Panorama

Prozess wegen Hehlerei beginnt Picassos Elektriker soll Bilder geklaut haben

Pierre Le Guennec in Begleitung seiner Frau.

Pierre Le Guennec in Begleitung seiner Frau.

(Foto: REUTERS)

271 Bilder soll Pablo Picasso seinem Elektriker überlassen haben. Sagt der zumindest - doch Picassos Nachlassverwalter glaubt ihm nicht. Jetzt steht der Handwerker vor Gericht. Der Vorwurf: Hehlerei.

Zwei französische Rentner, die jahrzehntelang im Besitz von 271 unbekannten Werken des Malers Pablo Picasso waren, haben sich wegen Hehlerei vor Gericht verantworten müssen. Der Prozess gegen den 75-jährigen früheren Elektriker Pierre Le Guennec und seine Ehefrau Danielle begann vor dem Strafgericht in der südfranzösischen Stadt Grasse. Le Guennec beteuerte vor Gericht, eine Kiste mit den Kunstwerken sei ein Geschenk von Picasso und seiner Ehefrau Jacqueline gewesen: "Sie hat gesagt: 'Das ist für Sie.'"

Le Guennec gibt an, ein freundschaftliches Verhältnis zum großen Maler Picasso gepflegt zu haben.

Le Guennec gibt an, ein freundschaftliches Verhältnis zum großen Maler Picasso gepflegt zu haben.

(Foto: AP)

Le Guennec und seine Frau hatten die Picasso-Werke - 180 Bilder, Collagen und Zeichnungen sowie ein Skizzenheft mit 91 weiteren Zeichnungen - fast 40 Jahre lang in ihrer Garage in Mouans-Sartoux nördlich von Cannes aufbewahrt. 2010 wollte Le Guennec die Werke von Picassos Sohn Claude, dem Nachlassverwalter der Familie, als echt zertifizieren lassen. Dieser erstattete daraufhin Anzeige. Picassos Familie ist überzeugt, dass der Kunstschatz gestohlen wurde.

"Picasso hatte absolutes Vertrauen in mich, vielleicht wegen meiner Diskretion", sagte der frühere Elektriker, der einst in einem Landhaus des 1973 verstorbenen Jahrhundertkünstlers in Südfrankreich gearbeitet hatte. "Monsieur und Madame haben mich 'kleiner Cousin' genannt."

Wert der Zeichnungen auf 80 Millionen Euro geschätzt

Gegenüber der "Zeit" sagte Le Guennec, Picasso sei immer freundlich zu ihm gewesen, habe ihn stets gefragt, wie es ihm gehe: "Er war ganz normal. Er sorgte sich zum Beispiel, ob er bei einem Feuer all die Sicherheitszäune überwinden kann, die ich gebaut hatte." Picasso hatte sein Anwesen "Notre-Dame de la Paix" in Mougins von 1971 bis 1973 mit Zäunen, elektrischen Toren und Videokameras ausstatten lassen.

Eines Tages im Jahr 1971 oder 1972 habe Jacqueline, Picassos zweite Frau, ihm, dem Elektriker, jenen Karton in die Hand gedrückt. Mit welchen Worten? Er weiß es nicht mehr. "Vier Jahrzehnte ist das her!"

Der Anwalt Jean-Jacques Neuer vertritt Claude Picasso, den einzigen noch lebenden Sohn Picassos und Nachlassverwalter der Familie. Neuer kauft Le Guennec seine Geschichte nicht ab: "Jeder würde sich daran erinnern, unter welchen Umständen dieses Geschenk gemacht wurde!"

Das Auftauchen der teilweise sehr wertvollen Werke, die in den Jahren 1900 bis 1932 entstanden, sorgte weltweit für Schlagzeilen. Im Mai 2011 wurde ein Ermittlungsverfahren gegen das Rentnerpaar wegen "Hehlerei mit gestohlenen Objekten" eingeleitet. Der nun begonnene Prozess in Grasse ist auf drei Tage angesetzt. Die Picasso-Administration, Hüterin des kulturellen Erbes des Meisters, schätzt den Wert der Zeichnungen inzwischen auf rund 80 Millionen Euro.

Quelle: ntv.de, spt/AFP

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