Ist "Eaten Alive" nur ein Fake? Paul Rosolie - der Mann für die Schlangen
04.12.2014, 11:59 Uhr
Ganze sechs Wochen verbrachten Paul Rosolie und sein Team im Amazonas-Gebiet mit dem ehrgeizigen Ziel, sich von einer ausgewachsenen Anaconda verspeisen zu lassen. Oder doch nicht?
Über 17 Millionen Mal wurde der Trailer zum Eaten-Alive-Projekt allein bei YouTube angeklickt. Die große Frage: Hat sich Paul Rosolie wirklich von einer Anakonda fressen lassen? Und wenn ja: Warum das Ganze?
"Eaten Alive" heißt ein Dokumentarfilm, der seit Anfang November für Aufruhr sorgt. Der Titel (Lebendig verspeist) ist durchaus wörtlich gemeint. Was sich nach einem Kampf ums Überleben zwischen Tier und Tier anhört, ist in Wirklichkeit ein Experiment zwischen Mensch und Tier. Die Idee stammt von Paul Rosolie. Der Tierschützer, Naturforscher und Filmemacher aus New Jersey lässt sich in dem Film von einer Anakonda verschlingen. Bei lebendigem Leib.
Der spektakuläre Trailer, der allein bei YouTube bereits über 17 Millionen Mal angeklickt worden ist, verspricht Atemberaubenes. Er zeigt, wie Rosolie und seine Begleiter im Amazonas nach der Schlange suchen. In dem eine Minute langen Spot werden immer wieder gefährlich klingende Untertitel eingeblendet. Es sei eine schwierige Reise mit einem gefährlichen Ziel: "To find a dangerous Beast".
Die Suche nach dem gefährlichen Biest ist schließlich erfolgreich. Rosolie taucht aus dem Fluss auf, um ihn herum spritzt das Wasser hoch, in seinen Armen hält er eine Anakonda. Seine Begleiter jubeln und tragen das meterlange Tier durch den Dschungel. Dann zeigt sich Rosolie in einem schwarzen Kampfanzug und erinnert dabei ein wenig an Darth Vader aus Star Wars. So "schlangensicher" verpackt will er sich der Schlange zum Fraß vorwerfen. Ob Rosolie den Weg bis in den Bauch der Anakonda findet - und auch wieder hinaus - verrät der Trailer aber nicht.
"Der Typ hat sie doch nicht alle!"
Doch schon die Veröffentlichung des Trailers löste zahlreiche kontroverse Diskussionen aus. Viele User sind empört und geschockt. "Die arme Schlange", schreibt einer auf Twitter, ein anderer fragt sich: "Was kommt als nächstes? Am besten, es schaut sich niemand 'Eaten Alive' an. Der Typ hat sie doch nicht mehr alle. Der sollte in psychiatrische Behandlung."
Kritiker zweifeln hingegen, ob das Experiment echt ist. Der Glaube daran, dass sich Rosolie bei lebendigem Leibe habe verspeisen lassen, sei vollkommen absurd, erklärt Fernando Richter vom Zoo "Welt der Reptilien". "Eine Würgeschlange packt zu, umschlingt ihre Beute, erwürgt sie, bis wirklich keine Luft mehr da ist", sagt er RTL. "Die Schlange will sicher sein, dass die Beute auch tot ist. Und erst dann wird sie versuchen, das Opfer zu verschlingen."
Laut Discovery Channel hat es Rosolie aber tatsächlich bis in den Bauch der Schlange geschafft. Wie genau das Experiment ablief und vor allem wie sich Rosalie aus dem Tier befreit hat, bleibt bislang ein Geheimnis. Nur so viel: Mann und Schlange seien am Leben. "Mir und der Schlange ist nichts passiert", teilt Rosolie via Twitter mit.
Bei Tierschützern erregt "Eaten Alive" trotzdem Ärger. Delcianna Winders von der Tierrechtsorganisation Peta kritisierte, dass das Vorgehen Rosolies unverantwortlich sei. "Nicht nur, dass sich dieser medienwirksame Stunt an den Haaren herbeigezogen anhört, es würde für die Schlange auch tödlich enden", sagte sie der "US Weekly".
Ähnlich wie sie sehen das knapp 40.000 Menschen, die eine Petition gegen die Ausstrahlung der Dokumentation unterschrieben haben. "Das ist Tierquälerei höchsten Grades und absolut ekelhaft", schreibt der Initiator im Aufruf zur Unterschriftenaktion. "Es bestärkt das negative Image von Schlangen."
Rosolie geht ungewöhnliche Wege
Rosolie kontert und beruhigt die Gemüter: "Wer mich kennt, der weiß, dass ich keinem Lebewesen etwas zuleide tun kann", schreibt er auf Twitter. "Auf einmal setzen sich so viele Menschen für Schlangen ein! Es ist toll, das zu sehen!" In einem Interview mit der "Entertainment Weekly" gab Rosolie auch die Antwort auf die Frage, die viele so brennend interessiert - warum das Ganze?
"Ich habe bereits 10 Jahre am Amazonas sowie in Indien, Indonesien und vielen anderen Orten gearbeitet. Und überall geht die Artenvielfalt des Pflanzen- und Tierreichs zurück. Ich habe Tausende von Meilen an Regenwaldfläche niederbrennen sehen, was auch jede einzelne Pflanze und jedes Tier in dem Gebiet tötete - niemand interessiert sich dafür. Außerdem habe ich auch Forscher erlebt, die ihr gesamtes Leben lang versucht haben, die öffentliche Meinung auf dieses Problem aufmerksam zu machen und Unterstützung zu gewinnen. Doch die Leute kümmert es einfach nicht."
Vieles spricht also dafür, dass es Rosolie nicht um die eigene PR geht, sondern darum, auf das Schicksal der Schlangen aufmerksam zu machen. Die Auflösung steht kurz bevor. In Deutschland soll er am 11. Dezember um 20.15 Uhr ausgestrahlt werden.
Quelle: ntv.de, dsi