Videos veröffentlicht, in denen Menschen zusehen sind, die sich auf die Dächer ihrer Fahrzeuge vor den Fluten retteten und auf Hilfe warteten.
In Derna ist die Lage nach Angaben des Gemeinderats "außer Kontrolle". Man sei auf internationale Hilfe angewiesen. Demnach sind in der Stadt außerdem zwei Staudämme zusammengebrochen. Dem örtlichen Krankenhaus zufolge werden Dutzende Menschen vermisst. "Wir haben geschlafen, und als wir aufgewacht sind, haben wir festgestellt, dass das Wasser das Haus eingeschlossen hat. Wir sind im Haus und versuchen, es zu verlassen", schilderte der Bewohner Dernas, Ahmed Mohamed, am Telefon die Lage.
Augenzeugen: Wasser steht bis zu drei Meter hoch
Ein Bewohner der Stadt Al-Baida sagte, die Lage sei "sehr schlimm". Strom und Internetverbindung seien unterbrochen. "Dies ist die größte Überschwemmung, die wir seit Jahren erlebt haben", fügte er hinzu. Rettungsarbeiten gestalteten sich nach Angaben des Notfalldiensts zum Teil schwierig, weil Städte wie Susa größtenteils unter Wasser ständen. Man sei auf die Unterstützung von Hubschraubern angewiesen. In der Küstenstadt stand das Wasser nach Augenzeugenberichten bis zu drei Meter hoch. Behörden haben den Ausnahmezustand ausgerufen und eine Ausgangssperre verhängt. Schulen und Geschäfte sind geschlossen. Die Vereinten Nationen teilten mit, sie würden Hilfsmaßnahmen vorbereiten.
Libyens Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba sagte, er habe alle staatlichen Behörden angewiesen, sich sofort mit den Schäden und Überschwemmungen in den östlichen Städten zu befassen. Sie wurden zu Katastrophengebieten erklärt.
In Libyen war nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 ein Bürgerkrieg ausgebrochen. In dem ölreichen Staat ringen bis heute zahlreiche Milizen um Einfluss. Derzeit kämpfen zwei verfeindete Regierungen mit jeweils einem Sitz im Osten und Westen um die Macht. Alle diplomatischen Bemühungen, den Konflikt friedlich beizulegen, scheiterten bisher. Der Konflikt wird durch ausländische Staaten zusätzlich befeuert. Die Regierung in der Hauptstadt Tripolis unter Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba sprach von den schwersten Regenfällen seit mehr als 40 Jahren.
Quelle: ntv.de, msc/jwu/rts/dpa